11 Fragen an Kölns OB-Kandidat*innen: Robert Nussholz, parteilos

Am 13. September sind Kommunalwahlen in Köln – gewählt werden dabei nicht nur der Stadtrat und die Bezirksvertretungen, sondern auch der oder die nächste Oberbürgermeister*in. Zur Wahl stellen sich 13 Kandidat*innen. Damit ihr wisst, wofür die einzelnen Bewerber*innen überhaupt stehen und welche Pläne sie für Köln haben, haben wir ihnen 11 Fragen gestellt – und um kurze, aber aussagekräftige Antworten gebeten. 

Heute stellen wir Robert Nussholz vor, der als Parteiloser in das Rennen um den OB-Posten geht. Der gebürtige Kölner ist 56 Jahre jung und hat lange in einem deutschen Großunternehmen gearbeitet. Inzwischen ist er selbstständiger IT-Unternehmer. Nebenher engagiert er sich in seinem Veedel – dem schönen Nippes – ehrenamtlich und organisiert als Vorstand des Bürgervereins "Für Nippes e.V." unter anderem das Klimastraßenfest und den Nikolausmarkt. Was er für Köln plant? Wir haben nachgefragt!

1. Warum bist du in die Politik gegangen?
Weil ich denke, dass ich eine Eigenverantwortung besitze und daher nicht nur meckern kann, wenn mir etwas nicht gefällt, sondern Verantwortung übernehmen muss. Ich werde aktiv und versuche andere Menschen, die eher passiv sind, mitzunehmen und etwas Positives zu schaffen.

2. Was willst du besser machen als deine Vorgängerin?
Auf jeden Fall wieder eine Bürgernähe schaffen, damit die Menschen in Köln wieder Vertrauen zu ihrer Stadt finden.

Die Zusammenarbeit der Verwaltung mit den Menschen in der Stadt (Unternehmen, Interessengemeinschaften, Bürgervereine, Interkulturelle Zentren, etc.) fördern und nicht deren Arbeit behindern.

Die Digitalisierung in der Verwaltung muss kurzfristig umgesetzt werden. Bürgerbeteiligungen als Standard etablieren.

Mehr dezentrale Politik, schließlich wissen die Politiker vor Ort besser, was für ihr Veedel wichtig ist.

Ich werde mich persönlich für saubere Schulen und eine schnelle Digitalisierung einsetzen, indem ich Schulen ohne vorherige Ankündigung besuchen werde, um Missstände schneller zu beseitigen. Natürlich auch über den schnelleren Bau von neuen benötigten Schulen.

...oh, es gibt noch viele Punkte, die ich besser machen würde. Ich hatte vor fünf Jahren bereits gesagt, dass ein Mensch, der aus der Verwaltung kommt, diese nicht optimieren und Arbeitsprozesse beschleunigen kann, denn sein Denken ist anders als bei einem Unternehmer. Der „Verwaltungsmensch“ verwaltet selbst die Optimierung, was nicht gerade zu einer Ablaufbeschleunigung beiträgt.

3. Ebertplatz, Neumarkt, Chlodwigplatz – Köln hat viele hässliche Plätze, aus denen man so viel mehr machen könnte. Wie sehen deine Pläne dazu aus?
Es ist keine Frage, dass diese Plätze möglichst zeitnah neu gestaltet werden müssen. Im Falle des Ebertplatzes war ich bei einigen Veranstaltungen mit anwesend und kenne die absolut unterschiedlichen Meinungen. Beim Ebertplatz würde ich aus meiner heutigen Sicht eine ebenerdige Umwandlung des Geländes bevorzugen.

Meine Vorgehensweise sieht zum jetzigen Zeitpunkt folgendermaßen aus:

- Projektstand erfahren
- Interessengruppen, soweit vorhanden, anhören
- Anlieger anschreiben und anhören
- Ideen visuell zusammenbringen
- Varianten zur Abstimmung an Anlieger, Interessengruppen weiterleiten, eventuell größere Befragung über Internet durchführen
- Alle Aktivitäten erhalten ein Zeitfenster, das einzuhalten ist. Beispiel: Anlieger erhalten Brief mit Bitte um Abgabe von Ideen – Zeitfenster 21 Tage, dann wird kein Brief mehr angenommen. Aus vielen Ideen wird nach Mehrheitsprinzip verfahren.

4. Die Mieten in Köln sind der Wahnsinn. Hast du eine Lösung für dieses Problem?
Die Stadt Köln muss brachliegende Bauflächen bevorzugt und schneller freigeben. Städtische Wohnungsbaugesellschaften kümmern sich bevorzugt um die Bebauung. Weg von den meistbietenden Investoren, die dann so viel bezahlen, dass sie mit dem Argument der Wirtschaftlichkeit die zukünftigen Mieten sehr hoch ansetzen können.

Die Bauhöhe von max. 25,50 m muss hochgesetzt werden, sie ist nicht mehr zeitgemäß. Dadurch erhalten wir mehr Etagen und mehr Wohnraum pro m², dies senkt die notwendige Miete.

Bauanträge müssen schneller durch das Genehmigungsverfahren laufen.

