Hört auf, meinen Fahrradkorb als euren Mülleimer zu benutzen!

© Nicola Dreksler

Es ist ein Morgen wie jeder andere auch: Ich gehe aus dem Haus, muss mich kurz orientieren, wo ich gestern mein Fahrrad abgestellt habe und bin – nachdem ich es gefunden habe – verdammt wütend. Denn das Erste, was mir ins Auge springt, ist der Berg Müll, der sich in meinem Fahrradkorb sammelt.

Und damit meine ich nicht ein Papierchen oder vielleicht einen Flyer von einem neuen Yogastudio – nein, ich spreche von richtigen Müllbergen: Plastikverpackungen, leeren Zigarettenschachteln, Bierflaschen, To-Go-Bechern und eben allem, wofür so manch eine*r wohl zu faul ist, den nächsten Mülleimer aufzusuchen.

Ihr habt mir quasi einen ehrenamtlichen Job als Müllfrau aufgehalst – cool!

Danke ihr Ottos! Danke, dass ihr diesen Part mir überlasst. Danke, dass ich den Gang zum Mülleimer für euch übernehmen kann und eure ausgespuckten Kaugummis, Make-up-verschmierten Masken und Co. inmitten einer Pandemie – auch unter „normalen" Umständen wäre es eklig – entsorgen darf.

Mittlerweile ist es sogar schon soweit, dass ich morgens nicht nur fünf Minuten mehr Zeit einplane, sondern auch mit einer leeren Papiertüte bewaffnet das Haus verlasse. Ihr habt mir quasi einen ehrenamtlichen Job als Müllfrau aufgehalst – cool! „Ist doch was Positives, schließlich tust du was Gutes“, denken sich manche jetzt vielleicht.

Ernsthaft Leute? Positiv wäre es, wenn ihr euren Dreck das nächste Mal einfach selbst wegschmeißt. Manch einem mag das jetzt vielleicht kleinkartiert vorkommen, sich über einen Handgriff so aufzuregen. Aber wenn du jeden Tag einen Extra-Gang zum Mülleimer einplanen musst, weil andere Leute dir ihr Gedöns in den Korb legen, ist es einfach nur ätzend.

Vermutlich denken diese ignoranten Umweltsünder*innen keine Sekunde über ihre Tat nach, denn sonst würden sie nicht so idiotisch handeln.

Ich frage mich wirklich, was in den Köpfen so einiger Menschen vorgeht, denn nicht nur mein Fahrradkorb sieht so verramscht aus, sondern auch der vieler anderer Fahrradfahrer*innen. Denken sie sich vielleicht „Chilig, ein Korb – hier schmeiße ich meine Kippenschachtel rein. Besser als sie auf die Straße zu werfen“?

Oder fühlen sich diese Menschen vielleicht sogar toll oder besser, weil sie in dem Moment die Verantwortung an andere abgeben? Frei nach dem Motto: „Ach, die werden’s schon machen“. Aber da muss ich euch leider enttäuschen – das ist nämlich keineswegs besser, sondern zeugt vor allem von einem: fehlendem Anstand.

© Nicola Dreksler

Das Absurde ist ja, dass sich der Abfall den Jahreszeiten anpasst. Im Mai landet ein zerbrochenes Holzherz in meinem Korb – falls das eine Message sein sollte, ich habe sie bis heute nicht entschlüsselt –, am 11. November waren es mehrere Kölschflaschen und -dosen und im Dezember Spekulationsverpackungen.

Wäre das Ganze nicht so nervenaufreibend, könnte man vielleicht sogar drüber lachen. Aber mir ist noch nicht mal nach Schmunzeln zu Mute. Also hört verdammt nochmal auf, meinen und viele andere Fahrradkörbe als Mülleimer zu missbrauchen!

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