Lisas Bettgeschichten: Mein umtriebiger Kurschatten
Eins vorneweg: Lieber wäre es mir, ich könnte Geschichten über mein Liebesleben schreiben. Das gibt es aber leider nicht. Wobei, was heißt „leider“. Ich mache aus der Not eine Tugend und schreibe eine Kolumne über mein Sexleben. Auf der Suche nach grenzenloser Kerzenschein-Romantik bin ich in den vergangenen Monaten sehr umtriebig gewesen, in der Hoffnung, aus einer Liaison ergebe sich endlich mal was Ernstes. So kommt es, dass ich Geschichten voller Absurditäten und mit umso weniger Romantik erzählen kann. Fangen wir bei Nummer eins von – Achtung – 14 an. Ich muss jetzt schon lachen.
Es begab sich zu einer Zeit, als ich in der Eifel in einer Rehaklinik war. Viele Männer und Frauen auf einem Haufen, sogar nachts im selben Haus. Es ist klar, wie die Geschichte ausgeht. Bei mir war es – nennen wir ihn Can, mein erster Türke.
Unauffälliger Zaungast in der Raucherlounge. Immer da, immer über Witze gelacht, aber selten selbst den Mund aufgekriegt. Bis zu Tag X: Da kamen Can und ich unverhofft ins Plaudern und das war so nett, dass wir uns danach zum Mittag verabredeten und anschließend direkt fürs Freibad. Ob ich abends noch in sein Zimmer kommen wolle, „einen Film schauen“... Ich lehnte dankend ab.
Wir „liebten“ uns auf 90 Zentimetern. Wenig Leidenschaft, wenig Geknutsche, Performance ganz ok, aber nicht Killer.
Am nächsten Abend fragte er erneut per WhatsApp, ob ich einen Film schauen kommen würde. Diesmal würde ich ihn in die Irre führen. Ich lehnte wieder dankend ab, nur um dann einfach doch vor seiner Tür zu stehen. Überraschung gelungen! Er kam gerade aus der Dusche (Hände reib).
Wir schauten tatsächlich einen Film, fragt bitte nicht, welchen, und fingen irgendwann an, uns zu streicheln. Wir „liebten“ uns auf 90 Zentimetern, wobei „lieben“ hart übertrieben ist. Wenig Leidenschaft, wenig Geknutsche, Performance ganz ok, aber nicht Killer. In der Nacht schlief ich sogar bei ihm. Aber erst, nachdem wir im Bademantel auf dem Balkon eine Zigarette geraucht und dabei ein Sefie gemacht hatten. Das war der schönste Moment des Abends. Ich sag's ja: auf der Suche nach Kerzenschein-Romantik.
Vielleicht war ich einfach nicht gut im Bett? Dabei weiß ich: Ich kann verdammt gut sein.
Nach unserer ersten gemeinsamen Nacht strafte Can mich mit Schweigen. Plötzlich gab es wohl nichts mehr zu erzählen – die Sache hatte für ihn offenbar sofort den Reiz verloren. Oder vielleicht war ich einfach nicht gut im Bett? Dabei weiß ich: Ich kann verdammt gut sein, wenn es hundertprozentig harmoniert, alles im Fluss ist, es zwischendurch immer mal etwas wilder wird und man sich am liebsten gegenseitig aufessen würde. Das ist der beste Sex, doch bis ich den haben würde, sollten noch einige Nulpen kommen.
"Nachts vibrierte dann doch regelmäßig mein Handy."
Cans Ignoranz, das merkte ich schnell, hielt aber nur tagsüber. Nach 22:30 vibrierte dann doch regelmäßig mein Handy – mit der immer währenden Frage nach dem Film, Sex, zurück ins Zimmer.
Wobei das mit dem "zurück ins Zimmer" so eine Sache war: Bettruhe war um 22:30 Uhr, da hatten alle Kurpatienten in ihren Hasenställen zu sein. Also schlich ich samt Wärmflasche durchs Haus zu Can. Falls ich erwischt würde, könnte ich dann nämlich immer noch sagen, ich wollte nur in die Teeküche, um mir eine Wärmflasche für meinen schmerzenden Rücken zu machen.
Und, ihr ahnt es schon: Eines nachts flitzte ich mit zerzaustem Haar durch die Gänge tatsächlich direkt in die Arme einer Schwester, kreisch! „Was machen sie denn hier?“„Ich wollte mir eine Wärmflasche machen, hab so Rückenschmerzen.“ Sie nahm mich mit ins Schwesternzimmer, machte mir eine Wärmflasche und wünschte gute Besserung und eine gute Nacht. Gute Nacht!
Der Reiz des Erwischtwerdens war fast noch größer als der des Sex' mit Can.
Der Reiz des Erwischtwerdens war für mich fast noch größer als der des Sex' mit Can. Hätte böse ausgehen können: Wem ein Tete-a-tete nachgewiesen kann, der fliegt und muss die Reha selbst bezahlen. Offenbar liebte auch Can das Risiko. Doch das sollte ich erst später erkennen.
Wobei – so eine Ahnung hatte ich schon: Neben mir gab es da noch Tabea. Ziemlich hübsch. Mit ihr verbrachte Can die meiste Zeit. „Nur freundschaftlich“, versicherte er mir. Als Can dann eines Abends nicht mit mir und ein paar anderen essen gehen wollte und stattdessen frisch geduscht im Bademantel auf seinem Balkon stand, wusste ich, dass es an diesem Abend passieren würde. Kein schönes Gefühl.
Nach seiner Abreise erfuhr ich, dass Can mit fünf Frauen geschlafen hatte.
Als ich am nächsten Morgen sah, dass Can mir mitten in der Nacht noch geschrieben und mich gefragt hatte, ob ich vorbeikomme, war ich beruhigt. "War wieder unnötiges Kopfkino, Lisa!", dachte ich. Bis mich Tabea eines Besseren belehrte. Nachdem Can abgereist war, stellte sich im Gespräch mit ihr heraus, dass ich Recht hatte: Sogar in freier Wildbahn hatten sie es getrieben. Und die Glückliche fand's sogar ganz gut. Die beiden haben wohl besser gematcht, passiert.
Wie es mit den anderen wohl gematcht hat? Ebenfalls nach seiner Abreise erfuhr ich, dass Can während seines Aufenthalts mit fünf Frauen geschlafen hatte. Halleluja, da bin ich dem Oberchecker auf den Leim gegangen. Macht nichts – Next!