Kölschvergnügen mit Jana Boltersdorf von Fridays for Future
Jana Boltersdorf wurde nicht nur in Köln geboren, sie setzt sich hier auch aktiv ein –und das nicht nur für Köln, sondern für die ganze Welt. Denn Jana ist ein Teil von Fridays for Future. Sie ist gerade mal 17 Jahre alt und seit Anbeginn dabei. Im Dezember 2018 setzte sie sich zusammen mit 50 anderen Schülerinnen und Schülern das erste Mal vor das Kölner Rathaus, damit sich in der Klimapolitik etwas bewegt. Was sich Jana wünscht und was sie gerne verändern würde, hat sie uns in unserer neuen Folge Kölschvergnügen verraten.
1. Was macht dich zum Kölner?
Ich wohne zwar momentan an der Grenze zu Köln, bin aber in Köln geboren. Außerdem leben meine ganzen Freunde in Köln. Zudem bin ich natürlich bei Fridays for Future in Köln aktiv. Da die Organisation von Fridays for Future doch den Großteil meiner Freizeit einnimmt, stellt die Stadt durchaus meinen Lebensmittelpunkt dar.
2. Warum schlägt dein Hätz für diese Stadt?
Lokalpatriotismus ist irgendwie so ein Ding, das nur im Zusammenhang mit Köln gut sein kann. Ich mag Köln einfach als die weltoffene und vielseitige Stadt, die sie ist. Ich mag Köln für die Menschen, die in ihr leben, ich mag Köln für die vielen verschiedenen Stadtteile, die so viel Abwechslung bieten. Ich denke, ich mag Köln einfach, weil es die einzige Großstadt ist, die ich wirklich kenne und in der ich die meiste Zeit verbringe.
Das finde ich pauschal schwer zu sagen. Die Vielfältigkeit verschiedener Kölner Viertel macht meiner Meinung nach, den Reiz der Stadt aus – und tatsächlich habe ich noch nie darüber nachgedacht, ob es da ein Stadtviertel gibt, das ich lieber mag als die anderen. Es ist doch wie mit allem: Jedes Viertel hat schöne und hässliche Seiten.
Der Alter Markt natürlich! Seit dem 14. Dezember bestreiken wir die Schule und demonstrieren jeden Freitag vor dem Rathaus auf dem Alter Markt. Wir sind unglaublich groß geworden, seit wir zum ersten Mal dort standen. Auf dem Alter Markt haben wir auch schon zweimal ein Aktionscamp aufgeschlagen und im Zuge dessen jeweils eine Woche auf dem Alter Markt gewohnt. Das war total wichtig, weil wir hier vorgelebt haben, wie eine ökologischere und gerechtere Gesellschaft funktionieren kann. Inzwischen ist mir dieser Ort fast schon so vertraut wie mein Vorgarten.
Zumindest nicht die typischen Touristenattraktionen. Vielleicht zeige ich ihnen den Park in Kalk, den ich so gerne mag. Vielleicht zeige ich ihnen den Umsonstladen im Autonomen Zentrum an der Luxemburger Straße. Vielleicht zeige ich ihnen einen Hinterhof in Neumarktnähe, den ich so gerne mag. Oder die großen Bäume im Grüngürtel. Vielleicht fahre ich auch einfach mit ihnen in den Hambacher Wald, der mit der Bahn ja lediglich 30 Minuten von Köln entfernt ist und immer einen Besuch wert ist.
Zu einem Picknick an einem sonnigen Tag an den Aachener Weiher.
Eigentlich trinke ich grundsätzlich keinen Alkohol und habe deshalb auch noch nie ein Kölsch getrunken.
Natürlich wünsche ich mir ein ökologischeres und gerechteres Köln. Die Preise für den ÖPNV zum Beispiel sind unfassbar teuer, Bahnverbindungen sind insbesondere in Kölns Vororte sehr schlecht ausgebaut. Es gibt kaum Orte in Köln, wo man sein Fahrrad abstellen kann. Eine grünere Innenstadt mit weniger bis gar keinen Autos, kostenlosem ÖPNV und großen Fahrrad- und Fußgängerwegen wäre ein erster Schritt in Richtung Verkehrswende. Gleichzeitig mehr Bäume und mehr spielende Kinder überall in der Stadt.
Zudem sollte Köln – insbesondere aufgrund seiner Nähe zu den Kohlekraftwerken – im rheinischen Revier seine Verantwortung wahrnehmen und alle Aktien des Energiekonzerns RWE, der im Rheinland noch immer Dörfer für den Braunkohletagebau zerstört, verkaufen. Auch die soziale Komponente ist mir unglaublich wichtig. So gibt es zum Beispiel überdurchschnittlich viele Obdachlose, die kein Dach über dem Kopf haben, während unzählige Wohnhäuser leer stehen. Hier könnte die Stadt Köln viel mehr Initiative zeigen.
9. Was vergnügt dich am meisten?
Erstens: Freund*Innen an einem schönen Ort treffen mit ihnen – ohne elektronische Geräte – gemeinsam Qualitätszeit verbringen. Zweitens: In einem nicht überfüllten Zug durch die Gegend fahren.
Mit dieser Antwort werde ich mich jetzt ziemlich unbeliebt machen, aber tatsächlich halte ich nicht so viel von Karneval. Das hat natürlich zum Teil ökologische Gründe, da einfach unglaublich viele Süßigkeiten gemeinsam mit unglaublich viel Plastik extra für den Karneval produziert werden und oft nicht mal gegessen oder mitgenommen werden. Das hat aber auch persönliche Gründe. Ich bin kein Mensch, der gerne auf große Partys geht. Ich bin kein Mensch, der gerne viel Alkohol trinkt und ich fühle mich in der Gegenwart von betrunkenen Leuten unwohl. Ich bin deshalb eher der Typ von Mensch, der Karneval zu Hause bleibt oder wegfährt.
11. Was möchtest du in diesem Leben unbedingt noch machen?
Viele Dinge! Primär möchte ich dazu beitragen, dass wir Klimagerechtigkeit auf der ganzen Welt erreichen. Oh und ich möchte gerne den deregulierten Kapitalismus überwinden. Ansonsten möchte ich noch ein Buch schreiben und mit Zelt und Rucksack durch viele Orte dieser Welt wandern und etwas über Landwirtschaft lernen und ganz viel Qualitätszeit erleben. Es ist wichtig, große Visionen zu haben.