Klüngel und Chaos: 11 Skandale aus der Kölner Stadtpolitik

Der Kölsche Klüngel ist Menschen aus ganz Deutschland ein Begriff, der auf den berühmten Satz vom ehemaligen Bundeskanzler und Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer zurückgeht: "Mer kennt sich, mer hilft sich". Und tatsächlich ist der Klüngel in Köln auch heute noch allgegenwärtig – im Kleinen, zum Beispiel bei der Nachbarschaftshilfe, aber auch im Großen, bei der Vergabe von Bauprojekten oder Genehmigungen.

Fakt ist: Im Laufe der Jahrzehnte hat sich in Köln der ein oder andere (teure) Skandal ereignet. Und ab und an herrscht auch einfach mal Chaos, ganz ohne böswilliges Zutun von Industrie, Politik und Co.! Wir haben für euch 11 unglaubliche Geschichten aus der Kölner Stadtpolitik gesammelt, bei denen euch die Kinnlade herunterfallen wird.

1. Die Spendenaffäre

© AWB Köln GmbH

Die Kölner Spendenaffäre – auch als Müllskandal bekannt – gehört zu den größten Klüngel-Skandalen in der Kölner Stadtgeschichte. Zwischen 1994 und 1999 gingen auf SPD-Konten geheime Spenden in Höhe von mindestens 480.000 Mark ein. Spenden, deren Herkunft verschleiert wurde. Mit dem Geld sollte die Zustimmung zum Bau der Niehler Müllverbrennungsanlage gesichert werden – ein hoch umstrittenes Projekt, das die Stadt Köln bis heute Jahr für Jahr eine dicke Stange Geld kostet. Insgesamt sollen beim Bau der Anlage, deren Kosten auf 820 Millionen Mark beziffert werden, sogar Schmiergelder in Höhe von 30 Millionen Mark geflossen sein. Ein beispielloser Skandal, der in Bewährungsstrafen für die beiden SPD-Politiker Klaus Heugel und Norbert Rüther mündete. Weitere Infos findet ihr bei der FAZ.

2. Pfusch beim U-Bahn-Bau und der Einsturz des Stadtarchivs

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Vor 14 Jahren schockierte der Einsturz des historischen Stadtarchivs ganz Köln. Beim Bau der Nord-Süd-Stadtbahn wurde mit dramatischen Folgen gepfuscht: Zwei Menschen sind unter den Trümmern auf der Severinstraße ums Leben gekommen, ein Sachschaden in Höhe von 1,2 Milliarden Euro ist entstanden. Und beinah wäre es sogar zu einer größeren Katastrophe gekommen: Nur acht Tage vor dem Unglück feierten an der Einsturzstelle Tausende Jecke den Rosenmontagszug. Bis heute beschäftigt der Fall die Gerichte, den aktuellen Stand der Dinge könnt ihr bei der FAZ nachlesen.

3. Konrad Adenauer vs. Karl Küpper

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Karl Küpper war ein Mann mit Prinzipien. Der Karnevalist war in der NS-Zeit der einzige Büttenredner, der sich von den Nazis ein Redeverbot einhandelte – weil er den Hitler-Gruß verweigerte und stattdessen Witze darüber machte. Nach dem Ende des Nazi-Schreckensregimes ging es dann für Küpper zurück in die Bütt, aber die Freude war nur von kurzer Dauer. Denn ausgerechnet Konrad Adenauer schmeckten die satirischen und teils bitterbösen Witze des Kabarettisten überhaupt nicht. Und so ließ der damalige Kanzler all seine Kontakte spielen und sorgte dafür, dass Küpper erneut mit einem Redeverbot im Karneval belegt wurde. Ihr wollt mehr über Klaus Küpper und sein Leben erfahren? Dann schaut bei den Kolleg*innen von Spiegel Online vorbei.

4. Die Messehallen und der Oppenheim-Esch-Fonds

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Josef Esch steht heute wie kaum ein Zweiter für den Kölschen Klüngel. Der umtriebige ehemalige Polier wurde in kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Bauunternehmer der Stadt. Zusammen mit der Privatbank Sal. Oppenheim realisierte Esch einige der größten Bauprojekte in Köln – Klüngel inklusive. So auch beim Neubau der Messehallen in Deutz. Ohne öffentliche Ausschreibung wurde der Auftrag 2003 an Esch vergeben. Ein teurer Spaß für die Stadt Köln, die unabhängigen Berechnungen zufolge mindestens 80 Millionen Euro gespart hätte, wenn der Auftrag rechtmäßig ausgeschrieben worden wäre. Beim WDR findet ihr eine Chronik des unfassbaren Bauskandals.

5. Ein Stadtrat auf Abwegen?

© Pawel Czerwinski | Unsplash

Gerade hatte sich die Stadt von der Müll- und Spendenaffäre erholt, da schlug auch schon die nächste Klüngel-Bombe ein: Kurz vor der Abstimmung über den Verkauf des städtischen Wohnungsunternehmens GAG wurde einem Abgeordneten aus der Industrie ein großer Batzen Geld für seine Stimme geboten. Angeblich ohne Erfolg, der Stadtrat soll das Schmiergeld ausgeschlagen haben. Letztendlich führte die Abstimmung – ob durch Einflussname aus der Industrie oder nicht – zu einem Eklat und zum Ausscheiden der FDP aus der städtischen Regierung. Mehr Infos über den Fall gibt's bei der FAZ.

