Wenn’s um Poldi geht, drehen die Kölner durch
Eben ist mir mein Postbote in die Arme gelaufen. Ein Paket hatte er zwar nicht für mich, dafür aber für die Nachbarn im Haus nebenan – in der Größe einer Kino-Leinwand. Als ich ihn darauf hinwies, dass das Monstrum in etwa die Maße meines Wohnzimmers hat, setzte er seinen schönsten Dackelblick auf und sagte: „Ach komm schon! Ich erzähl dir auch mal was.“ Und weil man zu einer guten Geschichte nie nein sagen sollte, teile ich meine 40 qm nun bis zum nächsten Klingeln mit gefühlten 20 qm Pappe. Meine Belohnungs-Story folgte auf den Fuß: „Ich hab schon mal bei Poldi ein Paket ausgeliefert. Im Kranhaus. Und der war sogar selbst da“, sagte der Paketausträger mit einer derart erwartungsvollen Stimme, als müsse man jetzt auch ihn um ein Autogramm bitten. „Der war selbst da? In seiner eigenen Wohnung? Ist ja verrückt!“, sagte ich. Was folgte, waren Geschichten aus der Klatschpresse, wonach Poldi mal den Verkauf seines schnieken Apartments trotz Millionengebot abgelehnt haben soll.
Tja, so ist es eben: Fällt der Name Poldi, gerät der Kölner ins Schwärmen. Poldi – das ist der kölsche Jung. Er ist der, der den Weltmeistertitel irgendwie auch zu unserem gemacht hat. Und er ist vielleicht der einzige, bei dem die Worte „Prinz“ und „bodenständig“ zusammengehen. Die Kölner lieben ihren Poldi – nicht nur wegen seiner lustigen Sprüche, sondern auch, weil er der ganzen Welt erzählt, wie wunderbar unsere Stadt wirklich ist. Ohne dabei abgehoben zu sein. Einer von uns eben.
Was Poldi anfässt, wird zu Gold – oder eben zu Eis und Döner
Die Kölner danken es dem Fußballer mit einer ungeschrieben Gesetzmäßigkeit: Was Poldi anfässt, wird zu Gold. Oder eben: zu Dönerspieß und Eis. Die Schlange vor Poldis Dönerbude am Chlodwigplatz hielt sich über Wochen, wenn nicht gar Monate. Eröffnung war im Januar 2018. Noch verrückter ging es allerdings zu, als der Fußballer im Sommer 2017 mit seiner ersten Eisdiele mitten im Belgischen Viertel an den Start ging. Fans kampierten stundenlang vor dem Laden, nur um als erste von der Poldi-Eiscreme zu naschen und ein Foto mit dem Prinzen zu ergattern. Spätestens da war klar: Wenn’s um Poldi geht, dreht der Kölner durch. Zumindest der ein oder andere.
Mit unvernebeltem Kopf kann man sich natürlich fragen, was Poldi bitte mit Eis oder Döner zu tun hat – außer, dass er beides wahrscheinlich ganz gerne isst. Aber was schert’s den Kölner. „Man kennt sich, man hilft sich“ – so funktioniert das hier nun mal und wenn Poldi es genauso handhabt, dann versteht der Kölner das im besten Fall als Beweis dafür, dass er eben genau das ist: en echte kölsche Jung. Und spätestens, wenn Poldi sich selbst in seiner Eisdiele blicken lässt, schwadroniert der Kölner auch nicht mehr darüber, dass es ein paar Straßen weiter definitiv besseres Eis im Belgischen gibt.
Platzverbot für Poldi bei Opening am Heumarkt
Auch am Wochenende ging es nicht darum, ob Köln nun wirklich noch mehr von dem Poldi-Eis braucht, das viele ohnehin irgendwie viel zu sahnig finden. Denn als der Kicker am Samstag – trotz des Verbots vom Ordnungsamt – höchstpersönlich bei der Eröffnung seiner zweiten „Ice Cream United“-Filiale am Heumarkt aufkreuzte, dachte der Kölner wohl wieder nur eines: „Ach ja der Poldi, das ist en echte kölsche Jung. So bodenständig. Einer von uns.“ Einer, der sich nicht vorschreiben lässt, wann er wo sein darf.
Warum das Ordnungsamt eine Eröffnung ohne Poldi wollte? Nun ja, der kölsche Weltmeister mag auf dem Rasen das richtige Timing haben, aber sein Eisdielen-Opening wurde offenbar nicht rechtzeitig bzw. gar nicht offiziell angemeldet. Also gab es vom Ordnungsamt aus Angst vor einem erneuten Riesen-Ansturm ein Platzverbot für den Prinzen. Poldi kam trotzdem, ließ sich mit seinen Fans fotografieren, dankte „dem Ordnungsamt für die Werbung“ – und bewies mal wieder: Ob man nun will oder nicht – man muss diesen Prinz Poldi einfach mögen.