Winterblues: Warum der Kölner Winter nichts für mich ist

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Ich scrolle gelangweilt durch Instagram. Überall dasselbe Bild: Schnee. Oder Menschen im Schnee. Aufgeregt posten meine Freund*innen, dass es endlich schneit in Köln. "Na und?", denke ich. Wenn ich sehe, wie es in Köln schneit, regt sich in mir: nichts. Schließlich weiß ich, dass sich die weißen, pudrigen Schneeflocken innerhalb von Sekunden in grauen Matsch und rutschige Gehwege verwandeln.

Der Kölner Matsche-Winter ist nervig und unbrauchbar.

Wenn es in Köln anfängt, kalt und dunkel zu werden, möchte ich mich am liebsten vergraben und erst im Frühling wieder auftauchen. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich quasi per Geburt ein Sonnenkind bin. 30 Grad im Schatten stecke ich leichter weg als klirrende Kälte. Aber es hat eben auch damit zu tun, dass Köln für mich glasklar eine Sommer-Stadt ist. Mit einem Aperol oder Kölsch an der Aachener Straße oder in einem Ehrenfelder Park sitzen, mit Menschen ins Gespräch kommen – dat es Kölle.

Der Kölner Matsche-Winter hingegen ist nervig und in meinen Augen unbrauchbar. Im Winter verwandelt sich Köln – eine der sonnigsten und kommunikativsten Städte Deutschlands – in ein graues Winterloch. Wenn mein geliebter Karneval nicht ausgerechnet im Winter starten würde, hätte ich kein Problem damit, beim kölschen Wettergott nachzufragen, ob wir den Winter nicht überspringen können.

Es tut mir leid, aber Köln kann keinen Winter.

Zugegeben: Wenn ich mit einem Tee oder heißen Kakao zu Hause sitze, Weihnachten vor der Tür steht und es draußen schneit, finde ich den Winter auch schön. Dazu bin ich auch noch ein Fan von Schlittenfahren und Weihnachtsmärkten. Gerne würde ich mich dann für ein paar Stunden nach München beamen und dort durch die malerischen Schneelandschaften laufen.

Aber in Köln ist es nun mal nicht dasselbe. Es tut mir leid, aber Köln kann keinen Winter. Schnee bleibt hier nie liegen, Kölner Weihnachtsmärkte sehen toll aus, aber sie sind meistens viel zu voll und manchmal auch etwas einfallslos. Vielleicht habe ich da zu hohe Ansprüche, aber Winter Wonderland op Kösch? Nein, danke!

Köln ist die Stadt fürs schnelle Kölsch in der Eckkneipe oder auf dem Mäuerchen, wir sind die Stadt für den herbstlichen Kaffee-Spaziergang durchs Veedel – und anscheinend auch die Stadt, in der jegliche Aktivitäten symbiotisch mit Getränken einhergehen. Doch wir haben nun mal keine ausgedehnten Naturlandschaften, die sich in zauberhafte Schneelandschaften verwandeln.

Über nichts kann ich mich besser aufregen als über Glühweinpreise.

Was wir aber natürlich haben, ist Lebensfreude und den Hang zum Kreativen. Das zeigen die liebevoll gestalteten kleineren Weihnachtsmärkte, wie zum Beispiel im Bumann & Sohn. Soetwas verdient natürlich einen meiner überschaubaren Winter-Pluspunkte.

Und ich vergebe noch ein weiteres Pluspünktchen an den Kölner Winter. Denn in dieser Jahreszeit kann ich mich hemmungslos meiner deutschesten Charaktereigenschaft hingeben: dem Meckern. Und über nichts kann ich mich besser aufregen als über Glühweinpreise.

Mal ehrlich: Fünf Euro für einen Glühwein – ohne Pfand? Das finde ich, nett formuliert, knackig. Ich weiß, Menschen müssen Geld verdienen und der ein oder andere wird mich schon mal freudig Glühwein trinken gesehen haben. Es ist ja nicht so, dass ich alles am Winter und an Weihnachtsmärkten blöd finde. Aber: Bei Glühweinpreisen verstehe ich keinen Spaß. Olaf Scholz, make Glühwein günstig again!

Was bleibt, ist die Hoffnung, dass der Frühling schnell wiederkommt.

Während ich diesen Text schreibe, schaue ich aus dem Fenster. Wie vom Nada-Grinch prognostiziert, ist der Kölner Schnee keine Sekunde liegengeblieben. Weg sind die Schnee-Fotos aus den Kölner Instagram-Storys. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass der Frühling schnell wiederkommt und ich mein geliebtes Köln so wiederbekomme, wie ich es mag. Winterfrei.

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