Ein Winter ohne warmes Zuhause – Wie ihr obdachlosen Menschen helfen könnt
Der Winter ist nun auch in Köln angekommen und die Minusgrade stehen vor der Tür. Doch neben den perfekten Glühwein-Temperaturen bringt das Ganze auch eine sehr bedenkliche Seite mit sich: Kaum jemandem werden die vielen wohnungslosen Menschen entgehen, die unsere Straßen bewohnen. Vermutlich hat sogar jede*r ein paar bekannte Gesichter auf dem Weg zur Arbeit oder zur Uni, denen er oder sie regelmäßig begegnet. Da nun die mit Abstand härteste Jahreszeit für Obdachlose begonnen hat, kann jede*r Einzelne etwas tun, um zu helfen.
Das beginnt schon damit, hinzusehen. Ja, es scheint banal – dennoch berichten obdachlose Menschen immer wieder davon, wie schmerzlich es ist, wenn Passant*innen sie ignorieren. So zu tun, als sei dieser Mensch, der am Straßenrand sitzt, nicht da, lässt ihn nicht verschwinden. Ein freundlicher Blick, eine Begrüßung und ein genaues Hinsehen sind schon der allererste Schritt, um jemandem in solch einer Lage zu helfen.
Besonders Rentner*innen sind mehr und mehr betroffen.
Obdachlosigkeit ist kein Phänomen, das nur wenigen Menschen widerfährt, die obendrein selbst dafür verantwortlich sind. Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) leben circa 52.000 Menschen in Deutschland auf der Straße. Die Tendenz ist steigend.
Durch unvorhergesehene Schicksalsschläge kann diese Lage prinzipiell jede*n ereilen. Steigende Mieten, zu wenig Sozialwohnungen und ein Mangel an Neubauten sind laut Expert*innen entscheidende Faktoren für die zunehmende Wohnungslosigkeit hierzulande. Obendrein ist die Armutsgefahr in Deutschland so hoch wie nie – das berichteten vergangenen Winter diverse Sozialverbände. Besonders Rentner*innen sind hier mehr und mehr betroffen.
Lieber ruft ihr einen Krankenwagen einmal zu viel.
Eine gewisse Berührungsangst gegenüber einer bisher fremden obdachlosen Person ist absolut natürlich – denkt hierbei einfach daran: Der Obdachlose ist ein Mitmensch, wie jede*r andere auch. Schaut deshalb genauer hin und fragt euch: Ist dieser Mensch in Not? Benötigt er oder sie medizinische Hilfe? Falls ja, ist der Rettungsdienst der richtige Ansprechpartner. Lieber ruft ihr einen Krankenwagen einmal zu viel, als einmal zu wenig.
Geht es dem oder der Obdachlosen auf den ersten Blick gut, schaut danach, ob er/sie für die aktuellen Temperaturen richtig ausgestattet ist. Hat er/sie eine Isomatte, einen Schlafsack und eine warme Decke? Falls nicht, gibt es diverse Kölner Hilfsorganisationen, die ihr in diesem Fall kontaktieren könnt und die die Straßenbewohner*innen ausstatten können. Die Kontaktdaten findet ihr am Ende dieses Artikels.
Viele freuen sich über ein kurzes Gespräch.
Die Menschen, die bereits entsprechend ausgestattet sind und keine akute Hilfe benötigen, freuen sich oft schon über ein kurzes Gespräch. Dabei ist es wichtig, sie ernst zu nehmen und sie nicht in die Situation zu bringen, dass sie ihre Bedürftigkeit erklären müssen.
Ihr könnt an dieser Stelle auch fragen, ob die bedürftige Person weiß, wo es Anlaufstellen und Notunterkünfte gibt. Falls nicht, schaut einfach kurz auf dem Smartphone nach und teilt es ihnen mit. Das kostet nicht viel Zeit und ist eine große Hilfe.
Manchmal ist Kleingeld das, was gerade am meisten hilft.
Viele Menschen nehmen die Obdachlosen bereits aktiv wahr und wollen ihnen etwas Gutes tun. Hier ist besonders wichtig: Fragt die Person auf der Straße, ob sie etwas braucht und vor allem, was sie braucht. Jemandem einen Kaffee hinzustellen mag eine nette Geste sein, bringt aber leider nichts, wenn der- oder diejenige überhaupt keinen Kaffee mag oder an diesem Tag schon vier bekommen hat.
Manchmal ist Kleingeld tatsächlich das, was diesem Mitmenschen gerade am meisten hilft. Selbstverständlich kann und muss jede*r für sich entscheiden, was er oder sie geben möchte. Letztlich stellt sich aber – zumindest für mich – immer die Frage: “Wer braucht diesen Euro in meiner Tasche gerade mehr? Ich oder der Mensch, der die Tage und Nächte auf der Straße verbringt?” Die Antwort fällt denkbar leicht.
Informiert Familie, Freund*innen und Kolleg*innen!
Eine weitere Hilfe für die Menschen auf unseren Straßen ist es, wenn ihr auch Freund*innen, Kolleg*innen und Familie über die Anlaufstellen und Vereine der Stadt informiert. Viele Leute möchten helfen, wissen aber nicht wie.
Dafür sind die ehrenamtlichen Vereine in unserer Stadt genau die richtigen Ansprechpartner*innen und können an der Stelle übernehmen, wo ihr vielleicht nicht mehr weiter wisst. Lauft nicht vorbei – seht hin und helft. Es sind kleine Gesten, die hier wirklich Großes bewirken können.
Wichtige Nummern und Adressen
- Die Winterhilfe der Stadt Köln erreicht ihr 24 Stunden am Tag über diese Hotline: 0221 / 474 555 45
- Grundsätzlich kann man sich außerdem an das für wohnungslose Menschen zuständige Dienstleistungszentrum ResoDienste Köln wenden: 0221 / 221-26538