Köln hakt nach: Linie 17 und die Nord-Süd-Stadtbahn – wie geht es weiter?

© Wolfgang Schiffbauer

In Köln begegnen uns immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. In unserer Serie "Köln hakt nach" gehen wir darum Fragen, Phänomenen und kuriosen Geschichten aus Köln auf den Grund. Auch ihr habt etwas entdeckt? Dann schickt uns eure Fragen!

Hochmoderne Bahnhaltestellen in einem futuristischen Look aus Glas, Beton und Stahl, ausgestattet mit modernster Technik von nigelnagelneuen Rolltreppen bis hin zu digitalen Anzeigetafeln mit Echtzeitinfos über die Zugverbindungen. Nein, wir sprechen nicht etwa von der Subway in New York oder der Londoner Tube, sondern von Chlodwigplatz, Severinstraße und Bonner Wall. Sprich: der Nord-Süd-Stadtbahn, der Heimat der Linie 17 und eines der größten Bauprojekte der jüngeren Kölner Stadtgeschichte.

Eigentlich war die Fertigstellung der Bahn-Strecke, die den Breslauer Platz auf schnellstem Weg mit der Marktstraße verbinden soll, schon für 2010 oder 2011 geplant, doch der tragische Einsturz des Stadtarchivs im März 2009 – verursacht durch eklatanten Pfusch am Bau – machte diese Pläne zunichte. Bis heute, denn die geplante Strecke kann durch die Bauarbeiten an der Einsturzstelle immer noch nicht voll befahren werden. Und das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben, denn bei Stadt und KVB geht man von einer Fertigstellung nicht vor 2028 aus.

© Wolfgang Schiffbauer
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Das wären schlappe 18 Jahre Verspätung – ein langer Weg, der von Pleiten, Pech und Pannen begleitet wurde. Beispiele gefällig? Im Spätsommer 2004 neigte sich der Turm der Kirche St. Johann Baptist auf der Severinstraße plötzlich zur Seite – der "Schiefe Turm von Köln" war geboren. Drei Jahre später senkte sich dann der Rathausturm am Historischen Rathaus um einige Millimeter ab. Beide Zwischenfälle verliefen glimpflich – ganz anders als der Einsturz des Stadtarchivs, der zwei jungen Menschen das Leben gekostet hat.

Erst im November 2020 wurden die Bauarbeiten am Gleiswechsel am Waidmarkt, dem letzten Puzzlestück der Nord-Süd-Stadtbahn, wieder aufgenommen. Inzwischen ist die Baugrube weitestgehend freigeräumt und statisch gesichert, aktuell werden die bereits erbauten Teile der U-Bahn aufwendig saniert. Außerdem wird im Rahmen der dritten Baustufe in Bayenthal an der oberirdischen Haltestelle Marktstraße gewerkelt. Man sieht: Es kommt noch viel Arbeit auf die KVB zu.

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Die Gesamtkosten für den Bau der Nord-Süd-Stadtbahn bezifferte die KVB im Jahr 2008 übrigens auf 1,1 Milliarden Euro – etwaige Schadensersatzzahlungen nicht einbegriffen. Wie hoch die Kosten am Ende wirklich ausfallen, steht noch in den Sternen. Sicher ist aber, dass durch den Einsturz und die jahrelangen Verzögerungen eine gehörige Summe obendrauf kommen wird.

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