6. Die Geschichte von "Camp Konrad"

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Auch in diesem Klüngel-Fall spielt Konrad Adenauer eine große Rolle: 1955 bekam der Altkanzler nämlich von einer Reihe deutscher Industriebosse eine wahre Luxusvilla in der Eifel geschenkt. Im Volksmund nur spöttisch "Adenauer-Villa" oder "Camp Konrad" genannt, gilt die Villa heute als Symbol dafür, dass es Adenauer mit den Regeln und Gesetzen nicht immer ganz genau genommen hat. Mehr über die Verstrickungen Adenauers in die Industrie-Welt erfahrt ihr beim Spiegel.

7. Die Frühstücksrunden

© Tristan Gassert | Unsplash

Korruption, Klüngel und Co. wurden in Köln lange nicht ernst genommen. Das änderte sich erst im Dezember 1998, als Staatsanwaltschaft und Polizei plötzlich im großen Stil Hausdurchsuchungen durchführten. Der Verdacht: Korruption und Rechnungsbetrug im Bauamt. Das Ergebnis der Ermittlungen: Schon seit Jahrzehnten hatten sich Kölner Unternehmer*innen zu sogenannten "Frühstücksrunden" getroffen. Bei Lachsbrötchen und Sekt wurden die Bauaufträge der Stadt untereinander wohlwollend verteilt – und dann wurde bei der Vergabe mit Bestechungsgeldern nachgeholfen. Die ganze Geschichte über einen Skandal, der die Stadt Köln kalt erwischt hat, findet ihr beim Deutschland-Funk.

8. Der vermieterfreundlichste Mietvertrag aller Zeiten

© Lanxess

Auch beim Bau der heutigen Lanxess Arena, die damals noch unter dem Namen Köln-Arena bekannt gewesen ist, hatte Josef Esch seine Finger im Spiel. Der damalige Oberstadtdirektor Lothar Ruschmeier (SPD) fädelte den Deal zum Bau der Arena mit dem Oppenheim-Esch-Fonds im April 1998 ein. Und unterzeichnete dann einen Mietvertrag, den der spätere Oberbürgermeister Harry Blum einst als den "vermieterfreundlichsten Mietvertrag der ganzen Stadt" bezeichnet hat. Das Gesamtvolumen des Vertrags lag bei etwa einer Milliarde Mark. Der Clou: Kurze Zeit später wechselte Ruschmeier aus dem öffentlichen Dienst zum – ihr ahnt es – Oppenheim-Esch-Fonds und erhöhte mal eben sein Gehalt von 206.040 Mark im Jahr auf zwei Millionen Mark im Jahr. Wenn ihr mehr über die unglaubliche Geschichte erfahren wollt, könnt ihr beim Focus alle Details nachlesen.

9. Die Affäre um die Kölner Stadtwerke

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Als Geschäftsführer*in der Kölner Stadtwerke lebt es sich gut: Es winken bis zu 500.000 Euro Jahresgehalt und ein großer Einfluss auf die Stadtpolitik. Doch im Jahr 2018 führte dieser Posten zu einem handfesten Skandal. Ausgerechnet CDU und Grüne wollten einen SPD-Kandidaten auf den Posten hieven, doch mit der Berufung von Martin Börschel wären die in der Stadt geltenden Compliance-Regeln umgangen worden. Also legte die parteilose Bürgermeisterin Henriette Reker ihr Veto ein. Sie forderte sogar einen externen Gutachter, der die Sinnhaftigkeit des Postens untersuchen sollte. Übrigens: Vier Jahre später, im März 2022, wurde dann doch entschieden, den Posten neu zu besetzen.

10. Wenn die Kölschen Wahlzettel drucken...

© Arnaud Jaegers | Unsplash

Was die Berlin*innen können, können die Kölschen schon lange: Die verpatzte Hauptstadt-Wahl hat 2021 große Wellen geschlagen. Doch auch in Köln hat man Wahlen schon in den Sand gesetzt, so geschehen bei der OB-Wahl 2015. Die musste nämlich kurzfristig vom 13. September auf den 18. Oktober verschoben werden. Der Grund war eine Panne bei den Wahlzetteln – die Parteinamen waren übergroß geraten, sodass eine Benachteiligung der parteilosen Kandidat*innen befürchtet wurde. 800.000 Wahlzettel mussten vernichtet werden, etwa 55.000 abgegebene Briefwahlstimmen wurden für ungültig erklärt und Wahlleiterin Agnes Klein musste schließlich ihren Rücktritt erklären. Mehr über die Wahl-Posse erfahrt ihr bei der SZ.

11. Sanierung der Oper – Klüngel oder Unfähigkeit?

© Christin Otto

Die Sanierung der Kölner Oper gleicht einer unendlichen Geschichte. Eigentlich sollte die Oper nämlich schon 2015 neueröffnet werden, das Anfangsbudget für die Sanierung lag bei 253 Millionen Euro. Doch daraus wurde bekanntlich nichts, die Arbeiten sollen erst im Jahr 2024 abgeschlossen werden – und die Kosten sind auf über 800 Millionen Euro explodiert. Die Frage nach den Gründen kann aber niemand so richtig beantworten. Ein neuer Fall von kölschem Klüngel? Oder doch nur die in Deutschland inzwischen bekannte Unfähigkeit bei Großbauprojekten? Die Deutsche Bauzeitschrift hat die Oper-Sanierung genauer unter die Lupe genommen, hier geht's zum Artikel.

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