Das Köln ABC: N wie Nubbel

Köln ist wunderbar – und manchmal auch ein bisschen nervig. Wir lieben den Rhein, Karneval, Kölsch und unser Herz schlägt höher, wenn wir den Dom sehen. Wenn genau diese Sachen dich an Köln verzaubern und du gleichzeitig über die KVB fluchst und dich der Stau auf den Ringen zur Weißglut treibt, bist du hier genau richtig. In unserem Köln-ABC gibt es Köln von A bis Z, von vorne bis hinten und mit allem, was dazu gehört – egal, ob wir es nun gerade feiern oder verfluchen.

Es kommt eine Zeit im Jahr, da wird sich jeder frisch zugezogene Kölner Imi verraten. Der Imi hat brav die Verhaltensregeln im Brauhaus gelernt, sich ein paar Kölsche Wörter angeeignet, vor dem Umzug in diese schöne Stadt natürlich das Kölsche Grundgesetz an die Wand gehängt und fleißig aufgepasst, sich nicht direkt als Imi zu outen. Doch: Es ist Karneval und die Offenbarung naht. Denn selbst wenn der Imi es tapfer durch die unbekannten Lieder geschafft und in Windeseile massenhaft neue Liedtexte erlernt hat, steht der Veilchendienstag bevor und der Imi wird zwangsläufig irgendjemanden fragen: Hä? Wat für’n Nubbel? 

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Dabei ist die Nubbelverbrennung am Veilchendienstag vielleicht nicht einer der nachvollziehbarsten, aber auf jeden Fall einer der erinnerungswürdigsten Momente einer jeden Karnevalssession. Nicht zuletzt, weil ein Karneval ohne Nubbel dramatische Folgen haben könnte! Schließlich steht der Nubbel für unsere Sünden ein – für uns muss er verbrannt werden, damit wir von unseren volltrunkenen Taten reingewaschen werden. 

Das Wörtchen Nubbel hat dabei gar keine richtige Bedeutung – es steht symbolhaft für „irgendwen“, den anonymen Sündenbock, den wir am Veilchendienstag dringend brauchen. Und so werden die Strohpuppen alljährlich an den Kneipen aufgehängt oder unter dramatischen Prozessionen durch die Stadt getragen und dann unter lautem Gezeter verbrannt. Und so komisch das alles von außen auch klingen mag, ist es für viele der absolute Höhepunkt der Karnevalstage.

Was dann folgt, kann schlicht und einfach mit einem Wort beschrieben werden: episch.

Die Stimmung bei einer Nubbelverbrennung muss man einfach erlebt haben, um zu verstehen, was da jedes Jahr passiert. Im Dunkeln versammelt sich die Gemeinde, das letzte Kölsch wird getrunken, der Abschiedsschmerz vom Karneval kommt langsam aber sicher hoch. Die Erinnerungen der letzten Tage ziehen am inneren Auge vorbei, manche unscharf, manche ganz klar. Was dann folgt, kann schlicht und einfach mit einem Wort beschrieben werden: episch. Und spätestens wenn das Feuer lichterloh brennt und gemeinsam Kölsche Lieder angestimmt werden, man sich Arm in Arm liegt in das Ende der Session schunkelt, weiß auch der letzte Imi: Kölner sein ist toll.

© Brauhaus Sion

Dabei haben alle Nubbelverbrennungen in der Stadt ihre eigenen kleinen Traditionen und ein ganz besonderes Flair. Sei es bei der großen Prozession durchs Kwartier Latäng, wo hunderte Menschen dem aufgebahrten Nubbel hinterherlaufen, in der Südstadt, die auf einmal in einem echten Fackelmeer erstrahlt oder an den vielen Kneipen, die ihren eigenen Nubbel vor der Tür verbrennen.

Und selbst wer sich nicht vorstellen kann, dass der Nubbel unsere Sünden wirklich mit in sein loderndes Feuer nimmt, fragt sich sicher trotzdem, wieso der Karneval schon wieder so ein schnelles Ende finden musste. Aber wir wissen: Der Nubbel is dat Schuld!

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