Karneval – E Levve lang: Warum Karneval für mich die kölschste aller Jahreszeiten ist

© Nicola Dreksler

Es ist wieder soweit – und ich werde gefühlt seit vier Wochen ganz zittrig und nervös, wenn ich an Karneval denke. Und das ist kein Scherz. Nicht, weil ich dringend noch einen Wochenendtrip buchen muss, um mich vor all den betrunkenen Einhörnern und prolligen Swat-Uniformen zu verkriechen. Nein, ich bin nervös, weil der langersehnte Tag immer näher rückt und weil ich Karneval so liebe. Und zwar so richtig.

Wenn ich an die Sessionseröffnung und den Straßenkarneval im Februar denke, erwische ich mich dabei, wie sich ein Grinsen in meinem Gesicht breit macht und ich Karnevalslieder anstimme. Ja, das klingt ein bisschen, als wäre ich verliebt. Und so ist es ja auch irgendwie. Es fühlt sich an, als würde meine große Liebe zu Köln zu jenem jecken Zeitpunkt explodieren – als würde sie ihren zweiten Frühling erleben.

Karneval, das ist für mich die schönste und kölscheste Zeit im Jahr.

Ich weiß, der 11.11. ist nicht der "echte" Kölner Karneval –  das ist lediglich die Sessionseröffnung und viele Urkölner*innen feiern das sowieso nicht. Aber da sie dieses Jahr auf einen Sonntag fällt, habe ich mich dazu entschlossen, die Feste so zu feiern, wie sie fallen. Puh, Glück gehabt!

Das mag vielleicht absurd klingen, aber Karneval – das ist für mich die schönste und kölscheste Zeit im Jahr. Nichts lasse ich über die jecken Tage kommen. Der Urlaub wird bereits Monate vorher eingereicht und niemals – wirklich nie und nimmer – würde ich über Karneval wegfahren. Meine Freund*innen können das kaum ernst nehmen und fordern mich gelegentlich mit Entscheide-dich-Fragen à la „Würdest du über Karneval zwei Wochen in die Karibik fliegen, wenn du alles bezahlt bekommen würdest oder entscheidest du dich trotzdem für Karneval?“ heraus. Die Antwort lautet: "Ja klar entscheide ich mich für Karneval". Zum Urlaub machen hat man schließlich noch das restliche Jahr über Zeit. Karneval gehört dem Karneval – ohne Arbeiten, ohne irgendwelche Reisen, Verpflichtungen oder sonstigem Gedöns.

Ich liebe es, dass an diesen Tagen alles egal ist, dass die Stadt Kopf steht, dass selbst der schnöselige Anwalt Arbeitskleidung gegen Kostüm tauscht.

Klar bin ich kein Fan von Karneval auf der Zülpicher, Ballermannhits, Helene-Fischer Dauerschleife, in Hauseingänge zu urinieren, morgens um 10 Uhr betrunken in der Ecke zu liegen und Randale um jeden Preis – aber das ist auch nicht die Art von Karneval, die ich meine. Denn es geht auch anders – etwas zivilisierter, aber dennoch jeck.

Ich liebe es, dass an diesen Tagen alles egal ist, dass die Stadt Kopf steht, dass selbst der schnöselige Anwalt seine Arbeitskleidung gegen ein Kostüm tauscht, dass auf der Straße ein Zebra, ein Zwerg, ein böser Wolf und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch ein sexy Marienkäfer zur gleichen Zeit rumlaufen, dass Jung und Alt zusammen feiern, dass lauthals Karnevalslieder gesungen werden und man sich schunkelnd und mit Kölsch übergossen in den Armen liegt, dass der Lokalpatriotismus noch größer geschrieben wird denn je und dass der Nubbel letzten Endes an allem Schuld ist. Das ist für mich Karneval. Das ist für mich Köln. Ich will Karneval feiern. Und zwar so richtig und das für immer. Jede Session und e levve lang.

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