11 Kölner Künstler*innen, die ihr kennen solltet
Wenn die Art Cologne in den Kölner Messehallen zu Gast ist, dann wird es bunt in Deutz. Einmal im Jahr versammelt sich hier nämlich die internationale Kunstszene und zeigt Werke des 20. und 21. Jahrhunderts. Das Spektrum reicht von der Klassischen Moderne bis hin zur neuesten cutting-edge Art. Rund 200 Galerien sind dabei – und sie haben die Arbeiten von mehr als 2000 Künstlern aus allen Preissegmenten im Gepäck. Wer jetzt direkt abwinkt, weil er keine Ahnung von Kunst hat, für den haben wir einen kleinen Crash-Kurs parat: Wir stellen euch 11 Künstler vor, deren Namen man als Kölner zumindest schon mal gehört haben sollte.
1. Gerhard Richter – Rekordsummen für ein Bild
Gerhard Richter ist nicht nur der bekannteste Künstler aus Köln, sondern auch einer der begehrtesten Gegenwartskünstler weltweit. Seine Werke erzielen auf Auktionen inzwischen Rekordsummen. So wurde sein „Abstraktes Bild“ für 41 Millionen Euro versteigert. Kölner kennen Gerhard Richter aber nicht nur dank seiner Gemälde, sondern auch aus dem Kölner Dom. Dort gibt es nämlich ein Kirchenfenster, das von ihm entworfen wurde. Es fällt als buntestes aller Fenster ins Auge – es besteht aus vielen kleinen Vierecken aus Glas, die gemeinsam ein farbenfrohes Mosaik bilden.
2. Sigmar Polke – Stern am Pop-Art-Himmel
Sigmar Polke ist der wichtigste deutsche Vertreter der Pop Art. Kaum ein anderer deutscher Nachkriegskünstler hatte eine vergleichbare internationale Wirkung. Kein Wunder also, dass nach Polkes Tod im Jahr 2010 gleich zwei der weltweit wichtigsten Häuser für Gegenwartskunst – das Museum of Modern Art in New York und der Tate Modern in London – eine Retrospektive zeigten. Natürlich widmete auch das Museum Ludwig dem Künstler eine große Retrospektive. Schließlich lebte Polke Jahrzehnte lang in Köln. Sein Grab befindet sich auf dem Melaten-Friedhof.
3. Mary Bauermeister – Urmutter der Prä-Fluxszene
Mary Bauermeister spielt für die Kölner Kunstszene eine wichtige Rolle. Mitte der 50er Jahre ließ sie sich hier als freie Künstlerin nieder. Damals avancierte ihr Atelier an der Lintgasse 28 in der Altstadt zum Treffpunkt der Prä-Fluxusszene – eine Kunstrichtung, bei der es nicht auf das Kunstwerk, sondern auf die schöpferische Idee ankommt. Avantgardistische Dichter, Komponisten und Künstler wie Joseph Beuys, John Cage, Christo, Daniel Spoerri, Theodor W. Adorno und Karlheinz Stockhausen, ihr späterer Ehemann, kamen dort zusammen und führten Performances durch. Die Lintgasse 28 gilt darum als die „Urzelle des Aufstiegs Kölns zur Kunstmetropole“ – und Mary Bauermeister ist die „Urmutter“ dieser Kunstszene. Später feierte Bauermeister auch in New York große Erfolge.
4. HA Schult – Schöpfer des Flügelautos
In Köln gibt es kaum jemanden, der HA Schult nicht kennt. Mit seiner Aktionskunst sorgt er immer wieder für Aufsehen – und einige seiner Arbeiten gehören längst fest zum Kölner Stadtbild. Das Flügelauto zum Beispiel. Der goldene „Vogel“ thront schon seit einer gefühlten Ewigkeit über dem Kölnischen Stadtmuseum. Auch die beleuchtete Weltkugel auf dem DEVK-Gebäude ist von HA Schult – und jeder, der nachts schon mal über die Zoobrücke gefahren ist, wird sie kennen. Berühmt geworden ist er aber vor allem durch sein Müll-Figuren „Trash People“, die nicht nur auf dem Roncalliplatz, sondern auch international ausgestellt wurden.
5. August Sander – einer der wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts
Es war 1910, als August Sander nach Köln zog und an der Dürener Straße in Lindenthal sein Fotoatelier eröffnete. Berühmt wurde er durch das um 1924 entworfene Werk „Menschen des 20. Jahrhunderts“. Darin portraitiert Sander Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen. Heute zählt Sander, der 1964 in Köln starb, zu den wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Schon zu Lebzeiten wurden seine Arbeiten weltweit in Ausstellungen gezeigt. Heute ist die größte Sammlung seiner Werke in Köln zu sehen – in der Photographischen Sammlung der Kulturstiftung der Sparkasse KölnBonn. Zudem ist der "August-Sander-Park" auf dem Mediapark-Gelände nach ihm benannt.
6. Rubens – Meister des Barock
Rubens kennt wirklich jeder. Schließlich ist die „Rubens-Figur“ bis heute Begriff für üppige Rundungen. Doch ist der berühmte Maler wirklich ein Kölner Künstler? Zugegeben: Der Meister des Barock ist weder hier geboren, noch gestorben. Aber immerhin: Rubens verbrachte einen Teil seiner Kindheit – insgesamt immerhin elf Jahre – in Köln, bevor seine Familie nach dem Tod seines Vaters 1589 nach Antwerpen zurückkehrte. Die Familie wohnte in der damaligen Sternengasse nahe St. Peter am Neumarkt – jener Pfarrkirche, in der Rubens getauft und sein Vater begraben wurde. Noch heute hängt dort sein Gemälde „Die Kreuzigung Petri“, das Rubens der Kirche einst im Gedenken an seine Kindheit schenkte.
