Jazz, Erdnüsse und Kuriositäten – das Papa Joe's ist Kölns Kult-Jazzlokal schlechthin

© Christin Otto

„Erdnüsse und Musik sind bei uns immer umsonst.“ So bringt Hanns Buschmann es auf den Punkt – das Geheimrezept eines Kölner Kultlokals, das es zu Weltruhm gebracht hat. Die Rede ist von Papa Joe’s Jazzlokal "Em Streckstrump" – einem kleinen Laden am Buttermarkt. Hanns‘ Vater – der berühmte „Papa Joe“, der mit bürgerlichem Namen Josef Wilhelm Buschmann heißt –  war es, der das Lokal vor rund 45 Jahren eröffnete. „Jeden Tag Live-Jazz“ – das sei die Idee gewesen. Und sie ist es bis heute.

Abend für Abend treten am Buttermarkt Bands auf, sonntags sind es sogar zwei. Fast 16.300 Konzerte sind so schon über die Bühne gegangen, ein Ziffernblatt am Eingang zählt jedes einzelne. Eintritt zahlen die Gäste nicht, stattdessen sind die Getränke etwas teurer. Die Erdnüsse für den Knabberspaß gibt es wiederum kostenlos – und die Lizenz zum Krümeln noch dazu. „Die Schalen darf man bei uns einfach auf den Boden werfen“, sagt Hanns.

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Während sein Vater anfangs noch mächtig die Werbetrommel rühren musste, um täglich Musiker für einen Auftritt zu finden, rennen die dem Papa Joe’s heute die Türen ein. „Deutschlands ältestes Jazzlokal mit täglichem Live-Jazz“ ist längst international bekannt. „Jeder Jazz-Musiker, der in Köln ist, will hier spielen“, sagt Hanns. Werbung machen muss er darum schon lange nicht mehr – stattdessen gilt es, all die Anfragen zu koordinieren. Welche Bands es ins Abendprogramm geschafft haben, verrät die hauseigene Zeitung: Schon seit über 30 Jahren informiert „Papa Joe’s Kunst & Bierblatt“ regelmäßig über sämtliche Termine.

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Nun könnte man die Tatsache, dass eine Kneipe ihre eigene Zeitung hat, natürlich schon verrückt genug finden. Im Papa Joe’s ist das allerdings nur das Tüpfelchen auf dem berühmten i. Nicht nur das urige Interieur der Jazzpinte ist einzigartig – es wimmelt auch nur so vor Kuriositäten. Wer statt des hauseigenen Bieres – ein Obergäriges aus der Eifel – einen Cocktail bestellt, staunt nicht schlecht, wenn der „Cocktail Joe“ plötzlich seine Arbeit aufnimmt. Die von den Buschmann-Söhnen selbst konstruierte Maschine hinter der Bar mixt die Drinks nämlich per Knopfdruck.

Um in den Genuss dieses Spektakels zu kommen, muss man es allerdings erst einmal bis an die Theke schaffen. Vor allem an Wochenenden ist das mitunter kein leichtes Unterfangen – denn dann platzt das kleine Jazz-Lokal am Buttermarkt schnell mal aus allen Nähten. Vom 20- bis zum 70-Jährigen, vom Kölner bis zum Australier tummelt sich dann nämlich gefühlt die ganze Welt an diesem Ort.

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Nicht minder bunt, dafür aber etwas geräumiger geht es ein paar Meter weiter am Alter Markt zu. Dort befindet sich nämlich das zweite „Papa Joe‘s“. Den „Biersalon Klimperkasten“ eröffnete Papa Joe nur drei Jahre nach dem Jazzlokal. Es ist ein Ort, der Gäste auf eine Zeitreise in die 20er-Jahre schickt. Unzählige historische Automaten und selbstspielende Musikinstrumente stehen hier – allesamt funktionstüchtige Originale.

Anders als im Jazzlokal können Gäste im Klimperkasten auch speisen – kölsche Klassiker versteht sich. Für die Zigarette danach gibt’s im Keller einen Kaugummizigaretten-Automaten.  Wahlweise hilft auch der hauseigene Kräuterschnaps bei der Verdauung. Und wer stattdessen lieber die Lachmuskeln beansprucht,  der lässt sich von der Witzemaschine „Papa Joke“ gegen Münzeinwurf einen von 500 Witzen vorlesen.

