Verliebt, Verlobt, "Vererbt" – wunderschöne Second-Hand-Brautkleider in Mülheim
Das Brautkleid ist für viele Bräute wohl das Wichtigste an ihrer Hochzeit. Sektkorken knallen und Tränchen fließen, wenn Braut und Kleid miteinander verschmelzen und die drei magischen Worte im Brautmodengeschäft fallen: Ja, ich will. Ob lang, kurz, Meerjungfrau oder Prinzessin – Brautkleider gibt es in den verschiedensten Ausführungen und doch trägt wohl keine Frau ihr Kleid mehr als einmal. Was für eine Verschwendung eigentlich. Genau das dachte sich auch Judith vor vier Jahren und eröffnete deshalb ein Second-Hand-Brautmodengeschäft.
„Vererbt“ zu finden, ist erst mal gar nicht so einfach – auf dem Mülheimer Hafengelände, auf dem sich auch das Bootshaus befindet, hat sich Judith mit ihren Brautkleidern ein bisschen versteckt in einer großen, weißen Fabrikhalle niedergelassen. Der Laden ist klein und gemütlich, auf zwei Stangen hängen viele weiße Kleider, die darauf warten, die passende Braut zu finden. Und jedes Kleid hat seine eigene Geschichte.
Genau darum geht es Judith in ihrem Laden: Sie wollte einen Ort schaffen, an dem alte Geschichten auf neue treffen. Kleider, die Hochzeiten mit anschließend wunderschönen Liebesromanzen und langanhaltenden Ehen miterlebt haben, sollen den zukünftigen Bräuten Glück bringen. Judith nimmt kein Kleid aus geschiedenen Ehen oder von Hochzeiten, die vorher abgesagt wurden. Die Kleider stammen zum Großteil aus den 70er und 80er Jahren, aber auch aus den 50ern und 60ern sind wunderschöne Exemplare vorhanden. Jedes ist unterschiedlich und einzigartig.
An allen Kleidern hängt ein Zettel mit der Geschichte des Brautkleids. Da geht es zum Beispiel darum, wie sich das Brautpaar kennenlernte und verliebte und wie die Hochzeit oder der Heiratsantrag ablief. Ein Zettel erzählt zum Beispiel die Geschichte von einem Paar aus den 60ern, deren Eltern beide einen Betrieb hatten, die Eltern des Bräutigams eine Gärtnerei und die der Braut eine Konditorei. Der Gärtnerssohn kaufte jeden Tag ein Eis in der Konditorei und lernte dadurch seine zukünftige Frau kennen, denn aus der anfänglichen Jugendfreundschaft wurde schon bald eine Liebe, die bis heute anhält.
Die Kleider liegen im Durchschnitt preislich bei 250 bis 350 Euro und sind damit günstiger als viele der neuen, teuren Kleider. Dazu kommen noch Änderungsmaßnahmen, denn viele Bräute wollen ihr Second-Hand-Brautkleid dann doch noch ein bisschen mehr auf sich selbst zuschneidern lassen. Oft entstehen dadurch ganz neue Kleider, von denen die jungen Bräute Fotos machen und den ursprünglichen Besitzerinnen schicken – dieser Austausch ist für Judith ein absolutes Highlight ihrer Arbeit und zeigt ihr immer wieder, dass sie mit ihrem Konzept richtig lag und etwas Wundervolles geschaffen hat. Und das denken wir auch.
Vererbt | Auenweg 173 (Gebäude 6), 51063 in Köln | Mehr Info