Köln hakt nach: Was hat es mit der Blowjob-Figur am Rathaus auf sich?
In Köln begegnen uns immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. In unserer Serie "Köln hakt nach" gehen wir darum Fragen, Phänomenen und kuriosen Geschichten aus Köln auf den Grund.
Schlendert man über den Alter Markt, sieht man in den meisten Fällen Touris, JGAs oder frisch vermählte Paare, die sich gerade im Historischen Rathaus das Ja-Wort gegeben haben. Was die meisten allerdings nicht wissen: Am Rathausturm befindet sich eine außergewöhnliche Figur, die in Köln und über die Stadtgrenzen hinaus schon für viel Aufsehen gesorgt hat.
Insgesamt schmücken 124 historische Skulpturen den Turm des Kölner Rathauses – eine von ihnen sticht besonders hervor: Sie zeigt einen Mann, der uns nicht nur seinen Hintern entgegenstreckt, sondern gleichzeitig auch sein eigenes Geschlechtsteil im Mund hat. Um es etwas plumper auszudrücken: Er gönnt sich selbst einen Blowjob. Das finden nicht nur wir ulkig und spannend, sondern auch mindestens mal rund 34.000 andere Menschen, die den Beitrag des britischen Twitter-Accounts "Whores of Yore" geliked haben.
Doch was hat es mit dieser obszönen Figur auf sich? Die Antwort: Bei der Darstellung der Figur handelt es sich um Konrad von Hochstaden, der von 1238 bis 1261 Erzbischof von Köln war. Die Statue wurde allerdings erst 1991 gebaut bzw. nachgebaut, denn das Original von 1410 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Aber auch die jahrhundertealte Figur stellte die gleiche Pose dar. Der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass es sich um ein beliebtes Motiv im Mittelalter handele: "Dabei ging es darum, der Obrigkeit quasi den Arsch hinzuhalten. Mit derber, zur Schau gestellter Sexualität sollte gezeigt werden, dass einem die Moral- oder auch Ordnungsvorstellungen der Obrigkeit wurscht waren."
Hinzukommt, dass derart provokative Motive oftmals auf die sieben Todsünden anspielen sollten. Im Fall von unserem Konrad von Hochstaden war die Wollust gemeint. Wenn ihr also das nächste Mal in der Altstadt unterwegs seid, solltet ihr euch dieses frivole Kerlchen nicht entgehen lassen, das damals wie heute zu Köln gehört(e).