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Absolutes Highlight und weltweit einzigartig ist jedoch etwas anderes: Tünnes und Schäl als lebensgroße Jukebox. Spielt gerade keine Jazz-Band, machen die beiden die Musik. Gegen Münzeinwürf können Gäste eines von 250 Liedern wählen – und das kölsche Duo schmettert sie dann auf Tuba und Akkordeon. Fast ist es ein bisschen gruselig, wie sie dazu Oberkörper, Kopf, Augen und Finger bewegen. Schäl erhebt sich zwischendurch sogar von seinem Platz. Wie von Zauberhand, könnte man meinen.

Tatsächlich steckt dahinter aber nur einmal mehr der Erfindergeist der Buschmann-Söhne. Mit den sogenannten „Pneuphonikern“ haben sie eine Weltneuheit geschaffen – denn die Figuren sind das erste selbstspielende Akkordeonorchester überhaupt. „Viele Touristen kommen schon allein deswegen her“, berichtet Hanns. Dabei sind Tünnes und Schäl nur ein kleiner Teil einer inzwischen riesigen Kollektion. Die skurrilen Musikanten gibt es nämlich in verschiedenen Modellen – bei den Buschmanns kann man sie für Events mieten. So kam es auch, dass Angela Merkel 2010 Akkordeon beim Bundespresseball spielte. Nicht wirklich, sondern als Pneuphoniker-Puppe aus Köln. Es heißt, Claudia Roth habe sich köstlich amüsiert.

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Und genau das ist es, wofür das Papa Joe’s seit Jahrzehnten steht: beste Unterhaltung auf allen Ebenen – sei es nun durch die unzähligen Konzerte, die Einrichtung, die vielen Kuriositäten oder einfach nur die einzigartige Stimmung. Es ist ein Gesamtpaket, das auch so manchen Promi anlockt. Udo Lindenberg, Otto Waalkes, Helge Schneider, David Hasselhoff, Willi Millowitsch, Guido Westerwelle und Heino – sie alle haben schon bei Papa Joe vorbeigeschaut.

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Josef Wilhelm Buschmann selbst ist spätestens durch seine Läden zur kölschen Legende geworden. Im Streckestrump und im Klimperkasten sieht man den berühmten Papa Joe bis heute auf Fotos – mal als frechen Bub‘ in jungen Jahren, mal als älteren Herrn am Klavier. Bis zuletzt saß er immer wieder selbst am Klavier – bis der gelernte Musiker und Kult-Gastronom 2015 schließlich im Alter von 90 Jahren starb. Heute führen seine Söhne die Läden in der Kölner Altstadt – mit derselben Hingabe wie ihr Papa Joes es einst tat. Und so gilt wohl auch die nächsten Jahrzehnte noch: „Erdnüsse und Musik sind bei uns immer umsonst.“

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Unbedingt probieren: Wenn ihr im Klimperkasten am Alter Markt seid, gönnt euch eine Haxe, lasst die Pneuphoniker Tünnes und Schäl für euch spielen und zieht euch ein Packung Kaugummi-Zigaretten. Im Jazzlokal "Em Streckstrump" solltet ihr das hauseigene Papa-Joe's-Bier probieren

Besonderheit des Ladens: Das ist Erlebnisgastronomie, wie sie ihresgleichen sucht. In beiden Lokalen gibt es unzählige Kuriositäten, alte Automaten und selbstspielende Instrumente – alles alte, funktionstüchtige Originale. Im Jazzlokal gibt es jeden Abend Live-Jazz bei freiem Eintritt.

Mit wem gehst du hin: deinen Freunden, Jazz-Liebhabern und dem Köln-Besuch, den du beeindrucken möchtest.

Preise: Haxe 14,90 Euro, Cocktails gemischt vom Cocktail-Joe 8 bis 10 Euro, Papa-Joe's-Bier 4,80 Euro (0,4l)

Papa Joe's Jazzlokal "Em Streckstrump" | Buttermarkt 37, 50667 Köln | Montag – Sonntag: 20–3 Uhr | Mehr Info

Die Fotos für den Beitrag wurden mit der Sony Alpha 7ii gemacht.

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