Das Köln ABC: O wie Opernbau

Köln ist wunderbar – und manchmal auch ein bisschen nervig. Wir lieben den Rhein, Karneval, Kölsch und unser Herz schlägt höher, wenn wir den Dom sehen. Wenn genau diese Sachen dich an Köln verzaubern und du gleichzeitig über die KVB fluchst und dich der Stau auf den Ringen zur Weißglut treibt, bist du hier genau richtig. In unserem Köln-ABC gibt es Köln von A bis Z, von vorne bis hinten und mit allem, was dazu gehört – egal, ob wir es nun gerade feiern oder verfluchen.

Wer – wie ich – 2012 nach Köln gezogen ist, hat in den letzten acht Jahren viel Veränderung in der Stadt gesehen. Der Effzeh spielte nicht mehr, dann wieder, dann wieder nicht mehr in der zweiten Liga, sehr viel Wasser ist den Rhein hinabgeflossen und ungefähr 40.000 Menschen mehr leben jetzt in Köln als vor acht Jahren. Irgendwann musste das Underground schließen, Plätze wie der Chlodi und der Rudolfplatz verwandelten sich in Baustellen, Deutschlands erstes Pop-Up-Restaurant hat eröffnet und wieder geschlossen.

Viel ist passiert, Gutes und Schlechtes, doch eine Tatsache hat sich seit 2012 so wenig verändert, wie unsere Liebe zum Kölsch: Die Oper wird saniert. Immer noch. Und bei der aktuellen Lage klingt manch eine*r schon mal verwirrt:„Also das Schauspiel ist in Mülheim, aber jetzt auch wieder in der Innenstadt und die Oper spielt im Staatenhaus am Rheinpark, aber war die nicht auch mal im Musical Dome? Und an der Baustelle am Offenbachplatz – passiert da noch irgendwas?“ Für alle, die die Schauspiel-Oper-Situation in den letzten Jahren – oder beim erstmaligen Kontakt mit dieser schönen Stadt – so sehr verwirrt hat wie mich, gehen wir nochmal ein paar Jahre zurück in der Geschichte.

Eine unendliche Geschichte

Saniert wird die Oper jetzt nämlich schon seit 2012. Der alte Opernbau, der 1957 vom Architekten Wilhelm Riphahn erstellt wurde, hat damals für viel Diskussion gesorgt. Es gab Pläne, alles abzureißen und eine neue Oper auf der rechten Rheinseite zu errichten, dann sollte die Oper vor Ort abgerissen und neugebaut werden. Schließlich kam es zu einem großen Renovierungsplan, der nie so funktionieren sollte, wie gedacht. Das lag vielleicht auch daran, dass es nie einen vernünftigen Plan gab: Geplant wurde immer dann, wenn schon gebaut wurde – erst viel zu spät konnte man ins Mauerwerk schauen und die Pläne wirklich mit der Lage vor Ort vergleichen. Das Ergebnis: Chaos, Umplanungen, Millionenausgaben – und das über Jahre hinweg. 

Oper und Schauspiel haben an ihren jetzigen Standorten auf dem Carlswerk-Gelände und im Staatenhaus am Rheinpark zwar auch ihren eigenen Charme entwickelt, aber vereint, auf einer prachtvollen Fläche, mitten in der Stadt? Das wäre schon was. Auch für alle Beteiligten, die sich die letzten acht Spielzeiten wahrscheinlich anders vorgestellt hatten.

© Christin Otto

Der ursprüngliche Kostenplan von circa 250 Millionen Euro liegt jetzt, acht Jahre später, bei über 840 Millionen Euro inklusive Finanzierungskosten – unvorstellbar. Gar nicht mal so unvorstellbar, wenn man den Blick auf andere Städte wirft: Stuttgart hat seinen Bahnhof, Berlin seinen Flughafen, Hamburg die Elbphilharmonie und Köln den komplizierten Opernbau.

Für den gibt es übrigens sogar eine eigene Website, bei der ihr euch den Plan für 2023 auf einer interaktiven Karte und die Geschichte der Sanierung an einem Zeitstrahl anschauen könnt. Und nicht nur das: Um die Kölner*innen in diesem Endlos-Bauprojekt ein wenig mitzunehmen, kann man normalerweise auch an Führungen durch die Großbaustelle teilnehmen. Die Führungen sind aber erstmal – wegen Corona – pausiert.

"Der Ruf, eine Stadt zu sein, die bautechnisch nichts auf die Reihe bekommt, ist einer, von dem man sich gerne auch wieder loslösen könnte."

Tja, inzwischen schreiben wir das Jahr 2020 und die Oper wird offensichtlich immer noch saniert. Wahrscheinlich bis Mitte 2023 und nicht bis Ende 2022, was der letzte Stand gewesen war. Bis das Ziel dann letztes Jahr wieder ein bisschen weiter nach hinten gerückt ist. Immerhin: Diesmal verschiebt sich die Fertigstellung nur um ein halbes Jahr. Erfreulich ist das für alle Beteiligten sicher nicht und auch der Ruf, eine Stadt zu sein, die bautechnisch nichts auf die Reihe bekommt, ist einer, von dem man sich gerne auch wieder loslösen könnte. Der einzige Lichtblick: Die Kölner*innen nehmen es – immer noch – gelassen. Ob "Et hätt noch immer joot jejange" aber bei millionenschweren Bauprojekten immer noch die richtige Haltung ist, lässt sich bald nach einer Dekade des Umbaus leider bezweifeln.

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