Köln hakt nach: Wann darf sich ein Bier Kölsch nennen?

© Gaffel

"Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!" Die Sesamstraßen-Fans unter uns haben diese lebenswichtige Weisheit natürlich längst verinnerlicht. Trotzdem traut man sich bei der ein oder anderen Frage dann doch nicht, sie zu stellen. Weil sie zu banal erscheint – oder man schlichtweg nicht weiß, wer die Antwort kennen könnte. Hier kommen wir ins Spiel! Wir haken für euch nach. Denn wir finden: Fragen – seien sie noch so simpel – sind nicht nur was für Kinder. Schließlich begegnen wir in Köln immer wieder kuriosen Dingen, die uns staunend oder fragend zurücklassen. Geht euch genauso? Dann schickt uns eure Fragen – wir beantworten sie oder suchen jemanden, der das kann.

Steffen fragt: Wann darf sich ein Bier Kölsch nennen?

Das Kölsch gehört zu Köln wie der Rhein und der Dom – so war’s schon immer und so wird’s auch immer sein! Oder? Naja – auf den ersten Blick scheint das wohl so. Aber das Kölsch, was wir heute so gerne trinken, ist längst nicht so verwurzelt mit der Stadt wie der Rhein oder der Dom. Ersterer fließt schließlich schon immer durch Köln und mit dem Dombau wurde vor fast 800 Jahren begonnen. Die Geschichte des heutigen Kölschs ist viel kürzer – und wir erklären euch, wieso. 

Welches Bier sich offiziell Kölsch nennen darf, das regelt die Kölsch-Konvention von 1985. Richtig gelesen, keine 40 Jahre ist dieser Meilenstein her. Natürlich wurde auch schon früher in Köln Bier gebraut – das Kölsch in seiner heutigen Form gab es aber erst Anfang des 20. Jahrhunderts, die Bezeichnung Kölsch wurde damals zuerst vom Brauhaus Sünner genutzt, um unser Lieblingsgetränk zu beschreiben. Im 19. Jahrhundert wurde die unfiltrierte und naturtrübe Version des Bieres hergestellt – das Wiess! Vielleicht habt ihr dieses Ur-Kölsch auch schon mal probiert: Spätestens seit die Brauerei Gaffel das Wiess kürzlich wieder auf den Markt gebracht hat, ist auch dieser Klassiker im 21. Jahrhundert angekommen.

© Carolin Franz

Aber zurück zum Kölsch: Im Laufe des 20. Jahrhunderts gab es mal mehr und mal weniger Kölsch – der Zweite Weltkrieg sorgte für eine Knappheit von Malz und Hefe, in den Nachkriegsjahren stieg die Zahl der Brauereien in Köln aber wieder stark an.

1977 wurde gerichtlich festgelegt, dass Kölsch nur in Köln gebraut werden darf – 1985 einigten sich dann 24 Brauereien auf die Kölsch-Konvention. Diese besagt, dass Kölsch ein "nach dem Reinheitsgebot hergestelltes helles, hochvergorenes, hopfenbetontes, blankes obergäriges Vollbier" ist, das in Köln gebraut werden muss – der Name "Kölsch" ist also gleichzeitig eine Gattung- und eine geografische Herkunftsbezeichnung. Außerdem muss Kölsch immer in einer Stange serviert werden.

© Sophie Franz

Nicht alle Brauereien, die damals die Konvention unterschrieben, brauen heute noch Kölsch. Übrigens hat auch gar nicht jede Kölschsorte eine eigene Brauerei. Sion, Sester, Peters, Dom und Gilden gehören zum Beispiel zum Haus Kölscher Brautradition – und somit zur Radeberger Gruppe. Gebraut werden all diese Kölschsorten inzwischen in der Braustätte von Früh. Wer Richmodis Kölsch mag, bekommt sein Lieblingsbier eigentlich frisch gebraut aus dem Hause Gaffel. Ganz schön kompliziert, oder?

Hauptsache ist: Et Kölsch fließt! Und wir sind bei der nächsten Stange ein bisschen schlauer und wissen, dass das Kölsch – in seiner durch die Kölsch-Konvention geschützten Form – gar nicht so viel älter ist als durchschnittliche Mit-Vergnügen-Leser*innen. 

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