Sag "Ich liebe dich" - an einem anderen Tag

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Zehn Jahre liegt mein erster Artikel über den Valentinstag zurück. „Zu zweit allein“ stand drüber – in einer Uni-Zeitung. Geschrieben war er aus der Perspektive zweier Single-Frauen. Anfang 20 waren wir damals. Wir, das waren meine beste Freundin und ich. Wir, mitten im Studium, mitten im Partyrausch. Jedes Wochenende unterwegs, manchmal jede Nacht. Wir, die Pärchen vor allem für eines hielten: Menschen, die ihre Individualität einem großen WIR zum Fraß vorwerfen. „Wir mögen keinen Fisch….Wir finden Altbauwohnungen total schön…wir kaufen nur noch Bio.“

Pärchen waren für uns die Menschen, in deren Leben das „Ich“ keinen Platz mehr hatte. Menschen, die sich am 14. Februar Pralinen in glänzenden Herzschatullen überreichten und alberne Kuscheltiere aufs Kopfkissen legten. Und wir, wir standen natürlich über diesem Tag – dem Valentinstag, an dem diese großen WIRs ihre Würde endgültig in roten Rosen, Schokolade und rosa Plüsch ertränkten. Wir, also das kleine wir, wir waren zu zweit allein. Zum Glück, ihr Loser! So oder so ähnlich.

Weil sich der Wert einer Beziehung nicht am Wert eines Essens messen lässt.

Heute, zehn Jahre später, liegen die Dinge naturgemäß etwas anders. Pärchen habe ich wieder rausgeholt – raus aus der Klischeeschublade. Natürlich auch, weil ich nun selbst eins bin. Ein Pärchen. Ein WIR, in dem trotzdem Platz ist für zwei Mal „Ich“. Denn es gibt sie natürlich: Pärchen, die trotz Kind, Haus und Baum cool sind. Pärchen, die nicht zu zweit beim „Mädelsabend“ auflaufen. Pärchen, die zuhause nicht heimlich Synchronsprechen üben.

Nur der Valentinstag – der ist bei mir noch immer da, wo er schon vor zehn Jahren war. Nämlich in der Kategorie „braucht kein Mensch“. Weil Liebe sich nicht in Herzformen pressen lässt. Weil Aufmerksamkeit per Knopfdruck unechter ist als das Lächeln von Melania Trump. Weil Geschenke am schönsten sind, wenn sie spontan und von Herzen kommen – und nicht, weil man das am Valentinstag so macht.

Weil es anstrengend ist, an einem Tag einen Restaurantplatz ergattern zu wollen, an dem gefühlt die halbe Stadt essen geht. Weil selbst ein Drei-Gänge-Valentinstags-Menü von Mc Donalds (gab es tatsächlich mal!) mehr Humor hat als das "Heute muss es Sterneküche sein". Weil sich der Wert einer Beziehung nicht am Wert eines Essens messen lässt. Weil ein „Ich liebe dich“ gesagt werden sollte, wenn es einen überkommt und man nicht mehr an sich halten kann. Und nicht, weil diese drei Worte sich mit einer Valentinskarte und einem Strauß roter Rosen besonders gut machen. Darum gilt für mein WIR: Sag „Ich liebe dich“ – an einem anderen Tag.

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