Das Köln ABC: V wie Veedel
Köln ist wunderbar – und manchmal auch ein bisschen nervig. Wir lieben den Rhein, Karneval, Kölsch und unser Herz schlägt höher, wenn wir den Dom sehen. Wenn genau diese Sachen dich an Köln verzaubern und du gleichzeitig über die KVB fluchst und dich der Stau auf den Ringen zur Weißglut treibt, bist du hier genau richtig. In unserem Köln-ABC gibt es Köln von A bis Z, von vorne bis hinten und mit allem, was dazu gehört – egal, ob wir es nun gerade feiern oder verfluchen.
Kann eigentlich irgendein*e Kölner*in das Wort „Veedel“ aussprechen, ohne dass im eigenen Kopf spontan „En unserem Veedel“ angestimmt wird? Falls ihr das könnt, bekommt ihr jetzt zum Einstieg trotzdem erstmal einen kleinen Ohrwurm. Nichts zu danken.
Hach ja, unser Veedel. Das Epizentrum des kölschen Lebens, das Auffangbecken in schlechten Zeiten und der alltägliche Lebensmittelpunkt. Irgendwie hat man sie ja alle gern, das eigene Veedel hat man aber natürlich am allerliebsten. Manchmal auch zur Verwunderung anderer – denn nicht nur die Kölner*innen, die in der urigen Südstadt oder dem hippen Belgischen Viertel wohnen, sind stolz, in ihrem Veedel zu wohnen. Die Veedelsliebe spürt man genauso in Zollstock, in Bickendorf, in Bayenthal oder anderswo – von der ausgeprägten Schäl-Sick-Liebe mal ganz zu schweigen!
Veedel – das hat übrigens nicht primär etwas mit den offiziell festgelegten Stadtteilen zu tun. Denn manche Stadtteile sind einfach keine Veedel (oder habt ihr schon mal jemanden getroffen, der von seinem Neustadt-Nord geschwärmt hat?), während manche Veedel hingegen auf den offiziellen Listen der Stadtteile überhaupt nicht existieren – zum Beispiel das Kwartier Latäng, das Vringsveedel oder der Eigelstein. Veedel haben keine klaren Stadtgrenzen, aber wir haben sie im Jeföhl – so kennt man das ja in Kölle.
Ausgewachsene Männer bezeichnen sich auch im Renten-Alter noch als „Sülzer Jung“ und kein*e Mülheimer*in wird nach 30 Jahren Veedelsliebe plötzlich beschließen, dass es in Ehrenfeld doch viel schöner ist!
Wer in Köln geboren und aufgewachsen ist, der ist sowieso untrennbar mit seinem Veedel verbunden. Ausgewachsene Männer bezeichnen sich auch im Renten-Alter noch als „Sülzer Jung“ und kein*e Kölner*in aus Mülheim wird nach 30 Jahren Veedelsliebe plötzlich beschließen, dass es in Ehrenfeld doch viel schöner ist! Für Imis und Veedelshopper sieht es da schon ein wenig anders aus:
Wie es der Kölner Wohnungsmarkt nun mal so will, landen die meisten Kölner*innen nicht sofort in ihrem Wunschveedel – falls sie es überhaupt jemals dorthin schaffen. Langsam, aber sicher verwachsen die meisten aber auch mit ihrem Zufallsveedel – denn was braucht es schon, um die Kölner Veedelsherzen höherschlagen zu lassen? Ein gutes Büdchen, eine gemütliche Eckkneipe, vielleicht eine Grünfläche, auf der man bald jeden Hund beim Namen kennt und natürlich: eine gute Nachbarschaft. Und schwupp – schon bald kann auch ein Veedelsneuling gar nicht mehr so genau erklären, wieso es gerade im eigenen Veedel so schön und herzlich, so voller wohliger Gefühle ist und man eigentlich gar nicht mehr woanders hin möchte.
Wer sich nicht so einfach von kölscher Veedesliebe erschlagen lässt und unbedingt in einem der beliebtesten Veedel wohnen will – der muss wohl die Bereitschaft zeigen, etwas tiefer in die in die Miettasche zu greifen. Denn im Wunschveedel dann auch noch eine Traumwohnung zu ergattern, das ist in Kölle höchste Kunst. Naja, und eben den Gutverdienenden vorbehalten. Statt sich allzu sehr darüber aufzuregen, machen die Kölner*innen aber eben genau das, was sie am besten können: nämlich ihrem Veedel und ihrer Stadt bedingungslose Liebe zukommen lassen, ejal, wat och passet.