Dramatische Appelle: Corona-Krise entwickelt sich zur Krise von Kultur und Gastro

© Unsplash | Tim Mossholder

"Wir haben heute Mitarbeiter entlassen müssen und andere mit Kurzarbeitsregelungen nach Hause geschickt. Glaubt uns, dieser Tag ist der schlimmste in unserer Karriere!" Mit diesen Worten endet der dramatische Appell, den das Street Food Festival angesichts der Folgen der Corona-Epidemie auf Facebook geteilt hat. Der Grund: Voraussichtlich müssen sämtliche Festival-Termine abgesagt werden – der finanzielle Verlust: existenzbedrohend.

Mit ihrem Hilferuf wenden sich die Food-Festival-Veranstalter vor allem an die Kölner Politik: "Wir brauchen Ämter, die nicht rumeiern und die Verantwortung auf uns Veranstalter abwälzen. Wir brauchen schnelle Entscheidungen für staatliche Unterstützung. Wir brauchen einfach Hilfe!"

Warum lasst ihr uns so im Regen stehen? Warum müssen wir als Veranstalter und Kulturschaffende Entscheidungen treffen, die eigentlich ihr treffen müsstet?

Es ist nicht der einzige Hilferuf, der dieser Tage laut wird. Kurz zuvor hatten auch schon die Betreiber des Club Bahnhof Ehrenfeld ihrem Ärger auf Facebook Luft gemacht. Denn offenbar wollten auch sie lieber Events absagen, konnten es sich aber nicht leisten.

"Wenn wir aus Solidarität und Überzeugung heraus freiwillig unsere Läden schließen, gehen wir komplett selbst in die Haftung und verwirken angesichts der momentanen Rechtslage die Zukunft unserer Betriebe und damit auch die Existenzen aller unserer Mitarbeiter", so die Erklärung.

Ohne Veranstaltungsverbot keine Regressansprüche

Denn: Solange die Stadt- oder Landesverwaltung kein generelles Veranstaltungsverbot verhängt, können die Veranstalter auch keine Regressansprüche stellen, wenn sie Events eigenständig abblasen – und genau das könnte ihnen finanziell das Genick brechen. "Warum lasst ihr uns so im Regen stehen? Warum müssen wir als Betreiber, Veranstalter und Kulturschaffende Entscheidungen treffen, die wir nicht treffen können und die eigentlich Ihr treffen müsstet?", so die drängenden Fragen der CBE-Verantwortlichen.

Damit entwickelte sich die Corona-Krise in Köln schnell immer mehr auch zu einer Krise der Kultur. Kurz nachdem die Lanxess Arena alle Konzerte bis zum 10. April gestrichen hatte, reihten sich die Kölner Bühnen ein. Philharmonie, Oper und Schauspiel sagten sämtliche Veranstaltungen bis einschließlich Karfreitag ab.

Bei großen und kleinen Spielstätten hagelt es Absagen

Doch nicht nur bei den großen Spielorten hagelte es Absagen, auch kleinere Clubs machten nach und nach dicht. Die Zahl der gestrichenen Termine wuchs schon vor dem Wochenende stündlich. Live Music Hall, Palladium, Jaki, Roxy, Gewölbe – sie alle setzten frühzeitig den Rotstift an und das war erst der Anfang einer langen Liste.

Kölner Kinos ergriffen ebenfalls schnell Maßnahmen: Im Filmpalast wurde beispielsweise nur noch jeder zweite Platz besetzt, damit die Besucher Abstand zueinander halten. Auch andere Kinos wie das Residenz oder der Cinedom buchten ihre Säle nicht mehr aus.

Doch all das ist in Zeiten von Corona nicht ausreichend – das hat die Stadtverwaltung bei ihrer Krisensitzung am Samstag, 14. März, entschieden. Demnach sind ab Sonntag, 15. März, alle Veranstaltungen bis einschließlich 10. April verboten. Das gilt für Kinos, Clubs und Bars. Manch Veranstalter mag nun aufatmen – doch vielen steht das Wasser schon jetzt bis zum Hals.

Die Situation ist dramatisch – und das nicht nur in Köln. Da wundert es nicht, dass sich auch Jan Böhmermann mit einem Tweet zu Wort meldete. Darin fordert er Unterstützung für Kultur und Künstler. Der Post ging binnen kürzester Zeit viral und zeigt: Offenbar hat er damit einen Nerv getroffen hat.

