Biobackwaren und ein Stück Holland bei Broodje in Bickendorf

© Lisa Schulz

So laut und lebendig es in Ehrenfeld ist, so leise und langweilig ist es einen Stadtteil weiter: in Bickendorf. Seine Eingangspforte markiert das potthässliche, aber eindrucksvoll hohe Westcenter mit satten 25 Stockwerken. Da ist natürlich ordentlich was los. Was man vom Rest des Veedels nicht behaupten kann, die Gentrifizierung steckt hier noch in den Kinderschuhen.

Ganz so beschaulich wie das dahinter liegende Vogelsang ist Bickendorf nicht. In Vogelsang haben die Straßen vögelige Namen und man trifft sich in der Gaststätte „Zwitscherhäusche“ - awww! In Bickendorf geht man aber nicht etwa ins von den Bläck Fööss besungene Bickendorfer Büdche, da das gar nicht in Bickendorf, sondern in Rath-Heumar ist. Nee, in Bickendorf geht man zu Broodje.

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Nach einem Probelauf mit zwei Schiebewagen voller Biobackwaren hat Patricia Heimke im September 2018 ihr schnuckeliges Lädchen eröffnet und seit Tag eins rennen die Leute ihr die Bude ein. Samstags um halb eins mittags gefragt, wie viele Brötchen sie heute schon verkauft hat, antwortet sie: „über 500“. In Bickendorf! Da gab es bislang keinen Biobäcker und Patricia hatte „Bock auf gutes Brot“ und darauf, was Eigenes zu machen. Neben ihrem Job als Schulsozialarbeiterin. In den Niederlanden studiert, wurde aus der Selbstständigkeit ein Laden mit holländischer Note. Ein Tante-Emma-Laden, wie Frau Antje-Heimke ihr Juwel nennt.

Neben biologischen und vollwertigen Backwaren, deren Vorbestellungen ins „goldene Buch“ eingetragen werden, gibt’s kölschen Heilandt-Kaffee und gläserweise holländischen Pindakaas. Nix Käse, Erdnussbutter! In Masstricht gibt’s ganze Pop-up-Stores mit dem polarisierenden Schlonz. Bei Broodje gehen die Gläser weg wie Patricias warme Semmeln. Ein Auszug aus den Geschmacksrichtungen: Karamell-Meersalz, Knoblauch-Zwiebel oder Chilli-Zitronengras. Die Butter haut man eher in Soßen, statt auf die Frühstücksstulle.

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In den hübschen String- und Drahtregalen tummeln sich außerdem allerhand Bio-Lebensmittel und Kunst. Bickendorfer Kunst! Zum Beispiel Postkarten von Hebbedinge. Das ist – genau – Niederländisch und bedeutet so viel wie „Dinge, die man haben will“. Dahinter steckt beziehungsweise zeichnet die Illustratorin Anna Petry, die unter anderem für das Magazin Flow arbeitet. Außerdem kann man Rezeptkarten der Künstlerin Pascale Lamm shoppen.

Apropos: Patricia erklärt, ihr Broodje ist „kurzlebiger als ein klassisches Café“. Zwar lädt vor allem die Bank aus dem Oberteil eines Turnpferdes zum Verweilen ein, aber die meisten trinken ihren Kaffee bei einem Schnack im Stehen. „Das ist hier ein bisschen wie Kaufmannsladen spielen“, sagt Patricia. Und Recht hat sie: Der Raum mit seiner großen Theke erinnert ein bisschen an vergangene Zeiten. Das gefällt Hipstern, aber auch Omis, die gerade vom Friseur kommen. Ganz ohne Facebook. Dafür mit einem „van harte welkom“ an der Tür.

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Unbedingt probieren: Na was wohl? Pindakaas! Und jedwedes Brot. Vielleicht das mit dem dicken Buddha drauf?

Besonderheit des Ladens: Hier ist alles bio und alles ein bisschen besonders. Außer der Heilandtkaffee – der hat sich in Köln ja längst etabliert. Sonntags gibt es Kuchen aus dem Café Franck in Ehrenfeld – zum Essen im Broodje oder zum Mitnehmen.

Mit wem gehst du hin: mit Freelancern, die tagsüber Zeit haben. Mit Menschen, denen gutes Brot wichtig ist. Mit Couchsurfern aus Holland.

Broodje | Rochusstraße 60, 50826 Köln | Dienstag, Donnerstag, Freitag: 10–16 Uhr, Mittwoch: 7.30–11.30 Uhr und 13.30–15.30 Uhr, Samstag: 7.30–14 Uhr, Sonntag: 11–16 Uhr | Mehr Info

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