Warum noch mehr Kölner Bars "Bachelorette"-Rudelgucken veranstalten sollten

© Biel Morro | Unsplash

Reality-Shows sind zu 97% unerträglich – nichts ist schrecklicher, als wenn der hundertste Bauer eine Frau sucht, Verdachtsfälle eher so mittelmäßig aufgedeckt werden oder ein Trödeltrupp erneut einen Keller entrümpelt. Da macht sich nach wenigen Minuten Langeweile breit – und auch das Fremdschämen beginnt allmählich wehzutun. Die verbliebenen drei Prozent lassen allerdings mein Herz höher schlagen, sobald ich auch nur den Trailer zur neuen Staffel sehe. Ich spreche von: der „Bachelorette“.

Klar, handelt es sich auch hierbei um Trash-TV to the fullest – das kann und will ich nicht bestreiten. Und auch darüber, dass die Show weitestgehend geskripted ist, brauchen wir auch nicht zu reden – dennoch ist das Format einfach wahnsinnig amüsant und sorgt dafür, dass meine Freunde und ich uns seit Jahren Woche für Woche – anfangs noch vor dem Fernseher, später dann vor dem Beamer und neuerdings zum Public Viewing – versammeln und einen Heidenspaß daran haben.

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In der aktuellen Staffel geht es um die "Bachelorette" Gerda Lewis. Gerda ist gebürtige Kölnerin – yay – und im Showbusiness niemand unbekanntes. Im vergangenen Jahr buhlte die 26-Jährige noch um Titel als "Germany‘s Next Topmodel" und belegte dabei Platz 17. Mittlerweile hat sie über eine halbe Million Follower auf Instagram und sucht nun die große Liebe im Fernsehen – und wir können alle dabei zusehen.

Zu unserer großen Freunde ist auch Alexander Hindersmann erneut unter den Kandidaten. Alex bekam in der vergangenen Bachelorette-Staffel die letzte Rose von Nadine Klein. Er war der Auserwählte und die anfängliche Verliebtheit der beiden hätte nicht größer sein können. Doch komischerweise – und wie so oft – hielt ihre Liebe nicht lange. Egal, vergessen wir das wieder. Jetzt will er es nochmal wissen und wird als Nachrücker den Männerhaufen rund um Gerda gewaltig aufmischen. Ob er noch einmal zur letzten Schnittblumenvergabe schreiten wird?

Fitness und Bier trinken stehen auf der Tagesordnung. Et voilà – alle Klischees erfüllt.

Die Quoten sind meist schlechter – doch inhaltlich ist die "Bachelorette" weitaus interessanter als das Pendant der "Bachelor". Vielleicht mag es daran liegen, dass sich eben – anders als gewohnt – 20 Männer um eine Frau reißen. Der Unterhaltungsfaktor fängt schon bei den Vorstellungsvideos der Kandidaten an: Man fragt sich ernsthaft, welcher der 20 Männer – die im Übrigen weitestgehend alle so aussehen, als würden sie im Fitnessstudio leben – nur die geringste Chance haben könnte, eine Runde weiterzukommen. Prollo-Gehabe ist ein Klacks dagegen und selbstverliebter ist wahrscheinlich nur Christiano Ronaldo. Aber vielleicht müssen sie auch genauso fasziniert von sich selbst sein, denn welcher der Kandidaten im Fernsehen ernsthaft die wahre Liebe finden möchte oder eher eine Karriere als Germanys next Influencer aka Dschungel-Camp-Bewohner anstrebt, sei mal dahingestellt. Paul Jahnke und Melanie Müller haben's schließlich vorgemacht.

Aber auch in der Männer-Villa geht es anders zu, als wenn diese wie gewohnt von Frauen bewohnt wird: Fitness und Bier trinken stehen auf der Tagesordnung. Et voilà – alle Klischees erfüllt. Wenn mal zwei Kandidaten Stress miteinander haben, eskaliert die Situation nicht nur ziemlich schnell, es wird auch ziemlich schnell Klartext geredet – Lästereien und großes Drama kommen bei der "Bachelorette" tatsächlich eher selten vor. Durch die anderen Staffeln ist bereits bekannt, dass – über das Format hinaus – ernsthafte Freundschaften entstanden sind, wie beispielsweise die „Rosenbrüder“ – die sich übrigens gleichnamiges Wort tätowieren ließen, nun gut.

© Nicola Dreksler

Dass die jeweiligen Bachelorette-Kandidatinnen meist permanent versuchen, erotisch in die Kamera zu gucken, sorgt natürlich auch für das ein oder andere Gelächter – und das nicht nur bei den Frauen, sondern auch bei den männlichen Zuschauern. Denn anders als vermutet, ziehen sich die "Bachelorette" auch wahnsinnig viele Männer rein.

In der Kölschbar beispielsweise wird die Sendung jede Woche im Rudel geguckt – hierbei tragen die Rosen auf den Tischen und das gemeinsame Lachen, Klatschen und Jubeln definitiv zur ausgelassenen Stimmung bei. Warum sollte es auch Public Viewing immer nur dann geben, wenn Fußball oder maximal Tatort läuft? Zwischen all den Frauen tummeln sich beim Rudelgucken in der Kölschbar definitiv auch Männer. Dass eben nicht nur Frauen von dem Format ziemlich angetan sind, dafür liefert inzwischen selbst Youtube Beweise. Da feuert eine Gruppe ihren Teamkollegen und "Bachelorette"-Teilnehmer Daniel aus dem vergangenen Jahr so sehr an, als hätte Deutschland den WM-Titel geholt. Zu Recht.

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Aber nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Bachelorette-Teilnehmer selbst sind von dem Konzept Rudelgucken überzeugt. Kurz nach dem Finale der vergangenen Staffel tauchten Bachelorette Nadine und ihr Alex nämlich höchstpersönlich in der Kölschbar auf. Ganz unverhofft. Selbst für Kölschbar-Besitzer Malte Böttges und sein Team – die nichts von dem prominenten Besuch ahnten – war das Ganze eine Riesenüberraschung. Und auch die Zuschauer, die kurz vorher bei der finalen Entscheidung noch mitgefiebert haben, konnten ihren Augen kaum trauen.

© Kölschbar

Wie man sieht, das Konzept Rudelgucken kommt an. Vermutlich ist es einfach die Mischung und die absurden Situationen, die das ganze Format so wahnsinnig witzig machen – wenn die "Bachelorette" mal wieder gedankenvertieft vor der Kandidaten-Wall steht und sich partout nicht entscheiden kann, welcher der fragwürdigen und komplett gleichaussehenden Männer eine Runde weiterkommt oder wenn ein Date mal wieder so peinlich ist, dass man kaum zusehen kann. Trash-TV hin oder her: Mindestens genauso grotesk wie das Format die „Bachelorette“ nun mal ist, ist es eben auch unterhaltsam – vor allem dann, wenn man es gemeinsam guckt.

Bachelorette-Rudelgucken | Kölschbar | Lindenstraße 56, 50674 Köln | Jeden Mittwoch: 20.15 Uhr | Mehr Info

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