Das Köln ABC: J wie Jeck
Köln ist wunderbar – und manchmal auch ein bisschen nervig. Wir lieben den Rhein, Karneval, Kölsch und unser Herz schlägt höher, wenn wir den Dom sehen. Wenn genau diese Sachen dich an Köln verzaubern und du gleichzeitig über die KVB fluchst und dich der Stau auf den Ringen zur Weißglut treibt, bist du hier genau richtig. In unserem Köln-ABC gibt es Köln von A bis Z, von vorne bis hinten und mit allem, was dazu gehört – egal, ob wir es nun gerade feiern oder verfluchen.
Jeck – eins der wohl besten Wörter im rheinischen Sprachgebrauch. Es kann sowohl als Nomen als auch als Adjektiv benutzt werden. Frei nach dem Motto: Bisse jeck, du Jeck? Die meisten kennen und nutzen das Wort natürlich vor allem zur Karnevalszeit. Denn Jeck ist in erster Linie ein Synonym für "Narr". Jeder, der Karneval feiert, ist ein Jeck. Und wie jeder Kölner weiß: Jede Jeck ist anders und jet jeck simmer all.
Winteraustreibungen und ausgelassenes Partyverhalten mit einigem an Alkohol vor der Fastenzeit gab es aber schon im Mittelalter – auch in Köln.
Das kölsche Karnevals-Jeföhl, das sich irgendwie alles um das Wörtchen „Jeck“ dreht, beschreibt Köln aber nicht nur zu seiner närrischen Zeit perfekt, sondern auch im Allgemeinen. Stellt sich nur die Frage: Sind wir jeck wegen des Kölner Karnevals – oder ist der Karneval jeck, weil er kölsch ist?
Fangen wir doch vielleicht mal damit an, warum und seit wann Karneval überhaupt gefeiert wird und wie das in Köln so abläuft: Vor der sechswöchigen Fastenzeit lassen wir es nochmal so richtig krachen. Am 11.11. ist Sessionseröffnung, so richtig los geht’s dann an Weiberfastnacht, gefolgt vom großen Rosenmontagszug. Am Dienstag wird dann für die begangenen Sünden der Nubbel verbrannt und am Aschermittwoch ist alles vorbei – und das große Fasten beginnt.
Und alles, was dann noch wild und hemmungslos ist, ist eben: jeck. Karneval halt. Köln halt.
Winteraustreibungen und ausgelassene Stimmung samt Alkohol vor der Fastenzeit gab es aber schon im Mittelalter – auch in Köln. Nur dass das Ganze irgendwann immer organisierter ablief: Es wurden Komitees und Gesellschaften gegründet, der erste Rosenmontagsumzug fand statt und auch das Dreigestirn hatte seine ersten Auftritte. Vielleicht kam mit der Ordnung ja auch die jecke Gelassenheit. Ein bisschen weg von wilder und hemmungsloser Sauferei und Unzucht, die der Kirche und dem Stadtrat sowieso ein Dorn im Auge waren. Hin zu mehr System, mehr Tradition, mehr Offiziellem. Und alles, was dann noch wild und hemmungslos war, war eben: jeck. Karneval halt. Köln eben.
Jeck sein bedeutet immer ein bisschen verrückt sein. Egal, ob nun im Sinne von "gut drauf" oder "sie nicht mehr alle beisammen zu haben" – wirklich negativ ist es nie gemeint. Schließlich neigt der Kölner ja generell nicht zur Boshaftigkeit. Deswegen ist ein „Bisse jeck?“ auch irgendwie der Inbegriff der liebevollen, kölschen Herzlichkeit – egal, ob an Karneval oder außerhalb der närrischen Zeit. Die Antwort auf diese Frage sollte darum in Köln immer lauten: "Klar – und jede Jeck is anders!"