5. Der Klimawandel ist das Thema unserer Generation. Wie sehen deine Pläne für besseres Klima aus?
Ich unterteile den Klimaschutz in verschiedene Bereiche:

1. Verkehr: Autofreie Innenstadt; Ausbau umweltfreundlicher ÖPNV, z.B. Umsetzung der Seilbahn-Idee für Köln; Ausbau eines durchgängigen Radwegenetz; Förderung der Homearbeitsplätze, dann sind in der Stadt weniger Autos unterwegs; attraktive Jobtickets auch für kleine Firmen und Unternehmen.

2. Bauprojekte: Begrünung von Gebäuden(-fassaden) für besseres Microklima; Solarmodule auf Dächern.

3. Einsatz moderner Technologien: Zum Beispiel Wärmetauscher in Straßenoberflächen, die Asphalt im Sommer kühlen und im Winter die im Sommer gewonnene Wärme zum Heizen von Gebäuden nutzen; Einsatz von Titanoxid in Straßenoberflächen und in Wandfarben, um Stickstoffdioxid vom Gaszustand in einen Festzustand umzuwandeln, es kann dann nicht mehr eingeatmet werden.

4. Unternehmen: Förderung von Unternehmen mit Schwerpunkt Klima- und Umweltschutz; Anreize für die Ansiedlung in Köln schaffen.

6. Apropos Klima: Was willst du tun, damit sich Radfahrer in Köln sicherer fühlen?
Endlich einen Gesamtplan aufstellen, um den Radverkehr durchgängig zu gestalten, nicht das jetzige Flickwerk fortsetzen, wie es zur Zeit in Köln gemacht wird. Dann wird es an einigen Stellen auch notwendig sein, die Parkstreifen wegfallen zu lassen, damit der Radverkehr sicher läuft.

7. Dein Standpunkt zur Grüngürtel-Bebauung in drei Sätzen.
Einfach: NO GO!!! Ich liebe den FC, aber was ich einem „normalen“ Betrieb NIE erlauben würde, gilt ohne Ausnahme, auch wenn er FC heißt!

8. Viele Unternehmer*innen und Selbstständige sind durch die Coronakrise wirtschaftlich schwer angeschlagen. Wie willst du die Zukunft dieser Menschen sichern?
Sehr vielseitiges Thema, da es starke Branchenunterschiede, auch bei den Lösungen, gibt. In Kurzform: Die Stadt Köln muss die Initiative ergreifen und den einzelnen Branchen entgegenkommen: z.B. Gastronomie: ohne zusätzliche Gebühren unbürokratisch schnell die Außengastronomie erweitern; Kultur: zur Verfügung stellen von städtischen Flächen, für Konzerte, Kunstausstellungen, etc.; Aktionen, um den Standort Köln im Einzelhandel zu stärken, durch z.B. Forcieren und Unterstützen von lokalen Einkaufsgutscheinen, damit der ortsfremde Internethandel eingedämmt wird.

Für mich ist die Grundeinstellung wichtig: unproblematisch Lösungen finden. Nicht Vorschriften suchen, die etwas verhindern, sondern die Vorschriften finden, die es ermöglichen.

9. Defekte Fenster, Schmuddel-Toiletten, wenig digitale Ausrüstung: Kölns Schulen sind zum Teil in einem miesen Zustand. Wie willst du hier Verbesserung schaffen?
Im Wahlkampf sagte eine Mutter zu mir: „Wir sollten uns schämen, mit dem Zustand der Schulen drücken wir auch unseren Respekt den Kindern gegenüber aus!“ Höchste Priorität von meiner Seite, denn ich habe Respekt vor der Jugend! Daher werden die einzelnen Schulen von mir persönlich kontaktiert und überwacht, ob wirklich alles getan wird, um die Schulen sauber zu halten. Ich habe von einem befreundeten Schul-Hausmeister erfahren, dass er ausgebremst wird, weil er den Schnitt durcheinander bringt. Er hat saubere Toiletten und eine ordentliche Außenanlage geschaffen und Reparaturen werden schnell durchgeführt. Das muss Standard werden!

Der bürokratische Aufwand, um Reparaturen zu veranlassen, muss drastisch gesenkt werden, dann gibt es auch keine Ausreden mehr. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass z.B. 450 € Kräfte angestellt werden, die die Schultoiletten während der Pausen beaufsichtigen und nachher reinigen. Wie bei Veranstaltungen die Reinigungskräfte auf den Toiletten.

Digitalisierung: Mein Unternehmen beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen, diese Erfahrungen setze ich als Oberbürgermeister in den Schulen um. Schnell und unbürokratisch!

10. Immer wieder gibt es politischen Streit um die Aufnahme von Flüchtlingen. Wie ist deine Position in der Flüchtlingsfrage?
„Kein Veedel für Rassismus“ – Als Oberbürgermeister werde ich die Flüchtlingshilfe weiter unterstützen und den Migrationsvereinen unter die Arme greifen, die sich mit den Problemen der Geflüchteten bestens auskennen. Ich stehe bereits jetzt in ständigem Kontakt mit einigen Vereinen u.a. in Köln-Porz, die sich sehr engagieren in diesem Bereich.

11. Erkläre in einem Satz, warum die Kölner*innen dich wählen sollten.
Weil ich lösungsorientiert denke, die Sprache der Menschen in Köln spreche und die beste Idee, parteiunabhängig, umsetzen werde.

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