7. Max Ernst – der "Dada-Max" von Köln
Max Ernst gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Moderne. Geboren wurde er in Brühl, nur wenige Kilometer von Köln entfernt, wo sich heute das Max-Ernst-Museum befindet. Zusammen mit seiner ersten Frau, Louise Straus, Tochter einer jüdischen Fabrikantenfamilie aus Köln, eroberte Max Ernst die Kölner Kunstszene. Die gemeinsame Wohnung wird nach dem Ersten Weltkrieg zum Zentrum der dadaistischen Bewegung in Köln und Max Ernst als Dada-Max bekannt. Zum avantgardistischen Kreis gehören auch die heute berühmten Künstler Hans Arp und Johannes T. Baargeld. In Köln lassen es die Dadaisten ordentlich krachen – zum Beispiel bei einer Ausstellung im April 1920. Bei der Schau im Lichthof des Brauhaus‘ Winter an der Schildergasse lassen sie unter anderem ein kleines Mädchen im Kommunionskleid obszöne Gedichte vortragen. 1922 zieht Max Ernst nach Paris und wird dort zum wichtigen Mitglied der surrealistischen Bewegung. Mit der Verleihung des "Großen Preises der Malerei" auf der Biennale in Venedig 1956 gelingt ihm endgültig der internationale Durchbruch. Dann wird es etwas ruhiger um ihn. 1976 stirbt er mit 84 Jahren in Paris.
8. Christo – der unerfüllte Traum vom verhüllten Dom
Den Künstler Christo kennt man spätestens, seitdem er 1995 gemeinsam mit seiner inzwischen verstorbenen Frau Jeanne-Claude den Berliner Reichstag verhüllte. Seine Künstlerkarriere begann er in den sechziger Jahren in Köln, einer Stadt, der er sich stets verbunden fühlte – wie auch sein Projekt „My Cologne Cathedral, Wrapped“ („Mein Kölner Dom, verhüllt“) zeigt. Der verhüllte Dom blieb allerdings ein Entwurf auf dem Papier – genehmigt wurde dieser Wunsch von Christo nie. Immerhin Fässer im Kölner Hafen durften er und seine Frau 1961 verhüllen – es war ihre erste gemeinsame Arbeit im öffentlichen Raum.
9. Joseph Fassbender – Maler statt Konditor
Eigentlich sollte Joseph Fassbender die Konditorei der Eltern in Köln übernehmen. Doch es kam anders: Joseph hörte nicht auf den Vater – einen Bäckermeister in Nippes – , sondern studierte nach seiner Bäckerlehre Malerei an den Kölner Werkschulen. Mit Erfolg: Zwischen den späten 1940er bis in die 1960er Jahre gehörte er zu den einflussreichsten Künstlern im Rheinland. Drei Mal war er auf der Documenta vertreten und wurde 1964 mit dem Preis für Graphik der Biennale von Venedig ausgezeichnet. Mit großformatigen Wandgestaltungen (Beethovenhalle Bonn) und Wandbildern (Staatskanzlei Düsseldorf, Rathaus Köln) bis hin zu Pflasterung am WDR-Gebäude in Köln ist er bis heute im öffentlichen Raum präsent. Er wurde 1974 auf dem Kölner Südfriedhof beerdigt.
10. Rosemarie Trockel – berühmt mit Strickbildern
Rosemarie Trockel gilt als eine der berühmtesten Künstlerinnen der Gegenwart. In der Lokalpresse landete die medienscheue Künstlerin zuletzt, weil ein Feuer in ihrer Villa im Stadtteil Hahnwald einen Schaden im zweistelligen Millionenbereich verursacht hatte. Berühmt wurde sie als Künstlerin in den 80er Jahren mit ihren Strickbildern. In Schwerte geboren und in Leverkusen aufgewachsen, zog sie in den 70er Jahren nach Köln und studierte an den Werkschulen. Seit 1998 ist Trockel Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf, 1999 war sie auf der Biennale in Venedig als erste Frau im deutschen Pavillon vertreten. Sie ist Mitglied in der Akademie der Wissenschaft und Künste NRW und Gründungsmitglied der Kölner Akademie der Künste der Welt.
11. Astrid Klein – Pionierin der Fotocollage
Die Kölnerin Astrid Klein gilt als Pionierin der Fotocollage und experimentellen Fotografie. Inzwischen zählt sie zu den profiliertesten Künstlerinnen ihrer Generation und wird in einem Atemzug mit Gerhard Richter oder Rosemarie Trockel genannt. Klein wurde vielfach ausgezeichnet, nahm 1986 an der Biennale in Venedig teil und wirkte mehr als zwei Jahrzehnte als Professorin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Sie selbst arbeitet mit allen Medien von Malerei und Zeichnung über Installation und Skulptur bis hin zu Fotografie und Text. Dass die Filmstils der "Nouvelle Vague" und Rainer Werner Fassbinders Schwarz-Weiß-Filme sie faszinieren, wird dem aufmerksamen Betrachter kaum entgehen.