Köln hakt nach: Wieso spielt die französische Nationalhymne in der Glockengasse?

© Cosima Lorenz

In Köln begegnen uns immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. In unserer Serie "Köln hakt nach" gehen wir darum Fragen, Phänomenen und kuriosen Geschichten aus Köln auf den Grund. Auch ihr habt etwas entdeckt? Dann schickt uns eure Fragen!

Ah, die "Marseillaise"! Ein Croissant und einen Café au Lait, s’il vous plaît. Vive la France! Aber Halt, Stopp! Wir sind doch gar nicht in Paris, sondern in Kölle! Genauer: in der Glockengasse, unweit unseres schönen Doms. Wieso spielt hier bitte die französische Nationalhymne und nicht etwa "Viva Colonia"? Für die Antwort müssen wir einen Blick auf die Geschichte von einem der bekanntesten – und ältesten – Kölner Unternehmen werfen: 4711.

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Der Kölner Wilhelm Mülhens, Gründer und Erfinder von 4711, hat zu seiner Hochzeit im Jahr 1792 ein medizinisches Rezept geschenkt bekommen. Daraus ist die erste Rezeptur des noch heute beliebten Kölnisch Wasser entstanden, das der Kaufmann damals noch als Heilwasser unter die Leute gebracht hat. Nur zwei Jahre später wurde Köln während der französischen Revolution von Frankreich besetzt. Die Franzosen forderten, dass alle Formeln für Medizin offengelegt werden. Mülhens wollte sein Geheimrezept aber auf keinen Fall der Öffentlichkeit preisgeben.

Kurzerhand deklarierte er sein Heilwasser zum Duftwasser um – die Geburtsstunde des "Eau de Cologne", das sich in der Kölner Bevölkerung schnell großer Beliebtheit erfreut hat. Und so haben die Franzosen, wenn auch unfreiwillig, einen großen Anteil an der Erfolgsgeschichte von 4711 – und als Hommage an sie ertönt deshalb die französische Nationalhymne am altehrwürdigen Dufthaus in der Glockengasse.

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Die Hymne wird zwischen 9 und 19 Uhr zu jeder vollen Stunde gespielt. Pünktlich zum Glockenschlag setzen sich kleine Soldaten-Figürchen zu den Klängen der "Marseillaise" auf einer kreisrunden Bahn an der Außenwand des 4711-Hauses in Bewegung – bekleidet mit französischen Uniformen. Im Anschluss an die Hymne gibt's dann übrigens doch noch ein paar kölsche Tön, denn dann wird der "Treue Husar" gespielt.

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