Das Köln ABC: Q wie Queer

Köln ist wunderbar – und manchmal auch ein bisschen nervig. Wir lieben den Rhein, Karneval, Kölsch und unser Herz schlägt höher, wenn wir den Dom sehen. Wenn genau diese Sachen euch an Köln verzaubern und ihr gleichzeitig über die KVB flucht und euch der Stau auf den Ringen zur Weißglut treibt, seid ihr hier genau richtig. In unserem Köln-ABC gibt es Köln von A bis Z, von vorne bis hinten und mit allem, was dazu gehört – egal ob wir es nun gerade feiern oder verfluchen.

Wer unser schönes Köln schon mal für einige Zeit verlassen hat, kennt wahrscheinlich das wohlige Gefühl, das sich in unseren Herzen ausbreitet, sobald wir die Hohenzollernbrücke überqueren und aus dem Zug heraus die Kölner Skyline erblicken. Als würde die Stadt uns in eine wohlige Umarmung nehmen, sobald wir sie betreten, fühlt man sich in Kölle doch immer ein bisschen besser als woanders – und vor allem fühlt man sich willkommen. 

Kölle ist bunt

Dass liegt nicht zuletzt daran, dass wir uns diese Willkommenskultur zu jeder Gelegenheit selbst auf die Fahne schreiben: Kölle ist bunt. Wie bunt? Dass merkt jede*r schnell, egal ob man Stammgast in der Phoenix Sauna ist oder eher zufällig einmal im Jahr in den CSD hineinstolpert und dann ausgelassen unter den Regenbogenfahnen feiert. 

Um Diversität und Vielfalt kommt in der Domstadt niemand herum – und das ist auch gut so. Wir feiern gemeinsam auf der Schaafenstraße, vergnügen uns im Winter auf dem schrillsten, aber vielleicht auch schönsten und strahlendsten Weihnachtsmarkt der Stadt und feiern unsere Drags als Königinnen der Nacht. Wir haben uns die erste schwule Dating-Show des Landes ausgedacht und standen schon in so manch einem Rating an der Spitze der queersten Städte Deutschlands.

© Nicola Dreksler

Wir lieben Köln für seine bunten Menschen, für die Lebensfreude und dafür, dass "Jeder Jeck ist anders" keine schulterzuckende Erklärung, sondern ein gefeiertes Lebensgefühl ist. Für viele Kölner*innen ist die bunte Vielfalt der Stadt das i-Tüpfelchen des entspannten Lebens am Rhein – für einige ist die Stadt aber auch ein Zufluchtsort und ein sicherer Hafen. Genau deshalb ist es wichtig, unser buntes Köln nicht als selbstverständlich anzusehen, sondern die Farben des Regenbogens jeden Tag aufs Neue mit dickem Pinsel auf die Straßen zu malen. Denn auch wenn wir in der vielleicht buntesten Stadt Deutschlands leben – perfekt ist noch lange nicht alles. 

Denn Diskriminierung trifft man auch hier noch auf den Straßen, zum Glück immer seltener, aber doch immer wieder. Mal hört man abwertende Kommentare, mal werden Menschen direkt beleidigt und mal kommt es selbst in unserer Stadt zu körperlicher Gewalt, wenn sich manch eine*r von den bunten Leben anderer im eigenen Schwarz-Weiß-Denken gestört fühlt. Ja, auch in unserer Stadt fühlen sich LGBTQ* manchmal nicht sicher, werden an der Clubtür abgewiesen oder dumm von der Seite angemacht. Auch hier müssen viele immer noch einen Kampf mit sich und der Gesellschaft austragen und fühlen sich nicht sicher genug, um zu ihrer eigenen Identität stehen zu können.

Wenn so etwas passiert, gibt es einen kurzen Schmerz im sonst so wohligwarmen Kölle-Herz.

Wenn so etwas passiert, gibt es einen kurzen Schmerz im sonst so wohligwarmen Kölle-Herz. Denn wenn wir sehen, dass sich nicht jede*r so willkommen fühlen darf wie ein*e andere*r, legt sich ein grauer Schleier über diese farbenfrohe Stadt. Zum Glück sind solche Situationen bei Weitem nicht die Regel – doch die Ausnahmen sollten wir trotzdem nicht vergessen.

Das Kölsche Q macht uns nicht nur besonders viel Freude, sondern erinnert uns auch daran, wie lebenswert ein buntes Kölle ist und wie bunt unser Leben in Kölle immer sein sollte.

© Lena Rocholl
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