Köln hakt nach: Hat der Melaten-Friedhof wirklich eine düstere Vergangenheit?

© Christin Otto

"Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!" Sesamstraßen-Fans haben diese Lebensweisheit längst verinnerlicht. Trotzdem traut man sich bei der ein oder anderen Frage nicht, sie zu stellen. Weil sie zu banal erscheint – oder man schlichtweg nicht weiß, wer die Antwort kennen könnte. Hier kommen wir ins Spiel, denn wir haken für euch nach. Schließlich begegnen uns in Köln immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. Geht euch genauso? Dann schickt uns eure Fragen – wir beantworten sie oder suchen schlaue Menschen, die das können.

Was ist schon alles auf dem Melaten-Friedhof passiert?

Schaurig-schön – das beschreibt den Kölner Melaten-Friedhof heute wohl am besten. Schaurig aus dem offensichtlichsten Grund: Es ist ein Friedhof. Schön: Weil es sich um eine große grüne Anlage mitten in der Stadt handelt, um einen Ort der Ruhe und Besinnung und um ein Landschaftsschutzgebiet mit vielen Pflanzenarten, Vögeln und anderen Tierchen.

Vor gut 900 Jahren, zu Beginn des 12. Jahrhunderts, wäre eine Beschreibung des Melaten-Friedhofs wohl anders ausgefallen, denn auf dem damaligen Gut Melaten, das sich außerhalb der Kölner Stadtmauern befand, lag ein Heim für Leprakranke. Die sogenannten "Aussätzigen" durften das Gelände des "Leprosenasyls" nur selten an bestimmten Feiertagen verlassen. Dann gingen sie mit dem "Schellenknecht" voran, der die Kranken durch die Stadt führte und die Gesunden vor der Ansteckung warnte, und bettelten.

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Am Eingang der Friedhofskapelle an der Aachner Straße erinnert heute noch eine kleine Skulptur eines "Schellenknechts" hinter Gittern an das Schicksal der "Aussätzigen". Aus dieser Zeit stammt auch der Namen des Friedhofs: "Melaten" ist vom französischen "malade", krank, abgeleitet.

Schaurig genug, aber längst noch nicht das Ende der (Grusel-)Geschichte. Im Mittelalter kam auf dem Gut Melaten die Hinrichtungsstätte der Stadt, der "Rabenstein", hinzu. Zwei der bekanntesten dort zum Tode Verurteilten sind die Protestanten Peter Fliesteden und Adolf Clarenbach, die 1529 wegen ihres Glaubens – der eben nicht katholisch war – hingerichtet wurden. Die letzte Exekution fand 1797 statt.

© Sophie Franz
© unbekannte Quelle, rechtefrei

Im Zuge der Hexenverfolgung gab es auf dem Melaten-Friedhof Anfang des 17. Jahrhunderts außerdem Hexenverbrennungen. Von Beginn des 15. Jahrhundert bis Mitte des 17. Jahunderts gab es allein in Köln 96 aktenkundige Prozesse gegen sogenannten "Hexen". Über 30 Frauen und Mädchen wurden auf dem Melaten-Friedhof wegen vermeintlicher Hexerei getötet.

Eines der bekanntesten Opfer der Hexenverfolgung in Köln war die Postmeisterin, – eine hohe Postbeamtin der Stadt – Katharina Henot. Sie wurde aufgrund eines wahllos gestreutem Gerüchts und ohne anständiges Verfahren 1627 hingerichtet. Die kölsche Band Bläck Fööss widmet ihrem Schicksal den gleichnamigen Song "Katharina Henot".

Erst mit der französischen Besatzung in Köln änderte sich auch einiges auf dem Melaten-Friedhof. Am 29. Juni 1810 wurde der Friedhof eingeweiht. Seitdem ist es zwar nach wie vor ein Ort des Todes, aber keiner mehr der Gräueltaten.

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