Empfohlener redaktioneller inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt, mit dem wir den Artikel bereichern.
Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden.
Beim Laden des Inhalts akzeptierst du die Datenschutzerklärung.

Dabei lastet die aktuelle Situation nicht nur auf Kulturmachern und Veranstaltern. Auch für kleine Unternehmer, die in Köln Cafés und andere Läden betreiben, spitzt sich die Lage zu, ausbleibende Kundschaft und Lieferprobleme belasten das Geschäft. Und so wendete sich der "Bürgerverein Eigelstein" frühzeitig mit diesem Hilferuf direkt an die Kölner:

Empfohlener redaktioneller inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt, mit dem wir den Artikel bereichern.
Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden.
Beim Laden des Inhalts akzeptierst du die Datenschutzerklärung.

Posted by Bürgerverein Eigelstein on Saturday, March 14, 2020

Dass das Problem durch guten Willen unerschrockener Kunden nicht zu lösen ist, macht das Statement der IG Kölner Gastro deutlich: "Bereits jetzt hat unsere Branche massive Umsatzeinbussen zwischen 10 und 70 Prozent, die ersten Insolvenzen liegen auf dem Tisch und uns sagen Gäste reihenweise die Reservierungen ab. Die ersten Lokale schließen freiwillig und entlassen das gesamte Personal", heißt es.

Es liegt an Ihnen und an dieser Gesellschaft, ob es uns nach dieser Krise noch geben wird.

Genau darum wendet sich der Appell der Interessengemeinschaft in Richtung Politik. Wenn die wolle, dass es Gastronomie-Betriebe auch nach der Corona-Krise noch gibt, dann brauche es vor allem finanzielle Unterstützung seitens der Regierung. "Unbürokratisch, zügig und in einem Milliardenvolumen. Sollten wir die Betriebe in der kommenden Woche, wie in Italien oder Belgien, komplett schließen müssen, laufen erste Berechnungen auf mindestens 50 Milliarden Euro hinaus, wenn wir die Arbeitsplätze erhalten sollen."

Empfohlener redaktioneller inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt, mit dem wir den Artikel bereichern.
Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden.
Beim Laden des Inhalts akzeptierst du die Datenschutzerklärung.

Sehr geehrte Bundesregierung, liebe Henriette Reker,
BITTE helfen Sie uns. Wir haben heute die Pressekonferenz von...

Posted by IG Kölner Gastro on Friday, March 13, 2020

Während Gastronomen – im Gegensatz zu Veranstaltern – auch weiterhin auf klare An- und Zusagen seitens der Stadt warten, macht die Not an einigen Stellen erfinderisch. Während sich in Düsseldorf die erste Brauerei einen Altbier-Drive-In einfallen lassen hat, strukturieren Cafés und Restaurants in Köln um.

Bei Schamong gibt es den Kaffee nur noch to go und bezahlt werden kann ausschließlich mit Karte. Bei Madame Tartine und Ernst Kaffeeröster wurden die Zuckerdöschen von den Tischen entfernt und der Kaffee zum Mitnehmen wird nicht mehr in selbst mitgebrachte Becher gefüllt. Das Eatdoori gibt inzwischen 20 Prozent auf To-Go-Bestellungen bei Selbstabholung und auch das Johann Schäfer bietet ab Dienstag, 17. März, einen Liefer- und Abholservice an.

Empfohlener redaktioneller inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt, mit dem wir den Artikel bereichern.
Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden.
Beim Laden des Inhalts akzeptierst du die Datenschutzerklärung.

Fünf Tipps, wie auch ihr Gastronomen helfen könnt, hat inzwischen auch Martin, seines Zeichens Küchenchef der Fetten Kuh, veröffentlicht. Er rät unter anderem: Gutscheine beim Lieblingsrestaurant kaufen und Take-Away-Angebote nutzen.

Empfohlener redaktioneller inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt, mit dem wir den Artikel bereichern.
Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden.
Beim Laden des Inhalts akzeptierst du die Datenschutzerklärung.

Mit Unterstützung
Mit Vergnügen finanziert sich hauptsächlich durch Events und Werbung. Beides ist in den letzten Wochen stark zurückgegangen. Wenn du unsere Beiträge wertvoll findest und die Möglichkeit hast, uns zu unterstützen, freuen wir uns über eine Spende über Paypal.

Zurück zur Startseite