Der Griff in die Kronjuwelen: Liebe Männer, wir sehen das doch!

© Unsplash / Abigail Keenan

Sich in den Schritt fassen, am Po kratzen oder durch die Hosentasche am Gemächt rumwühlen – das scheint doch eigentlich total von gestern zu sein. Ist es aber leider nicht. Mit den Manieren der Männer scheint es, was das angeht, leider meist nicht so weit her. Da unterhält man sich nett und ahnt von nichts, als das Gegenüber plötzlich am Schritt rumfuchtelt. Ganz unbekümmert und selbstverständlich. Geradezu so, als sei man eigentlich nicht da. Manch einer schafft es sogar, sich mitsamt der Hose regelrecht in den Hintern zu greifen. Eine beachtliche Leistung, wie ich finde.

Mein persönlicher Favorit ist aber das – vom Ausübenden ganz offenbar als unsichtbar und super diskret eingeschätzte – Wühlen in der Hosentasche. Da wird dann in aller Ruhe eine spannende Partie Taschenbillard gespielt, während man ein gemeinsames Gespräch in der Firmenküche führt. Liebe Männer, wir sehen das doch! Und es ist wahnsinnig unangenehm!

Der berühmte Schnuppergriff von Jogi Löw hat sich wohl ins kollektive Gedächtnis eingebrannt.

Woran liegt es, dass ihr nicht mal kurz auf einen einsamen Moment warten könnt, um euch zu kratzen, zurechtzurücken oder die Unterhose aus den Falten zu ziehen?

Vielleicht ist das genetisch bedingt. Immerhin besitzen Männer laut diverser Umfragen weniger Schamgefühl als Frauen. Jedenfalls ist mir noch nie eine Frau begegnet, die sich in meinem Beisein im Intimbereich herumgekratzt oder -gewühlt hat. Die Männer hingegen kann ich inzwischen schon gar nicht mehr zählen. Dabei habe ich festgestellt, dass es sich auch um eine generationsübergreifende Angelegenheit handelt. Das beiläufige Hantieren im Schritt ist beliebt bei Jung und Alt.

Dem ganzen Thema die Krone aufgesetzt, hat aber unser werter Herr Bundestrainer vor gut zwei Jahren. Der berühmte Schnuppergriff von Jogi Löw hat sich wohl ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Und seine Erklärung für dieses „Malheur“? Er habe das alles vollkommen unterbewusst getan. Das möchte ich ihm unbedingt glauben. Schließlich wäre es schon einigermaßen dämlich, sich absichtlich vor laufenden Kameras einer solchen Intimgeruchskontrolle zu unterziehen.

Das unterbewusste Handeln trifft vermutlich auf die allermeisten männlichen Exemplare zu, die ein entsprechendes Verhalten an den Tag legen. Anders ist nicht zu erklären, dass jede Frau dieses Thema nur zu gut kennt, während die meisten Männer felsenfest behaupten, sich nie südlich des Äquators rumzuschrubben, wenn Damen in der Nähe sind. Aber genau da ist das Problem. Denn ihr schafft es ja auch, bei einem Vortrag oder einer Ansprache die Hände neben der Hüfte zu lassen. Wieso ist es also im alltäglichen Umgang mit Freundinnen oder Kolleginnen etwas, das ihr ganz beiläufig macht?

Eine Art Ankündigung toll. So etwas wie: 'Hey, ich muss mir jetzt mal ganz dringend die Glocken richten'

Die Theorien zu den Ursachen für dieses männliche Gefummel unterhalb der Gürtellinie sind jedenfalls vielfältig. Ob nun akuter Schweiß oder eine mangelnde Körperhygiene für ein unbändiges Jucken verantwortlich sind, oder aber der Griff in die Kronjuwelen auch eine Art „Gelegenheitskontrolle“ darstellt – ein kurzer Check also, ob noch alles da ist – das weiß vermutlich nur der Einzelne für sich.

Schön wäre aber, wenn ihr, liebe Männer, es einfach ganz allein für euch tun könntet, ohne dass euer Gegenüber unfreiwillig zum Zuschauer mutiert. Denn so sehr ihr euch auch sicher seid, dass das gerade total unauffällig ist, was ihr da treibt – lasst euch bitte etwas gesagt sein: Es ist mehr als offensichtlich. Und teilweise auch ein bisschen verstörend.

Falls es aber wirklich mal unvermeidbar sein sollte und ihr euch einfach nicht anders zu helfen wisst, als beherzt zuzugreifen, dann wäre eine Art Ankündigung toll. So etwas wie: „Hey, ich muss mir jetzt mal ganz dringend die Glocken richten – du kannst ja so lange wegsehen, wenn du willst“. Hauptsache, ihr seid euch endlich darüber bewusst – denn ihr wollt doch auch nicht, dass es bei euch so weit kommt, wie bei Jogi.

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