Das Hallmackenreuther ist zurück: Warum das Kultlokal so gefehlt hat

© Michelle Weyers

Monatelang prangte ein ominöses Schild an der Scheibe des Hallmackenreuther, die Aufschrift: „Wiedereröffnung im Herbst – dann auch wieder mit Apfelpfannkuchen und vielem, was ihr in der letzten Zeit vermisst habt.“ Irgendwann war dann Herbst, das Laub lag längst auf dem Boden und doch blieben die Türen des Hallmackenreuther verschlossen und der Blick ins Lokal durch dunkle Vorhänge versperrt.

Nun, eine gefühlte Ewigkeit später, ist es endlich soweit: Das Hallmackenreuther ist zurück und feiert – rechtzeitig zum Start der 30. Kölner Passagen – seine Opening-Night am 14. Januar 2019 ab 22 Uhr mit Kompakt-DJs und Special Guests wie Ono Mao, Bula Bula Moosplaneten und Köski Royal. Bunte Kissen, Keramik und Pflanzen verwandeln das obere Stockwerk passend zur Interior Design Week in eine bunte Welt voller schöner Dinge. Das schönste und dickste Ding überhaupt ist und bleibt an diesem Abend aber natürlich, dass das Hallmackenreuther nun tatsächlich sein Comeback feiert. Endlich.

Ein Café mit bewegter Vergangenheit

Zeit also, einen Blick zurückzuwerfen: Eröffnet wurde das Hallmackenreuther am Brüsseler Platz 1990 von Stefan Kriegeskorte. Manch einer kennt ihn vielleicht unter dem Namen Steve Borg. Der mittlerweile 68-Jährige war unter diesem Namen nämlich von 1980 bis 1996 Bassist bei der kölschen Band BAP. Und anscheinend war er noch dazu ein großer Loriot-Fan. Zumindest so sehr, dass er sein Lokal nach einem Charakter aus dem Loriot-Sketch „Der Bettenkauf“ benannte – oder genauer: nach dem Betten-Verkäufer Hallmackenreuther.

Tatsächlich war der echte Hallmackenreuther, Schauspieler Edgar Hoppe, auch schon mal zu Gast im Lokal am Brüsseler Platz. Ebenso wie der Vater der Lindenstraße, Hans W. Geißendörfer; Wim Wenders, Elke Heidenreich und Mariele Millowitsch. Die beiden Letzteren sollen sogar mal einen Loriot-Stammtisch im Café gehabt haben.

Zwischen Kultlokal und Schaulaufen

Von der Prominenz mal abgesehen, war das Publikum im Hallmackenreuther immer ein ziemlich gemischtes. Wobei viele davon schon schwer nach "Typ Künstler" aussahen. Böse Zungen würden vermutlich behaupten, der Laden und sein Publikum seien etwas prätentiös gewesen. Oder wie eine Yelp-Nutzerin es auszudrücken pflegte: Das Publikum ist "so 'Es-hängt-mir-schon-ausm-Hal-raus'-szenig und intellektuell […], dass mir Schauer über den Rücken laufen." Ich habe zustimmend genickt und gelacht.

Trotz, oder gerade wegen des „Sehen und Gesehenwerden“, ist das Hallmackenreuther ein Kultlokal, zumindest war es das in den 90er und 00er Jahren. Eine angenehme Kombination aus Café, Kneipe, Club und Restaurant. Im Keller fanden regelmäßig Partys statt. Den oberen Teil des Lokals konnte man auch für private Feiern mieten. Das Vintage-Mobiliar schaffte eine elegante und zugleich gemütliche Atmosphäre. Hier war Platz für Kaffeekränzchen, Kölsch und Kultur. Der Treffpunkt der Kunst- und Musikszene.

Schlammschlacht um die Schließung

Man sagt, das Hallmackenreuther habe den Brüsseler Platz zu dem gemacht, was er heute ist. Oder besser: Was er war. Denn Ende November 2017 blieb das Café plötzlich verschlossen. Was genau damals passiert ist, können vermutlich nur die Beteiligten sagen.

Fest steht: Die Schlammschlacht und die Schließung des Hallmackenreuther stimmten viele Kölner traurig und wehmütig. Auch mir ging es so – und das, obwohl ich als Kind der Neunziger die goldenen Zeiten des Hallmackenreuther selbst gar nicht miterlebt habe. Dennoch: Beim Anblick der verschlossenen Türen packte auch mich die Nostalgie. Und das nicht etwa, weil ich hier jeden Abend verbracht hätte. Es war viel mehr das Gefühl, das ich mit diesem Ort verband.

Das warme Licht des Hallmackenreuther strahlt wieder

Der Anblick der ermatteten Leuchtreklame erinnerte mich an halbstarke Nachmittage, die zu Abenden und Nächten wurden. Als meine Freunde und ich stundenlang an den Tischtennisplatten saßen, Karten spielten und manchmal auch unsere Herzen ausschütteten. Da strahlte das Hallmackenreuther mit seinen bunten Leuchtkugeln im Beet vor sich hin und war einfach immer da. Bot uns Zuflucht, als der Durst mal wieder größer war als die Blase. Und diente später als Ass im Ärmel für erste Dates, Lernpausen mit Kaffee und Bierchen am Wochenende.

All das schien verloren – und ist nun doch zurück. Für Köln ist das definitiv ein Grund zum Feiern. Denn wenn das Hallmackenreuther sein warmes Licht über den Brüsseler Platz legt, dann fühlt sich Köln wieder ein Stück mehr nach "Zuhause" an.

© Michelle Weyers

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