Möbelkiste vom Dabberg – wie zwei Jungs Möbel vor der Müllkippe bewahren

© Yvonne Zißler

Wie versucht ihr, in eurem Alltag achtsamer mit eurer Umwelt und den Mitmenschen umzugehen? Möglichst verpackungsarm einkaufen? Oder vielleicht in Second-Hand-Läden statt in der Boutique shoppen? Mark Vomberg und Phil Dabbert haben der Wegwerfkultur auf ihre eigene Art den Kampf angesagt und die "Möbelkiste vom Dabberg" gegründet – ein Projekt, mit dem sie alte Möbelschätze vor der Müllkippe bewahren.

Die Idee dazu kam mit Fundstücken aus Belgien. "Meine Mutter arbeitet für ein Recyclingcenter in Belgien”, erzählt Mark, der sich dort in ein paar Möbel verliebte, die eigentlich entsorgt werden sollten. Die nahm er kurzerhand mit nach Köln und arbeitete sie zusammen mit Phil auf.

Wir tun was Gutes und uns macht es auch noch Spaß.

Die ersten aufpolierten Möbelstücke gingen an Bekannte. Doch die Resonanz war so gut, dass das Projekt schnell Fahrt aufnahm. "Wir haben gemerkt: Ey das gefällt den Leuten. Wir tun was Gutes und uns macht es auch noch Spaß, warum sollten wir nicht weitermachen", berichtet Mark.

© Yvonne Zißler

Die kleine Werkstatt der Jungs am Ebertplatz platzte schon bald aus allen Nähten, sodass sie mit ihrer Möbelkiste zu "Minha Galera" zogen – ein Künstlerkollektiv, das in einer Halle in Hürth sitzt und sich dort Raum und Equipment für verschiedene kreative Projekte und Veranstaltungen teilt.

Wohnungsauflösungen, Sperrmüll und Ankäufe

In eben diese Halle bringen die beiden Jungs ihre Möbel, bevor sie zur Tat schreiten. "Wir restaurieren nicht, sondern gestalten um, malen an. Ich bin ja eher der Grobian von uns beiden und Phil muss mal hier und da eine Inspektion machen und gucken, ob das alles nach den Standards ist", erzählt Mark.

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Die Auswahl der Möbelkiste ist groß – von 50er- bis 70er-Jahre-Teilen ist alles dabei. An die Stücke selbst kommen die Jungs auf unterschiedliche Weise heran. Die langen Fahrten nach Belgien sind allerdings passé. Dank der wachsenden Followerzahlen auf Instagram und Co. kommen immer mehr Leute direkt mit Angeboten auf die beiden zu. Manche Möbel kaufen sie, manche finden sie bei Wohnungsauflösungen, manche sammeln sie vom Straßenrand auf.

Wir überlegen uns einfach einen Preis, der für uns gerechtfertigt ist.

Sind die Teile dann fertig aufpoliert, werden sie mit einem kurzen Beschreibungstext auf Instagram hochgeladen. Preise nennen Marc und Phil auf ihrer Seite bewusst nicht. "Das heißt einfach nur, dass man mit uns gerne über die Preise reden kann", erklärt Phil. Eine grobe Preisvorstellung haben die beiden aber schon. Die richtet sich meist nach Material- und Anschaffungskosten sowie Arbeitsaufwand.

© Yvonne Zißler

Wie viel ein Möbelstück genau kostet, ist wegen der vielen sehr unterschiedlichen Stücke schwer zu sagen. Das meint auch Phil: "Im Durchschnitt kann man sagen, dass das meiste so circa 150 Euro kostet. Dann haben wir aber auch mal Sideboards für 500 Euro. Wir überlegen uns einfach einen Preis, der für uns gerechtfertigt ist."

Wir grinsen den ganzen Tag und machen richtig geilen Scheiß.

Das Konzept jedenfalls kommt an – so gut sogar, dass Mark und Phil am 16. November ihren ersten eigenen Laden am Ebertplatz eröffnen. So ganz alleine soll er ihnen dann aber doch nicht gehören, denn die Jungs wollen den Kollektiv-Gedanken aus Hürth auch nach Köln tragen – und genau deswegen heißt der kleine Store auch "Minhafaktur". "Es soll nicht nur unser Laden werden, es soll einfach für alle Leute eine Möglichkeit bieten, die was Nices verkaufen wollen", erklärt Mark.

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Dass all das irgendwann mal zu viel werden könnte, davor haben die beiden keine Angst. "Wir grinsen den ganzen Tag und machen richtig geilen Scheiß", erzählt Phil zufrieden – und wenn doch mal Hilfe nötig ist, sei da ja immer noch das Kollektiv.

Minhafaktur | Neusser Straße 8, 50670 Köln | Eröffnung: 16. November 2019 | 10–18 Uhr | Mehr Info

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