Mit diesen zwei Karten kannst du das kreative Köln entdecken
Kürzlich im Bezirksrathaus Ehrenfeld: Ich stehe in der Schlange, in der Menschen auf ihre Wartemarke warten (kein Scherz) und erspähe am Info-Tresen Papierkram, der überraschenderweise heiß anmutet: die Monopol Art Map und „Urban Art Koeln“. Während ich meine Omi oft als Papier-Messy bezeichne, weil sie bei fast jedem Flyer zulangt und in ihrer Wohnung diverse Stapel mit Broschüren, Handzetteln, Infoblättern und Gratis-Postkarten hortet, versuche ich selbst minimalistisch zu bleiben – nur wenige Wische schaffen es in meine überteuerte Mini-Butze, die eh schon überquillt.
Ich bin gottesfroh, eine Ausnahme gemacht zu haben, denn die Kunstkarte und der urbane Flyer sind der Knaller – zumindest für ein kunst-, konsum- und ausgehfreudiges Publikum. Die Monopol Art Map wird vom Monopol Magazin herausgegeben, einer Zeitschrift für Kunst und Kultur. Noch nie davon gehört? Gut, ich nämlich auch nicht. Die 10,80 Euro teure und eher die oberen Sinusmilieus ansprechende Zeitschrift ist ein „Magazin für Kunst und Leben“ und veröffentlicht Art Maps, „die zu den urbanen Kulturorten Deutschlands führen“, für verschiedene Städte und Regionen NRWs. Weil das blass zitronengelbe Cover mit dem Dom und dem Museum Ludwig unter Schäfchenwolken nicht wirklich sexy und innovativ anmutet, ist die Überraschung beim Aufklappen umso größer – optisch wie inhaltlich.
Der gefragten Münchner Illustratorin Julia Pfaller reichen 20 Straßen für eine Kölnkarte mit den „besten Tipps aus Kultur und Szene“. Die Spots sind entweder fotografisch oder illustriert eingefügt, zwischen und vor ihnen ein paar Männeckes, Bäume und Grünflächen und der Vater Rhein. Verlegt vom Res Publica Verlag und herausgegeben von Köln Tourismus und dem NRW-Ministerium für Wirtschaft zeigt die Karte „kulturelle Anziehungspunkte“, die ergänzt werden um „ausgewählte Tipps für Ausgehen, kreative Szene und Gastronomie“.
So tummeln sich in der Illustration bis auf den Dom nicht die typischen Sightseeing Spots, sondern alternative, künstlerisch-kreative und bisweilen clubbige wie die Ebertplatzpassage, das King Georg und das Acephale, der Graffiti-Hotspot Ehrenfeld und der elegante Herrenausstatter Herr von Eden, das Bayenthaler Pumpwerk, dessen LED-System den Wasserstand in Tönen illuminiert, die kleine Galerie für Urban und Fine Art im Belgischen Viertel: die Kunstagentin oder der Schwimmbad-Biergarten in Riehl.
Hier werden selbst Kölner überrascht, was es noch zu entdecken gilt und on top hält das Prospekt fünf Touren bereit: Abend-Amüsement, Dating-Day, Touri-Tour, Shoppingsamstag und Sonnenspaziergang. Die schmissigen Texte stammen von der Tastatur Frederike Eberts, ihres Zeichens nicht nur langjährige Monopol-Redakteurin, sondern auch Chefredakteurin des Intro Magazins. Spritzig-wizig spaziert und flaniert sie mit den Lesern durch ein Köln abseits des Mainstreams, mitten durch den Subkulturdschungel, klopft an bei ideenreichen Gastgebern, Stadtaktivisten und privaten Kunstforen – das Ganze in deutscher und englischer Sprache.
Urban Art Koeln-Karte zeigt euch 106 Kölner Murals
Die Urban Art Koeln-Karte ist dagegen minimalistisch gehalten und kommt ohne Text daher, konzentriert sie sich doch allein auf hiesige Street Art – das aber erschöpfend: Satte 106 Murals sind in der Stadtkarte eingezeichnet und tabellarisch gelistet, immer mit Namen und der Herkunft der internationalen Künstler sowie dem Entstehungsjahr und der Adresse des Kunstwerks. Ehrenfeld ist dabei deutlich als Mural-Mekka ausgemacht, gefolgt von Nippes, dem Belgischen Viertel und Mühlheim.
Mit der Karte kann man sich eigenständig auf eine Reise durchs bunte straßenkünstlerische Köln begeben oder auf www.cityleaks-festival.de von April bis November eine Führung buchen. Der Fyler ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Köln Tourismus und dem gemeinnützigen Kunstvereins artrmx, dem Veranstalter des Cityleaks, einem Festival für Urban Art, das jedes Jahr im September stattfindet. Im AZE, der Ehrenfelder Zentrale des Kunstvereins, liegen die Karten aus, außerdem im Kölntorumismus-Büro am Dom. Hier gibt es auch die Art Map Cologne, die zusätzlich hier online bestellt werden kann. Happy Hopping!