Köln hakt nach: Wieso wurde der Dom im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört?
In Köln begegnen uns immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. In unserer Serie "Köln hakt nach" gehen wir darum Fragen, Phänomenen und kuriosen Geschichten aus Köln auf den Grund. Auch ihr habt etwas entdeckt? Dann schickt uns eure Fragen!
Wurde der Kölner Dom von den Alliierten verschont?
Kaum eine deutsche Großstadt wurde im Zweiten Weltkrieg so oft und intensiv bombardiert wie Köln. 262 Mal flogen die Alliierten im Kampf gegen die Schreckensdiktatur der Nationalsozialisten Luftangriffe auf die Domstadt und verwandelten das Stadtbild in ein wahres Trümmerfeld. Schätzungsweise 70 Prozent der Stadt wurden bei den Bombardements zerstört, doch ein besonderes Bauwerk überstand die Angriffe wie von Zauberhand: der Kölner Dom.
Bis heute ranken sich besonders zwei Mythen um den Dom und die Bomben des Zweiten Weltkrieges. Haben die Alliierten etwa aus Pietätsgründen davon abgesehen, die größte Kirche der Stadt in Schutt und Asche zu legen? Oder haben die Piloten der Fliegerkommandos den aus der Luft gut erkennbaren Dom als Orientierungspunkt für ihre Angriffe benutzt? Eine Frage, mit der sich auch der Historiker Niklas Möring in seinem Buch "Der Kölner Dom im Zweiten Weltkrieg" beschäftigt hat.
Schon 1936 hat sich Domvikar Max Loosen laut Möring auf den drohenden Krieg vorbereitet. Er lässt beispielsweise spezielle Holzkisten für den Transport von Wertgegenständen bauen. Vor allem die antiken Schätze und Reliquien im Kölner Dom sollen vor den Bomben eines möglichen Krieges geschützt werden.
Als sich die Lage in den darauffolgenden Jahren immer mehr zuspitzt, wurden auch die antiken Glasfenster ausgebaut und die Altare und Steinfiguren mit Holz verkleidet oder eingemauert. Eine Zerstörung sollte unbedingt verhindert werden. Einen Teil des Domschatzes verbarrikadierte man sogar in einem eigens dafür gebauten Bunker im Nordturm.
Köln in Trümmern
Am 12. Mai 1940 erreichte das Grauen des Zweiten Weltkrieges dann endgültig die Stadt Köln. Zum ersten Mal flogen die Alliierten Luftangriffe auf die Domstadt, zum ersten Mal hagelte es Bomben auf Köln. Ein unvorstellbarer Horror, der für die verbleibenden Bewohner*innen in Köln bis zum Kriegsende zum Dauerzustand werden sollte.
Die Alliierten hatten dabei besonders Ziele mit militärischem Wert im Auge, aber auch Versorgungsknotenpunkte wie beispielsweise den heutigen Hauptbahnhof und die Hohenzollernbrücke. Der Kölner Dom selbst hatte, entgegen der landläufigen Meinung, für die Alliierten keinerlei Relevanz. Weder wurde der Dom als Orientierungspunkt genutzt, noch aus religiösen Gründen von den Bombardements verschont.
Vielmehr wurde der Kölner Dom bei den Angriffen auf den Bahnhof sogar erheblich beschädigt, schließlich waren die Bomben im Zweiten Weltkrieg unpräzise und verursachten so oft schwere Kollateralschäden. Ein Pfeiler des Nordturms wurde zerstört, Gewölbe und Strukturen des Doms sind durch die Bombeneinschläge eingestürzt. Die Kathedrale überstand die Angriffe nur durch ihre gotische Bauweise, da die durch die Bomben ausgelösten Druckwellen durch die Fensterfronten und offenen Streben des Doms nach außen abgeleitet werden konnten.
Eine besondere Erwähnung finden in Mörings Buch auch diejenigen, die in Kriegszeiten im Dom und in der Dombauhütte die Stellung hielten. Als eine Art Ersthelfer*innen positionierten sie sich auf den Dächern des Kölner Doms und versuchten, aufkommende Feuer zu löschen. Eigentlich sollten sie dabei von der Feuerwehr unterstützt werden, doch im Verlauf des Krieges wurde diese Unterstützung immer weniger, so dass die "Männer der Dombauhütte" weitestgehend auf sich alleine gestellt waren – und damit einen entscheidenden Teil zur Rettung des Kölner Doms beigetragen haben.