Italienisch essen gehen? Ohne mich!

© Christin Otto

Ich liebe es, essen zu gehen. Nicht unbedingt, weil ich zu faul wäre, selbst zu kochen. Sondern eher, weil ich gerne Neues probiere – vor allem Gerichte, die mir persönlich zu lange dauern oder zu kompliziert sind. Dafür gebe ich so viel Geld aus, dass ich gar nicht erst ausrechne, wie viel es tatsächlich ist. Weil ich dann wahrscheinlich merken würde, dass ich bereits Essen im Wert eines Kleinwagens verputzt habe. Aber irgendein Hobby braucht der Mensch ja angeblich. Und Essen – das ist bekanntlich der Sex des Alters. Foodporn statt Pornoporsche.

Meine Freunde freut’s. Denn: Wer mich fragt, ob ich Lust habe, essen zu gehen, kassiert im seltensten Fall eine Absage. Mit einer Ausnahme: Essen beim Italiener. Warum Menschen viel Geld für Pizza oder Pasta ausgeben, habe ich nämlich noch nie so richtig verstanden. Italien-Urlaube und verkaterte Sonntage, an denen der Pizzabote der einzig akzeptable Besuch ist, mal ausgenommen. Aber so richtig essen gehen, in Köln, beim Italiener? Ohne mich!

Ich habe keine Lust auf Läden, in denen ich mir zur Pizza überteuertes Craft Beer oder Hunderte Euro teuren Wein an der Theke bestellen kann

Das sage ich übrigens nicht etwa, weil mir Pizza und Pasta nicht schmecken würden. Nur widerspricht es meinem Prinzip vom Essengehen. Weil ich Pizza und Pasta selber kann. Weil es schnell und einfach ist – und günstig noch dazu. Zumindest, wenn man es selber macht. Und um eine halbwegs anständige Pasta zu zaubern, muss man eigentlich auch nur einmal in Italien gewesen sein. Dann weiß man nämlich, dass man Spaghetti am besten nicht in fünf Litern Sauce Bolognese ertränkt. Und Pizza – die schmeckt auch mit dem Zwei-Euro-TK-Teig. Wenn die Garnitur stimmt, hat man innerhalb kürzester Zeit für kleines Geld ein ganzes „Friss-dich-glücklich-Blech“.

Natürlich bin ich nicht so vermessen zu glauben, dass so eine Do-it-Yourself-Pizza dasselbe ist wie der Italien-Klassiker mit selbstgemachtem Boden aus dem Holzkohle- oder Steinofen. Und ich gebe zu: Der Napoli-Style mit fluffigem Rand samt Leopardenmuster ist schon was Feines – sowas spuckt mein heimisches Küchengerät nicht aus. Nur habe ich nun mal keine Lust auf Läden, in denen die Pizza mehr als zehn Euro kostet, zu der ich mir dann überteuertes Craft Beer oder Hunderte Euro teuren Wein an der Theke bestellen kann, nur um das edle Tröpfchen dann selbst zum Tisch zu tragen und direkt neben der Küchenrolle abzustellen. Das ist weder chic noch low key – sondern einfach nur ein seltsames Zwitterwesen, mit dem ich nix anfangen kann.

Für mich ist das Pizza & Pasta die einzig akzeptable Art, in Köln italienisch essen zu gehen. 

Aber weil es bekanntlich zu jeder Regel eine Ausnahme gibt, kommt nun die gute Nachricht: Ich habe sie doch gefunden – die Pizza, für die selbst ich das Haus verlasse. Und zwar an der Subbelrather Straße 250 in Ehrenfeld. Pizza & Pasta nennt sich der winzige Laden, der letztlich nicht viel mehr ist als ein Holzkohleofen mit vier Wänden drum herum.

Hier gibt es sie – die günstige Version der Hipster-Gourmet-Pizza. Napoli-Style, aus dem Holzkohleofen, fünf Euro für die Margaritha, sieben Euro für eine mit Extra-Jedöns. So geht Pizza. Ohne viel Buhei. Cola aus der Dose statt Edelwein. Im Sommer ein echter Geheimtipp – weil es neben dem Laden eine kleine, schnuckelige Terrasse gibt, auf der man den Italien-Klassiker in der Sonne genießen kann. Für mich die einzig akzeptable Art, in Köln italienisch essen zu gehen.

© Christin Otto
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