Mein Lieblingsort in Köln: Umbruch
Wir empfehlen jeden Tag jede Menge toller Locations, ausgesucht von uns und unseren Autoren. Und trotzdem hat jeder von uns dieses eine immer gleiche Café, in dem er schon seit Jahren draußen seinen Cappuccino trinkt, diese eine Stelle am Rhein, an die er immer wieder fährt und von der er einfach nicht genug bekommt oder diese eine Ecke der Stadt, die sein Herz immer wieder höher schlagen lässt. Hier kommen unsere ganz persönlichen Lieblingsorte in Köln.
Der Weg zu meinem Lieblingsort in Köln ist kein leichter. Bevor ich die Türschwelle zum Umbruch überschreiten kann, muss ich mir am Wochenende den Weg durch eine betrunkene Meute bahnen und zwischendurch versuchen, nicht am Shisha-Qualm der Zülpicher Straße zu ersticken. Billige Cocktails, Ersti-Touren und gröhlende Kölner könnten mich aber nie davon abhalten, den Weg in meine liebste Kneipe zu finden.
Eine Kneipe, wie sie im Kneipen-Buche steht. Urig und gemütlich, klein genug, um sich wie im eigenen Wohnzimmer zu fühlen, groß genug, um Geburtstag zu feiern oder das WM-Finale zu gucken. Dunkel genug, um sich nie sicher sein zu können, welche Farbe die Tapete nun wirklich hat und entspannt genug, um solange zu bleiben, dass in der morgendlichen Dämmerung eine Antwort auf genau diese Frage gefunden werden kann.
Das Umbruch lädt zum Verweilen ein, jeden Tag in der Woche und meistens bis tief in die Nacht. Viel zu oft habe ich in meiner Studentenzeit den Laden verlassen und mich gewundert, dass es schon wieder hell ist. Und wieso ich noch wach bin, an einem Montagmorgen um fünf Uhr.
In letzter Zeit sind meine Umbruch-Wegbegleiter und ich vielleicht etwas langweiliger geworden – oder einfach keine Erstis mehr – und wenn ich um fünf Uhr morgens im Umbruch bin, ist das sicherlich kein Montag. Ein treuer Begleiter bleibt es trotzdem und jedes Mal, wenn ich das Wörtchen „Umbruch“ in anderem Kontext lese, muss ich automatisch an die Zülpicher Straße denken.
Ein Abend, der im Umbruch beginnt, heißt immer: Alles kann, nichts muss.
Im Sommer sitzen wir auf der Fensterbank, an Karneval tanzen wir auf den Tischen. Ein Abend, der im Umbruch beginnt, heißt immer: Alles kann, nichts muss. Oder um es mit den Worten von Querbeat zu sagen: Ich kenn einer, der einer kennt, dä säht et jeiht noch jet.
Meine Bestellung im Umbruch ist nicht sonderlich kreativ – denn sie ist immer gleich: Ein Kölsch, ein Mexi. Der hausgemachte Mexikaner im Umbruch ist nämlich der beste der ganzen Stadt. Richtig scharf, aber trotzdem würzig und nicht so dünnflüssig wie in manch anderer Bar. Und bis ich das Geheimrezept für mein feuriges Lieblingsgetränk endlich herausgefunden habe, werde ich weiter brav ins Umbruch gehen.