KVB will lustig sein – und macht sich damit zum Affen

© Christoph Seelbach | Kölner Verkehrs-Betriebe AG

Dass öffentliche Verkehrsbetriebe auf der Beliebtheitsskala nur selten ganz oben rangieren, liegt in der Natur der Sache. Denn: Wo Busse und Bahnen zu spät kommen, einem vor der Nase wegfahren, überfüllt sind oder gleich ganz ausfallen, tanzen die Endorphine nur selten Samba. Und dann noch steigende Ticketpreise? Unverschämtheit! Ja, da wird man als Unternehmen schnell zum Staatsfeind Nummer 1 – zumindest unter den Fahrgästen.

Doch es gibt ein Gegenmittel, mit dem sich so manch erhitztes Gemüt ein wenig runterkühlen lässt: Humor. Die Berliner Verkehrsbetriebe machen es vor – und zwar so erfolgreich, dass die YouTube-Videos und Social-Media-Beiträge inzwischen Kultstatus genießen. Längst amüsiert sich nicht mehr nur Berlin, sondern ganz Deutschland über die Schlapplach-Spots und schlagfertigen Antworten der BVG auf Twitter, Facebook & Co.

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Auch die KVB hat offenbar Lunte gerochen, dass Humor zur Image-Politur taugt – und versucht sich selbst im Lustig-Business. Denn wer könnte etwas mehr Wohlwollen dringender gebrauchen als ein Unternehmen, dass bundesweit dafür bekannt ist, dass es beim Bau neuer Bahnstrecken ganze Häuser zum Einsturz bringt? Eben!

Vor einer Woche hat die KVB also zum neuesten Streich ausgeholt und ein Video hochgeladen: mit Big-Brother-Jürgen, der irgendwann zu 9Live-Jürgen wurde. Bei dem Quizsender bequatschte Jürgen Milski die Zuschauer als Moderator so lange, bis sich dann doch ein paar Dumme fanden, die ihr Geld in Anrufe bei der Quizsendung investierten. "Selbst Schuld", kommentierte Jürgen das später in einem Interview.

Die KVB findet's offenbar lustig – so lustig, dass sie Jürgen Milski nun in seiner alten Rolle als Ich-belaber-euch-bis-ihr-drauf-reinfallt-Moderator für ein "lustiges" Video ins Rennen schickt, in dem er das KVB-Monatsabo anpreist. Die Erklärung, in welcher Humor-Liga man sich dabei selbst sieht, wird dann auch direkt mitgeliefert: "Switch Reloaded meets KVB Köln", schreibt das Unternehmen unter dem Video. Hö hö.

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Da Humor bekanntlich Ansichtssache ist, lässt sich über den Spaßfaktor des neuesten KVB-Werbegags zunächst natürlich einmal streiten. Wäre da nicht ein klitzekleines Problem: Viele Kölner haben nicht vergessen, dass die Gewinnspiele des Senders 9Live mehr als zwielichtig waren und dass der Laden  nach zahlreichen Bedenken von Verbraucherschützern und Medienwächtern sowie juristischen Auseinandersetzungen dicht gemacht wurde.

Dumm gelaufen. Noch dümmer ist jedoch, dass die KVB auf Nachfragen, warum man sich ausgerechnet solch ein fragwürdiges Werbegesicht an Land gezogen hat, mit ein und derselben Standard-Antwort reagiert, die dann auf Facebook via Copy-Paste in die Kommentarspalte gepostet wird: "Jürgen Milski haben wir aufgrund seiner Bekanntheit ausgewählt: weil er gebürtiger Kölner ist, eine jüngere Zielgruppe anspricht und in einer überspitzten, selbstironischen und witzigen Art ein an sich eher trockenes Thema vermitteln kann." Gähn! An dieser Stelle ist dann also auch schon Schluss mit lustig. Oder eben auch nicht. Denn dass damit eine „jüngere Zielgruppe“ angesprochen werden soll, ist wohl noch der größte Witz. Bleibt wohl nur eine Schulung bei den Berliner Kollegen.

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