11 Fragen an Kölns OB-Kandidat*innen: Martin Josef Przybylski, parteilos
Am 13. September sind Kommunalwahlen in Köln – gewählt werden dabei nicht nur der Stadtrat und die Bezirksvertretungen, sondern auch der oder die nächste Oberbürgermeister*in. Zur Wahl stellen sich 13 Kandidat*innen. Damit ihr wisst, wofür die einzelnen Bewerber*innen überhaupt stehen und welche Pläne sie für Köln haben, haben wir ihnen 11 Fragen gestellt – und um kurze, aber aussagekräftige Antworten gebeten.
Martin Josef Przybylski ist 35 Jahre jung, wurde in Polen geboren, und hat eine gemeinsame Tochter mit seiner Verlobten. Er hat Wirtschaftsrecht an der TH in Köln studiert und ist von Beruf Verkäufer bei einer großen Kölner Bäckerei-Kette. In seiner Freizeit beschäftigt er sich gerne mit Philosophie und spielt Akkordeon.
1. Warum bist du in die Politik gegangen?
Ich hatte einen intellektuellen Vater, der mich mit der Materie Politik bekannt gemacht hat, er war in Polen/Oberschlesien im Gemeinderat tätig, im Finanzausschuss und er war Bürgermeisterkandidat. Ich habe mir die Parteienlandschaft sehr genau angeschaut. 2009 war ich Landratskandidat in Bergisch Gladbach. Ich habe die besten Ideen und trete an um zu bleiben für 25 Jahre.
2. Was willst du besser machen als deine Vorgängerin?
Ich werde die Egonsiedlung in Stammheim vor dem Abriss retten. Seit Jahrzehnten werden die Bewohner von dem Stadtrat, Oberbürgermeisterin Reker schikaniert und bedroht mit Obdachlosigkeit und das in Zeiten der schlimmsten Wohnungsnot seit 30 Jahren. Ich werde eine Ausbildungsgarantie für Schüler in Köln einführen, die grassierende Inobhutnahmewelle des Jugendamtes stoppen, Sozialwohnungen bauen und der Verwaltung ein schnelles Rechtsbüro zur Seite stellen, sozusagen ein Verwaltungsbeschleunigung forcieren.
Ich möchte Köln auch fit für die Zukunft machen, z.b eine Sporthalle mit 5.000 Plätzen, die Bundesligatauglich ist für die Volleyballer und Basketballer. Ich werde vor allem herzlich und voller Energie für die Menschenrechte eintreten.
3. Ebertplatz, Neumarkt, Chlodwigplatz – Köln hat viele hässliche Plätze, aus denen man so viel mehr machen könnte. Wie sehen deine Pläne dazu aus?
Na klar es gibt hässliche Orte in Köln als auch hässliche Bauten und Häuser. Ich möchte der Kunstszene sagen, dass ich mit ihren Ideen und den engagierten Bürgern gemeinsam, parteiübergreifend alle herzlich einladen werde, Köln an Angstorten und hässlichen Orten schön zu machen z.b durch mehr Pflanzen, Bäume, Lichter und durch schöne Graffitis.
4. Die Mieten in Köln sind der Wahnsinn. Hast du eine Lösung für dieses Problem?
Meiner Meinung nach brauchen wir einen Mietendeckel, bis genug Sozialwohnungen gebaut sind. Unter mir als OB werden die Sozialwohnungen durch die städtische Realwirtschaft gebaut und 30 Prozent des Einkommens maximal kosten.
Als Sofortmaßnahme im Eilverfahren noch vor Wintereinbruch werde ich allen Obdachlosen und ohne festen Wohnsitz in Köln Lebenden Baucontainer als Übergangslösung aufstellen lassen – wie sie in Köln-Deutz an der Baustelle Messe für die Bauarbeiter stehen. Die Finanzwirtschaft wird sich unter meiner Regentschaft in Köln ihrer sozialen Verantwortung stellen müssen für das gute Gemeinwohl.
5. Der Klimawandel ist das Thema unserer Generation. Wie sehen deine Pläne für besseres Klima aus?
Das Thema hat viele Facetten. Der Klimawandel ist ein globales Thema. Dazu gehört vor allem der Schutz der globalen Regenwälder, Schutz und Nachhaltigkeit in der Fischerei, Recycling, Lärmschutz und Schutz und Vergrößerung von Naturschutz. Für Köln gilt, um einen effektiven Beitrag dazu zu leisten, die vollständige Erschließung der Fahrradinfrastruktur – man muss bequem und sicher mit dem Velo von Veedel zu Veedel fahren können. Dazu gehört auch die Erschließung der Fahrradwege zu den Seen Kölns und Umgebung. Außerdem: Mehr Pflanzen und Bäume.
