11 Typen, die du bei der Wohnungssuche triffst

© Brooke Cagle/Unsplash

In letzter Zeit bekomme ich von Freund*innen und Bekannten so einen Blick zugeworfen. Eine Mischung aus Mitleid und – je nachdem – Optimismus oder Pessimismus. Ich habe ihnen nämlich gesagt, dass ich auf Wohnungssuche bin. Ihr kennt das, jede*r musste da schon mal durch. Zum Glück ist Köln (noch) nicht München oder Berlin, wo sich inzwischen Hunderte Menschen auf eine einzige Wohnung bewerben und Mondpreise in guten Lagen längst Normalität sind.

Trotzdem ist die Wohnungssuche auch in Köln eine Qual: sich auf Anzeigen melden, selber Gesuche aufgeben, Besichtigungstermine koordinieren, Schufa-Auskunft organisieren und und und. Was mir dabei aufgefallen ist: Es gibt bestimmte wiederkehrende Muster. Ob WG oder Einzelwohnung, ob Balkon oder Einbauküche – hier kommen elf Typen, die man bei der Wohnungssuche immer wieder trifft.

1. Der Alles-Schön-Umschreiber

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Gemütlich, urban, außergewöhnlich. Das alles sind Adjektive, bei denen die Alarmglocken läuten sollten. So lassen sich nämlich winzige WG-Zimmer, runtergekommene Betonwände und grässliche Badfliesen wunderbar schönreden. Wenn jemand seine Wohnung loswerden will, ist auf einmal alles total super und cool. Spätestens bei der Besichtigung wird allerdings klar: Die Realität hat wenig zu tun mit den wohlklingenden Worten der Anzeige. Der Alles-Schön-Umschreiber zieht seine Rolle trotzdem knallhart durch. Und er hat auf jede Frage die passende Antwort parat. Ist das normal, dass da ein Kabel aus der Wand ragt? Aber klar doch! Und so schafft der Alles-Schön-Umschreiber es irgendwann tatsächlich, einen Interessenten weichzukochen.

2. Der Kapitalist

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Der Kapitalist ist mittlerweile leider immer häufiger anzutreffen. Er hat eine geile Wohnung und weiß, dass einige Leute dafür töten – oder naja, zumindest eine Menge Geld dafür ausgeben – würden. Also wird für die zehn Jahre alte Ikea-Küche ein Abschlag von 2000 Euro verlangt. Ey, die hab ich damals genau für die Wohnung anpassen lassen. Die Bauknecht-Waschmaschine riecht schon bisschen komisch, aber dafür kann man ja noch 500 Euro verlangen. Die durchgelegene Couch passt genau in die Ecke vom Wohnzimmer. Nochmal 500 Euro. Und schwuppdiwupp ist man schon vor Einzug mal eben ein paar Tausend Euro los.

3. Der Perverse

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"Du kannst die Wohnung haben, wenn wir uns vielleicht auf einer anderen Ebene einigen." So oder so ähnliche Sätze hat tatsächlich schon die ein oder andere Frau aus meinem Bekanntenkreis zu hören bekommen. Die Verzweiflung von Wohnungssuchenden beflügelt offenbar bei manchen Typen die Porno-Fantasien. Das kleine Mädchen vom Land sucht dringend eine Wohnung in der Großstadt – und ist bereit alles dafür zu tun? Einfach nur erbärmlich, ekelhaft, weg da!

4. Die Mitbewerber

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Jaja, die lieben Mitbewerber. Im seltensten Fall hat man die Wohnung bei einer Besichtigung für sich alleine. Also geht es im Gänsemarsch dem aktuellen Mieter oder Vermieter hinterher. Da heißt es: Eindruck schinden und möglichst viele Sympathiepunkte sammeln. HAHAHAHA, der Witz war gut… Ja, das sehe ich genau so… Das Sofa werde ich natürlich übernehmen... Das ist ja voll schön… Es wird geschleimt, was das Zeug hält. Jeder will der Witzigste, der Netteste, der Charmanteste sein. Um im Gedächtnis zu bleiben. Da bleibt nur: Hoffen, dass man nicht auf der eigenen Schleimspur ausrutscht. Und danach erstmal ganz lange duschen – schließlich fühlt man sich nach so einer Nummer so richtig dreckig. 

5. Der Makler

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Wenn eine Luxuskarre vor der Bude steht, ist es eigentlich schon abzusehen: Diese Wohnungsbesichtigung übernimmt ein Makler. Nicht die angenehmste Gattung Mensch, aber mit Unterhaltungswert. Blutjunge Typen im schwarzen Peek & Cloppenburg Anzug, die Haare mit einer ordentlichen Ladung Gel präpariert und alles in dieser Wohnung ist "PER-FEKT". Echtes Klischeegold eben. Das Gute: Große Schleimereien kann man sich in dem Fall sparen. Dem Makler ist nämlich egal, wer die Wohnung bekommt. Hauptsache Liquidität oder Elternbürgschaft stimmen.

