Die schlimmste Zeit des Jahres: Die Après-Karnevals-Depression

© Marco Bianchetti |Unsplash

Nichts ist mehr so, wie es war – zumindest die letzten sechs Tage. Heute ist Aschermittwoch, das Ende des Karnevals. Was nun folgt, ist der Beginn der schlimmsten Zeit des Jahres: die Après-Karnevals-Depression. Ein Gefühl, das vermutlich nur Kölner*innen kennen.

Karneval – das ist absoluter Ausnahmezustand. Sechs Tage lang steht die ganze Stadt Kopf, Straßen werden zum roten Teppich für Karnevalszüge und in unseren Adern fließt mehr Kölsch als Blut. Der Karneval beeinflusst einfach alles: Beziehungen, Gesundheit, unsere (Ver-) Kleidung, den Geldbeutel. Wir sind jeck und wenn dabei mal der gesunde Menschenverstand versagt, ist eigentlich alles auch nur halb so wild, denn im Zweifel ist der Nubbel schuld.

Tschüss, du wunderbare Heiterkeit – Bonjour Tristesse!

Klar, auf Swat-Uniformen und prollige Ballermann-Lieder können wir getrost verzichten, aber Karneval, das ist doch viel mehr als das: Das Gefühl, an einem – normalerweise – üblichen Wochentag aus dem Haus zu gehen, alle Jecken kostümiert zu sehen, ist einfach unvergleichlich. Jung und Alt kommen zusammen und aus nahezu allen Kaschemmen dieser Stadt erklingen kölsche Tön. Es wird gelacht, geschunkelt und gebützt. Wir feiern unsere Stadt met K und wenn wir weinen, dann (fast) nur aus Freude.

Und jetzt? Jetzt ist der ganze Spökes auf einmal vorbei, de pief es us und der Nubbel verkohlt. Tschüss, du wunderbare Heiterkeit – Bonjour Tristesse! Der Wecker klingelt, wir gehen zur Arbeit oder in die Uni und plötzlich sind wir wieder drin im Alltagstrott – mit einem Unterschied: Die Endorphinspeicher sind plötzlich leer und die Wäschekörbe voll mit kölschversifften Kostümen.

Das fühlt sich an, wie sieben Tage Montag – oder eher: sieben Tage Montag mit andauerndem Regen.

Jetzt beginnt der Herbst des Lebens – die Stimmung ist im Keller und keine Ablenkung will so richtig funktionieren. Wie auch, wenn Ohrwürmer wie "Et jitt kei Wood" noch leise im Ohr summen und der Glitzer nicht so recht aus den Haaren verschwinden will?

Das fühlt sich an wie sieben Tage Montag – oder eher: sieben Tage Montag mit andauerndem Regen. Was tun gegen diesen Karnevalsblues? Die Spotify-Karnevals-Playlist rauf und runter hören? Die Tage bis zum 11.11. zählen? Es bleibt dabei: Nichts hilft gegen diesen Blues, dat Hätz schmerzt.

Wer diesen Schmerz eimal gespürt hat, weiß, was jetzt kommt: ein wochenlanger Kater und diese stetig nagende Melancholie. Auf einen Schlag ist die schönste Zeit des Jahres vorbei – und wir können nichts dagegen tun. Es ist die Après-Karnevals-Depression.

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