Wir sind alle kleine Selbstdarsteller – und das ist auch gut so

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Wir lieben es, uns selbst in Szene zu setzen. Bester Beweis sind soziale Plattformen wie Instagram und Snapchat. Apps wie diese sorgen dafür, dass selbst in einer Großstadt wie Köln plötzlich Dorfstimmung aufkommt. Weil gefühlt plötzlich jeder weiß, was der andere so macht. Auch ich bin bestens informiert. Wenn meine Nachbarin mit ihrem Hund Gassi geht, weiß ich dank Instagram-Story bereits davon, bevor Bello sein Häufchen setzen kann.

Es sieht so aus, als seien wir durch Instagram und Co. zu einer Horde Exhibitionisten geworden, die selbst die banalsten Dinge sehenswert finden. Das Banalste von allem steht dabei im Vordergrund: wir selbst.

Die Industrie hat unseren Hang zur Selbstdarstellung früh gecheckt. Als vor ein paar Jahren der Selfiestick auf den Markt kam, war der Aufschrei noch groß. Wir fühlten uns in unserem Exhibitionismus ertappt. Heute ist das anders. Inzwischen irritiert es niemanden mehr, dass die Frontkameras der meisten Smartphones mehr Pixel besitzen als die auf der Rückseite.

Gleich und gleich gesellt sich gern – und findet sich leichter

Und ganz ehrlich: Was ist auch so schlimm daran? Wenn wir uns selbst inszenieren, dokumentieren wir einfach nur unsere Geisteshaltung, unsere Vorlieben und unsere Abneigungen. Und das ist auch gut so. Weil auf diese Weise Menschen mit ähnlichen Interessen leichter zusammenfinden. In meinem Freundeskreis sind via Instagram sogar schon Freundschaften und Beziehungen entstanden.

Selbst wenn man sich persönlich nie trifft, so ist das Ganze immerhin unterhaltsam. Ein bisschen wie eine Daily Soap. Als Follower fiebern wir bei verschiedensten Ereignissen mit: Schwangerschaft, Operation, Eheschließung. Man will wissen, wie es weitergeht. Ähnlich wie bei GZSZ. Nur eben mit echten Menschen und echten Geschichten.

Selbstinszenierung wird Selbstverwirklichung

Ein weiterer positiver Effekt der Selbstdarstellung ist die digitale Selbstverwirklichung. Nie war es einfacher, eigene Ideen in die Tat umzusetzen. Auf Instagram findet man dank der hohen Reichweite schnell Supporter, die in derselben Nische arbeiten – oder zumindest die Idee spannend finden. Man entwickelt sich vor den Augen seiner Follower weiter, inspiriert sie oder lässt sich inspirieren.

Was wir dank Instagram alles erreichen können, dafür sind die Blogs der Kölnerinnen Bibi Heinicke und Farina Opoku wohl der beste Beweis. Mehrere hunderttausend Follower, bei Bibi Heinicke spricht man bereits von Millionen, folgen ihnen auf Schritt und Tritt. Beide haben als Bloggerinnen angefangen – und sind jetzt Unternehmerinnen. Irgendwie kann man sie damit wohl als Stimme einer Generation gelten lassen.

Denn sie machen deutlich, dass jetzt die Zeit ist, in der jeder von uns etwas bewegen kann. Nicht nur auf Instagram, sondern auch auf Seiten wie GoFundMe oder openPetition. Mit ihrer Hilfe gründen wir Start-ups oder weisen auf Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft hin. Dank Social Media werden wir zu Aktivisten und Real Life-Chronisten unserer Generation. Nicht so schlecht, oder? Also ran an die Smartphones und postet alles, was euch vor die Linse kommt. Mein Like ist euch sicher.

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