Das Beste, was ihr am Sonntag machen könnt: Schaut euch den Köln-Marathon an!

© Tomasz Woźniak | Unsplash

Sport gucken gehört eigentlich zu den Dingen, die ich unter Zeitverschwendung verbuche. Alle zwei Jahre erbarme ich mich eventuell zu einem WM- oder EM-Spiel – aber das war's dann auch. Nur beim Marathon – da mache eine Ausnahme.

Wenn der Kölner Marathon ins Haus steht, bin ich früh auf den Beinen. Ich packe mir einen Rucksack mit Proviant und mache mich viele Stunden vor dem Startschuss auf den Weg. Den Tag über ziehe ich durch die Stadt – vom Start bis zum Ziel, entlang der vielen Samba-Gruppen, stimme in die Rufe der Zuschauer*innen ein und fiebere auf den letzten quälenden Metern mit den Läufer*innen mit.

Meine Liebe zum Marathon verdanke ich einem Trip nach Berlin. 2008 schlenderte ich unwissend am Brandenburger Tor entlang und stieß zufällig auf eine Tribüne. Just in diesem Moment bog Haile Gebrselassie um die Ecke – ein sehr kleiner, aber wirklich sehr schneller Äthiopier.

Es waren Bilder, die mich derart bewegten und mit Glück erfüllten, dass ich mehrere Stunden auf der Tribüne blieb.

Es war der Moment, in dem ich entschied, mich zu den anderen Zuschauer*innen auf der Tribüne zu gesellen – eigentlich nur, um mir die anderen Spitzenläufer*innen anzusehen. Als die durch die Ziellinie waren und die Amateursportler*innen folgten, wurde es allerdings erst richtig spannend.

Alte Läufer*innen, junge Läufer*innen, behinderte, die mit den Hightech-Pulsuhren, die mit den alten Adidas-Anzügen, die in Kostümen. Die, die sich und der Welt etwas beweisen wollen, die, die ihren Speck oder ihren Liebeskummer weglaufen, die, die eine Wette verloren, eine Krankheit oder einen großen Schweinehund besiegt hatten. Die, die mit ihrer gesamten Abteilung in einheitlichen Shirts laufen, um Geld zu sammeln, die, die ihren eigenen Rekord brechen oder einfach später sagen möchten „Ich bin auch mal einen Marathon gelaufen“.

Viele kamen angekrochen, wurden getragen, brachen in Tränen aus oder fielen sich vor Freude in die Arme. Es waren Bilder, die mich derart bewegten und mit Glück erfüllten, dass ich mehrere Stunden auf der Tribüne blieb. Ich teilte Freudentränen und Jubelrufe mit den Läufer*innen, wechselte im Chor von „Put your hands up in the air“ zu „We will rock you“.

Auf dem Asphalt sind alle gleich.

Natürlich habe ich mich gefragt, warum ausgerechnet dieser Marathon mich so in Ekstase versetzt hat – und mir wurde bewusst: Es ist die Tatsache, dass auf dem Asphalt alle gleich sind. Klar, die Spitzen- und Amateursportler*innen trennen sich durch ihre Geschwindigkeit. Doch der Boden, auf dem sie laufen, ist derselbe – genau wie die Ziellinie und das Publikum, das sie anfeuert, motiviert und bejubelt. Marathon ist nicht elitär, er trennt nicht in Gewinner*innen und Nichtskönner*innen. Während sich in vielen anderen Sportarten alles um den Sieg dreht, werden auf dem Asphalt Tausende Kämpfe ausgetragen. Jeder ist anders, jeder ist spannend. Und am Ende sind alle Läufer*innen Gewinner*innen.

Die Teilnehmer*innen bei ihrem ganz persönlichen Kampf anzufeuern, macht nicht nur wahnsinnig Spaß, es ist auch ein großartiger Motivationsschub. Weil es zeigt, was Menschen schaffen können, wenn sie es nur wollen. Und weil es deutlich macht, dass es da draußen Menschen gibt, die dich unterstützen, dir zujubeln, mitfühlen – egal, ob du nun als Erste*r oder Letzte*r durch's Ziel läufst. Also: Brauchst du eine Portion Mut und Motivation, dann schau dir Köln-Marathon an!

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