Köln hakt nach: Was ist auf der Venloer Straße los?

© Christin Otto

"Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!" Sesamstraßen-Fans haben diese Lebensweisheit längst verinnerlicht. Trotzdem traut man sich bei der ein oder anderen Frage nicht, sie zu stellen. Weil sie zu banal erscheint – oder man schlichtweg nicht weiß, wer die Antwort kennen könnte. Hier kommen wir ins Spiel, denn wir haken für euch nach. Schließlich begegnen uns in Köln immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. Geht euch genauso? Dann schickt uns eure Fragen – wir beantworten sie oder suchen schlaue Menschen, die das können.

Der "Verkehrsversuch in Ehrenfeld" – zum Scheitern verurteilt?

Tempo 20, missverständliche Fahrbahnmarkierungen, eine ganze Menge Stau und verwirrte Kölner*innen. Die Rede ist vom so genannten "Verkehrsversuch" auf der Venloer Straße in Ehrenfeld: "Mit Umsetzung des Verkehrsversuchs können wir den Verkehr beruhigen. Zudem wird die Anzahl der Kraftfahrzeuge reduziert", heißt es auf der Webseite der Stadt Köln. Und weiter: "Mit der Einbahnstraßenregelung und dem Wegfall von Stellplätzen geben wir dem Fuß- und Radverkehr insgesamt mehr Raum und erhöhen damit Ihre Verkehrssicherheit." Dabei stellt die Umwandlung in eine Tempo 20-Zone die erste und die Einbahnstraßenregelung die in Kürze startende zweite Phase des Versuchs dar. Die Auswirkungen der Änderungen werden dieser Tage unter "Realbedingungen" untersucht.

Eine gutgemeinte Idee der Stadt, denn der Gang über die Venloer Straße gleicht schon länger einem Spießrutenlauf. Doch leider hapert es wie so oft an der Umsetzung – denn die neuen Regelungen sorgen nicht etwa für mehr Sicherheit, sondern für eine gehörige Portion Frust bei allen Verkehrsteilnehmer*innen. Radwege sind auf einmal mit gelben Markierungen durchgestrichen, Zebrastreifen sind passé, die Ampeln abgeschaltet und plötzlich gilt rechts vor links. Kurz: es herrscht komplettes Chaos und gefährliche Situationen sind an der Tagesordnung.

© Christin Otto

Die Entscheidung, Radwege, Zebrastreifen und Ampeln abzuschaffen, begründet die Stadt Köln mit den generellen Regelungen für Tempo 20-Zonen – und in denen ist das alles schlicht "nicht vorgesehen". Blöd nur, dass die Stadt die Änderungen auf der Venloer selbst alles andere als klar kommuniziert. Die Tempo 20-"Schilder" sind Fahnen, die in einer solchen Höhe hängen, dass man sie unter normalen Bedingungen gar nicht ins Auge fasst, die Fahrradwege und Straßenübergänge sind mit gelben Kreuzen durchgestrichen, es gibt keine erklärenden Schilder oder klare Fahrbahnmarkierungen mehr. Abenteuerurlauber*innen kommen auf der Venloer momentan voll auf ihre Kosten, aber von einer beruhigten Verkehrslage kann nicht die Rede sein.

Das Medienecho hat natürlich auch nicht lange auf sich warten lassen, besonders ein Beitrag des Satire-Magazins extra3 hat hat große Wellen geschlagen und den "Verkehrsversuch" zum überregionalen Gespött gemacht. Doch anstatt das Vorhaben für gescheitert zu erklären, will die Stadt Köln an ihren Plänen festhalten und in Kürze mit der zweiten Phase starten. Dann soll die Venloer Straße nämlich auch noch zur Einbahnstraße werden, um den Verkehr weiter zu entschleunigen. Die Begründung liefert die Stadt in einer Stellungnahme an den Kölner Express: "Das Ziel der Geschwindigkeitsabsenkung" konnte "durch die [bisher] umgesetzten Maßnahmen erreicht werden". Und das sei entscheidend für den Beginn der zweiten Phase.

Abenteuerurlauber*innen kommen auf der Venloer momentan voll auf ihre Kosten.

Immerhin: Im selben Statement gesteht die Stadt Köln auch, dass auf der Venloer Straße nicht alles rund läuft, denn die "erwartete Reduzierung des Kfz-Verkehrs konnte bislang noch nicht ausreichend festgestellt werden". Das birgt natürlich auch ein – klitzekleines – Problem, denn durch den gleichbleibenden Verkehr, nur ohne Ampeln oder Zebrastreifen, wissen Fußgänger*innen auf einmal nicht mehr, an welcher Stelle sie überhaupt die Straße sicher überqueren können. Außerdem kommen sich Rad- und Autofahrer*innen regelmäßig in die Quere. Es wird gehupt, es wird geschimpft, es wird gestritten.

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Das soll sich, so die Stadt, aber jetzt schnellstmöglich ändern und zwar mit besseren Markierungen und Beschilderungen sowie mit zwei neuen Fußgänger*innenüberwegen. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung – es bleibt also zu hoffen, dass die Stadt Köln diese Anpassungen wirklich kurzfristig umsetzen kann. Denn wenn die Mühlen der Stadt weiter so langsam mahlen wie bisher, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem schlimmen Unfall auf der Venloer Straße kommen wird.

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