Liebes Ordnungsamt Köln, was ist eigentlich dein Problem?

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Liebes Ordnungsamt, wir müssen reden! Ich bin wütend. Auf dich. Klar, das hörst du nicht zum ersten Mal. Knöllchen schreiben, zu laute Partys crashen, Falschparker*innen abschleppen lassen – so ist noch niemand zum beliebten cool kid geworden. Wahrscheinlich musstest du dir deswegen schon einiges anhören. Wenig Charmantes, nehme ich an. Aber hey, irgendjemand muss den Job machen – und ich beneide dich nicht darum. Also: Danke.

Blöd nur, dass mir die Dankbarkeit öfter mal vergeht – nämlich immer dann, wenn ich mal wieder sehe, wie du deinen Job da draußen, auf Kölns Straßen, mitunter machst. Das letzte Mal, dass ich dich dabei erlebt habe, ist noch keine Woche her. Eigentlich war es ein schöner Abend im Odonien. Bierchen mit Freund*innen, entspannte Atmosphäre und eine gelungene Theater-Show der FreAkademy. Doch dann kamst du. Mit einem 50-Mann-Pulk. Deine Buddies von der Polizei hattest du auch dabei. Was ihr gesucht habt: Weiß niemand. Was ihr gefunden habt: Nichts.

Schon seit Wochen, so scheint es mir, schikanierst du die Gastronomie und Veranstalter*innen – zwei Branchen, die sich gerade erst wieder aufgerappelt haben.

Als "Schikane", "willkürlich" und "dreist" beschreibt die Theater-Crew dein Verhalten. Eindrücke, von denen auch andere ein Lied singen können: KaffeesaurusBumann & SohnBagatelle – sie alle mussten sich zuletzt fragen, wer hier "Freund und Helfer" ist. Und das sind nur diejenigen, die sich trauen, öffentlich darüber zu sprechen. Denn du weißt genauso gut wie ich: Am Ende sitzt du am längeren Hebel.

Schon seit Wochen, so scheint es mir, schikanierst du die Gastronomie und Veranstalter*innen – zwei Branchen, die sich gerade erst wieder aufgerappelt haben. Und ich frage mich, liebes Ordnungsamt Köln: Was ist eigentlich dein Problem? Klar, du machst nur deinen Job, wirst du jetzt sagen. Dabei ist es in Köln ein offenes Geheimnis, dass du dich dabei nicht erst einmal daneben benommen hast, aggressiv warst – ja, man könnte manchmal sogar meinen, du hast Bock auf Stress.

Von Beleidigungen, Pfefferspray und Gewalt gegen Mitarbeiter*innen haben die Bar-Betreiber berichtet. Du hast das – natürlich – alles ganz anders erlebt.

"Lüge!", wirst du jetzt rufen. Wie du es getan hast, als das Bumann & Sohn seine Sicht der Dinge geschildert hat. Von Beleidigungen, Pfefferspray und Gewalt gegen Mitarbeiter*innen haben die Bar-Betreiber berichtet. Du hast das – natürlich – alles ganz anders erlebt.

Vielleicht würde ich dir, dem Freund und Helfer, sogar glauben. Hätte ich nicht schon zu oft miterlebt, wie du deinen Job mitunter machst. Wie du mit Fehlern umgehst. Und ich bin nicht die einzige. Unter dem Post von Bagatelle-Chef Daniel Rabe schildert auch Johann-Schäfer-Chef Till seine Erfahrung: "Wir haben einen Übergriff des Außendienst vom Dezember 2020 gemeldet und um ein Gespräch und Aufklärung gebeten. Trotz mehrfacher Nachfrage bis heute keine Reaktion." Ein anderer Kommentator schreibt: "Es ist leider ein alter Fakt, dass Ordnungsbehörden nicht nur per Auftrag zu unserem und dem Rechtsschutz da sind. Bei Kritik, Fehltritten und Amtsmissbrauch bis hin zu strafrechtlich relevanten Vorgängen, schützen sie sich vor allem auch selbst."

Weißt du, was das Schlimmste an der Sache ist? Dass ich dir nicht mehr glauben kann. Dabei möchte ich dir glauben.

Klingt schwer nach Verschwörungstheorie, findest du? "Stimmt", würde ich sagen – wüsste ich es nicht besser. Ich selbst war vor ein paar Jahren bei einem Gerichtsprozess dabei, in dem ein junger Mann auf der Anklagebank saß. Er war bei einem deiner Einsätze vorm Büdchen 66 an der Aachener Straße dabei. Auch damals hast du nur deinen Job gemacht. Auch damals gab es Stress, an dem du – natürlich – keine Schuld hattest. Du hast gesagt, dieser junge Mann habe dich angegriffen, Widerstand geleistet. Ein Video hat das Gegenteil gezeigt, doch vor Gericht kam es nie zum Einsatz. Weil es das für einen Freispruch nicht brauchte. Natürlich hätte dieser junge Mann einen weiteren Prozess anstreben können. Gegen dich. Wegen falscher Beschuldigung. Doch dazu hätte es Zeit und vor allem Geld gebraucht – beides hatte er nicht.

Weißt du, was das Schlimmste an der Sache ist? Dass ich dir nicht mehr glauben kann. Wenn ich in der Montagmorgenpresse lese, dass in Köln mal wieder eine Party eskaliert sein soll, dann zweifle ich. Wer ist da wirklich eskaliert? Dabei möchte ich dir glauben. Denn ich weiß, dass du nicht nur ein "du" bist, sondern ganz "viele", von denen die große Mehrheit, das möchte ich glauben, eben doch einen guten Job macht. Doch "viele" machen eben auch Fehler. Das ist ok. Doch wenn du diese Fehler nicht zugeben kannst, verspielst du am Ende auch das letzte bisschen Vertrauen.

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