Köln hakt nach: Was hat es mit der Blowjob-Figur am Rathaus auf sich?

© Nicola Dreksler

"Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!" Die Sesamstraßen-Fans unter uns haben diese lebenswichtige Weisheit natürlich längst verinnerlicht. Trotzdem traut man sich bei der ein oder anderen Frage dann doch nicht, sie zu stellen. Weil sie zu banal erscheint – oder man schlichtweg nicht weiß, wer die Antwort kennen könnte. Hier kommen wir ins Spiel! Wir haken für euch nach. Denn wir finden: Fragen – seien sie noch so simpel – sind nicht nur was für Kinder. Schließlich begegnen wir in Köln immer wieder kuriosen Dingen, die uns staunend oder fragend zurücklassen. Geht euch genauso? Dann schickt uns eure Fragen – wir beantworten sie oder suchen jemanden, der das kann.

Hannah FRAGT: Was hat es mit der Blowjob-Figur am Rathaus auf sich?

Schlendert man über den Alter Markt, sieht man in den meisten Fällen Touris, Junggesell*innenabschiede oder frisch vermählte Paare, die sich gerade im Historischen Rathaus das Ja-Wort gegeben haben. Was die meisten allerdings nicht wissen: Am Rathausturm befindet sich eine außergewöhnliche Figur, die in Köln und über die Stadtgrenzen hinaus schon für viel Aufsehen gesorgt hat.

Insgesamt schmücken 124 historische Skulpturen den Turm am Kölner Rathaus – eine von ihnen sticht besonders hervor: Sie zeigt einen Mann, der uns nicht nur seinen Hintern entgegenstreckt, sondern gleichzeitig auch sein eigenes Geschlechtsteil im Mund hat. Um es etwas plumper auszudrücken: Er gönnt sich selbst einen Blowjob. Doch was hat es mit dieser obszönen Figur, die auf den Vorplatz des Rathauses blickt, auf sich?

© Nicola Dreksler

Das finden nicht nur wir ulkig und spannend zugleich, sondern auch mindestens mal rund 40.000 andere Menschen, die den Beitrag des britischen Twitter-Accounts "Whores of Yore" geliked haben. Die Antwort: Bei der Darstellung der Figur handelt es sich um Konrad von Hochstaden, der von 1238 bis 1261 Erzbischof von Köln war. Die Statue wurde allerdings erst 1991 gebaut bzw. nachgebaut, denn das Original von 1410 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Aber auch die jahrhundertealte Figur stellte die gleiche Pose dar. Der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass es sich um ein beliebtes Motiv im Mittelalter handele: „Dabei ging es darum, der Obrigkeit quasi den Arsch hinzuhalten. Mit derber, zur Schau gestellter Sexualität sollte gezeigt werden, dass einem die Moral- oder auch Ordnungsvorstellungen der Obrigkeit wurscht waren.“

Hinzukommt, dass derart provokative Motive oftmals auf die sieben Todsünden anspielen sollten. Im Fall von unserem Konrad von Hochstaden war die Wollust gemeint. Wenn ihr also das nächste Mal in der Altstadt unterwegs seid, solltet ihr euch dieses frivole Kerlchen nicht entgehen lassen, das sowohl damals als auch heute zu Köln gehört(e).

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