6. Der Verpeilte

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Der Verpeilte macht dir mittags in Jogginghose die Tür auf und war anscheinend gerade beim Frühstück. Er hat voll vergessen, dass ihr heute den Termin hattet, aber jo komm rein. Die Wohnung ist cool, aber unaufgeräumt und die Tomatenspritzer da über dem Herd? Sind glaube schon mehrere Jahre alt. Zu der Wohnung kann der Verpeilte nicht wirklich viel sagen. Das ist das Schlafzimmer. Hier die Küche. Da ist das Bad. Stromverbrauch? "Mal so, mal so."

7. Der Durchschleuser

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Der Durchschleuser weiß, was er hat. Eine Wohnung, die viele Leute haben wollen. Sympathie? Ist hier nicht so wichtig. Dein Besichtigungstermin ist um 10:40 und bitte pünktlich, denn 10:50 Uhr kommen schon die nächsten Interessenten. Man fühlt sich wie ein Stück Fleisch auf dem Fließband. Da das Schlafzimmer, da das Bad, hier die Küche. Achso, Küche müsste übernommen werden. Da der Abstellraum. Hier kannst du deine Daten aufschreiben, wenn du interessiert bist. Oh, es hat geklingelt. Das müssen die nächsten sein. Also, dann meld ich mich bei dir, wenn du die Wohnung bekommst. Ciao!

8. Der ausfragende Vermieter

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Wenn bei Besichtigungen unerwartet der Vermieter in der Tür steht, ist das meist vor allem eins: ziemlich unangenehm. Innere Panik bricht aus: Hätte ich mir doch was Ordentliches angezogen. Riecht man wohl noch, dass ich gestern Abend getrunken habe? Noch bevor ihr eure Gedanken sortiert habt, geht die Fragerunde aber auch schon los: Rauchen Sie? Spielen Sie ein Musikinstrument? Wollen Sie bald Kinder haben? Was sind Ihre Hobbys? Haben Sie einen unbefristeten Arbeitsvertrag? Wieviel verdienen Sie im Jahr? Laden Sie gerne Freunde ein? Zu persönlich gibt es nicht. Und man selbst? Spielt das Spiel natürlich mit. Schließlich will man ja endlich eine verdammte Wohnung. Nach so einer Besichtigung samt Seelenstriptease fühlt man sich irgendwie benutzt.

9. Die Casting-Jurymitglieder

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Ihr wollt doch einfach nur ein WG-Zimmer? Dann wird euch diese Situation vielleicht bekannt vorkommen: Man kommt zur Besichtigung einer Vierer-WG, wird herzlich begrüßt. Es riecht ein bisschen nach Rauch und neben dem Eingang stapeln sich leere Bierkästen. Hier bin ich Mensch, hier will ich sein. Nachdem einem alles gezeigt wurde, will man sich zusammensetzen, um zu gucken, ob das überhaupt menschlich alles passt. So weit, so gut. Aber dann siehst du es schon: Ein großer Tisch, drei Stühle auf der einen, ein Stuhl auf der anderen Seite. Tief durchatmen. Was locker begann, wird nun ernst. Casting-Ernst. Deine drei potentiellen Mitbewohner mutieren zur DSDS-Jury. Einer macht den Bohlen – haut richtig auf die Kacke, sagt unverblümt seine Meinung. Die anderen beiden sind eher Deko, sitzen lockerer bis geistig abwesend daneben. Good Cop, Bad Cop. Jetzt musst du alles geben – sonst wird es nichts mit dem Recall.

10. Der Lockere

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Diese Spezies ist ein absoluter Glücksfall. Höchstwahrscheinlich hat er seine Wohnung nämlich gar nicht online inseriert. Tausende Mails im Posteingang? Das ist ihm viel zu stressig. Also schaut er sich selbst die Gesuche online oder im Stadt-Anzeiger an – und wenn dein Gesuch zu seiner Wohnung passt, ruft er dich an. Dann heißt es: Zugreifen! Die Wohnungsbesichtigung  läuft meist locker, man einigt sich schnell – und der Lockere schlägt dich seinem Vermieter als neuer Nachmieter vor. Klingt zu gut, um wahr zu sein? Ist mir aber tatsächlich schon passiert. Also: Schreibt Gesuche! Ins Internet, auf einen Rewe-Zettel, in Kölner Zeitungen. Denn wenn sich jemand bei euch meldet, hat der genauso wenig Lust auf Massenbesichtigungen wie ihr.

11. Die Menschenmasse

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Du biegst in die Straße ein, in der die Wohnung sein soll und siehst schon von Weitem eine riesige Menschentraube. Okay, das ist kein Flash-Mob, das ist keine Studentengruppe auf Exkurs. Die wollen alle dasselbe wie du: die Wohnung. Jetzt musst du entscheiden: Willst du dir das wirklich antun? Fest steht: Wenn sich bis zu 100 Menschen durch eine 40-Quadratmeter-Wohnung drängeln, ist jeder Versuch, sich bemerkbar zu machen, zwecklos. Mein Tipp: Wenn ihr schon 'ne fertige Mappe mit Schufa und Bürgschaft etc. habt, dann huscht schnell in die Wohnung, legt die Mappe auf den Stapel, rausgehen, fertig. Der Versuch, so eine Wohnung zu bekommen, ist ohnehin wie Lottospielen.

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