Köln-Liebe ist wie eine lange Beziehung, die gepflegt werden muss

© Christin Otto

„Du bist meine Liebe - meine Stadt un mein Verein - Es gibt eine Million Gründe, um auf dich stolz zu sein.“ Es gibt unzählige Karnevalslieder wie diese, in denen wir von der großen kölschen Heimatliebe singen und darüber, wie stolz wir doch auf unsere Stadt sind. Die Kölner und ihre Stadt – das ist ein bisschen wie eines dieser Walt-Disney-Märchen: Haben sich Prinz und Prinzessin erstmal gefunden, ist die Liebe unsterblich und währt für immer. 

Könnte man zumindest meinen. Nun gibt es aber eine neue Studie, die eine ganz andere Sprache spricht. Demnach ist mehr als die Hälfte der Kölner zwar zufrieden mit der Stadt, doch die Köln-Liebe nimmt ab, je länger man hier wohnt.

Die Zufriedenheit nimmt ab, je länger man in der Stadt wohnt.

Karneval, der rheinische Frohsinn und das süffige Kölsch in den putzig-kleinen Gläsern – all das finden die meisten Zugezogenen erstmal toll. Die Verbundenheit zum eigenen Veedel wächst und die kölsche Sproch schleicht sich immer mehr ins eigene Herz.

Doch ist die erste Verliebtheit verflogen, fängt man an, die KVB zu verpönen, beklagt sich über die Gentrifizierung des eigenen Veedels und beginnt, Köln mit anderen Städten wie Berlin zu vergleichen („In Berlin hat man so viele Möglichkeiten!“).

Es scheint also tatsächlich zu sein wie in einer Beziehung.

Es scheint also tatsächlich zu sein wie in einer Beziehung – nur eben nicht wie in einer von Walt Disney, sondern eher wie in einer aus dem echten Leben. Verblasst die rosarote Brille, werden plötzlich die Marotten des Anderen sichtbar. Und: sie nerven! Routine schleicht sich ein und das Sofa wird zum Handlungsort Nummer Eins.

Wie man eine Beziehung hegt und pflegt, dazu wurden schon unzählige Bücher und Artikel in Frauenmagazinen geschrieben. Und wir alle wissen eigentlich, was es dafür braucht: Verständnis, Aufmerksamkeit und Toleranz zum Beispiel. Warum bekommen wir das also mit der eigenen Stadt nicht hin? Ist es doch am Ende auch nur eine dieser Beziehungen, die gehegt und gepflegt werden will.

Sorgt dafür, dass die Schmetterlinge im Bauch wieder fliegen!

Wenn wir jetzt also mal den städtischen Paartherapeuten für euch spielen dürfen, dann wäre unser Rat: Fahrt mal nach Deutz, erkundet andere Ecken, checkt den neuen Nudelladen aus, anstatt zum dreißigsten Mal zum Lieblingsitaliener um die Ecke zu rennen. Verabredet euch mit euren Freunden nach fünf Jahren nicht immer noch am Brüsseler Platz oder am Mäuerchen, sondern trefft euch mal an einem anderen, neuen Ort! Gammelt bei Regen nicht ständig auf der Couch rum und streamt irgendeine Netflix-Serie, sondern besucht eine neue Ausstellung! Haltet euch nicht immer in den drei gleichen Veedel auf – lernt gezielt einen neuen Stadtteil kennen, auch wenn er auf der Schäl Sick liegt! Überwindet alte Gewohnheiten, verlasst die bekannten Trampelpfade, seid neugierig und erkundet die Stadt! Sorgt dafür, dass die Schmetterlinge im Bauch wieder fliegen!

Natürlich gilt, wie in einer Paar-Beziehung auch, immer: Man kann den anderen nicht komplett umkrempeln. Letztlich muss man ihn auch akzeptieren, wie er ist. Köln ist und bleibt Köln. Und ja – die Mieten sind teuer, die Radwege schlecht und auch über Sauberkeit, Öffis und Co. lässt es sich wunderbar ärgern. Doch wer mit einem liebenden Auge auf seine Stadt schaut, der lässt sich nicht von der Unzufriedenheit über all diese Dinge leiten, sondern findet wieder eine Million Gründe, um auf Köln stolz zu sein. Amen.

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