6. Apropos Klima: Was willst du tun, damit sich Radfahrer in Köln sicherer fühlen?
Die Erschließung der kompletten Fahrradinfrastruktur ist das Top-Thema bei mir als OB.
7. Dein Standpunkt zur Grüngürtel-Bebauung in maximal drei Sätzen.
Der Grüngürtel wird nicht angefasst. Aber Köln muss wachsen – bis 2050 erwarte ich, dass Köln weiter stark wächst. Wenn zu wenig Platz in Köln ist und sich der schöne Grüngürtel zum Spekulationsobjekt mausert, ist das der falsche Weg. Köln muss wachsen. Das Kölner Umland hat allergrößtes Potenzial zum Wohle aller Bürger gemeinsam zu prosperieren. Ich spreche hier von Eingemeindungen, was mit Vergrößerung und Ausbau des ÖPNV und Errichtungen von klimafreundlichen neuen Veedeln beiträgt.
8. Viele Unternehmer und Selbstständige sind durch die Coronakrise wirtschaftlich schwer angeschlagen. Wie willst du die Zukunft dieser Menschen sichern?
Um der angeschlagenen Wirtschaft in der Krise zu helfen, sollten die kleinen Betriebe mit bis zu 11 Leuten zwei Jahre lang zu 50 Prozent von der Gewerbesteuer befreit werden. Gastronomen müssen für ihre Außenterrassen auch für zwei Jahre keine Gebühr bezahlen und Ausweitungen werden genehmigt. Schüler und Azubis dürfen umsonst mit der Bahn fahren als weitere Entlastungen für die Familien.
9. Defekte Fenster, Schmuddel-Toiletten, wenig digitale Ausrüstung: Kölns Schulen sind zum Teil in einem miesen Zustand. Wie willst du hier Verbesserung schaffen?
Der Bau von Gesamtschulen ist richtig und wichtig – z.b in Rodenkirchen und am Hansaring Gymnasium gibt es seit acht Jahren eine Dauerbaustelle, was überhaupt nicht geht. In die Schulen muss investiert werden. Es gibt enormes Einsparungspotenzial beim Kölner Jugendamt in der Ausgabenpolitik im Zuge der Inobhutnahmen von Kindern. Eine Inobhutnahme kostet den Kölner Steuerzahler ca. 60.000 Euro im Jahr. Die neue wiederaufkommende herrschende Meinung geht in die Richtung, dass ambulante Hilfen gänzlich besser sind als Inobhutnahmen. Sowas braucht Köln nicht. Köln wird familienfreundlich – dazu zählen gute Schulabschlüsse, Ausbildungsplatzgarantien und ein Kölner FSJ. Köln geht sozial voran, was zusätzliche Gelder freimacht für Investitionen in Musik, Sprachen, Tanzen. Außerdem braucht es gut ausgestattete Computerräume in Schulen, damit das Fach Informatik in jeder Schule gelehrt werden kann.
10. Immer wieder gibt es politischen Streit um die Aufnahme von Flüchtlingen. Wie ist deine Position in der Flüchtlingsfrage?
Dieses Thema ist Bundespolitik als allererstes. Aber Köln kann, und es müsste, einen Win-Win-kooperativen sozioökonomisch/wirtschaftlich/touristischen Handel betreiben. Ich sehe Kölner Unternehmen mit afrikanischen Partnern Infrastrukturprojekte durchführen, was Start-up-Gründungen für unerschlossene Märkte bedeuten würde.
11. Erkläre in einem Satz, warum die Kölner*innen dich wählen sollten.
Die Menschenrechte stehen an erster Stelle, jedoch werden die Menschenrechte in unserer Zeit stark vernachlässigt durch Ideologien, existenzgefärdende Armut, Mangel-Dienstleistungen von Sozialbehörden und auch zu bestimmten Teilbereichen der Justiz. Warum ich zum Oberbürgermeister werden sollte? Köln braucht pragmatische, smarte Konzepte und muss die Gehandicapten und die, die es schwer haben, achten. Putting People First.