Köln hakt nach: Wieso steht ein Leuchtturm in Ehrenfeld?

© Christin Otto

In Köln begegnen uns immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. In unserer Serie "Köln hakt nach" gehen wir darum Fragen, Phänomenen und kuriosen Geschichten aus Köln auf den Grund. Auch ihr habt etwas entdeckt? Dann schickt uns eure Fragen!

Köln hakt nach: Wieso steht ein Leuchtturm in Ehrenfeld?

Er ist das heißgeliebte Veedelswahrzeichen aller Ehrenfelder*innen, ein ganz besonderer Ort in Köln und eine kleine Überraschung für alle Zugezogenen: Die Rede ist vom Heliosturm. Der Anblick ist außergewöhnlich, denn auch wenn über dem Rhein oft Möwen ihre Kreise ziehen, sind wir vom maritimen Nordsee-Feeling in Kölle so richtig weit entfernt. Trotzdem hat es ein Leuchtturm in eines der beliebtesten Veedel geschafft und ihr habt euch sicher auch schon mal die Frage aller Fragen gestellt: Was zum Teufel macht er da? 

Die Antwort mag vielleicht überraschen. Der Heliosturm hat nämlich einst wirklich dabei geholfen, Schiffen den Weg zu weisen – zumindest indirekt. Klingt komisch, schließlich ist das Meer doch Hunderte Kilometer entfernt. Die Technik, mit der Leuchttürme im 19. Jahrhundert ausgestattet wurden, kam aber aus Köln – genauer gesagt aus Ehrenfeld, das damals noch eine eigenständige Gemeinde war. Dort wurde 1882 die Helios AG gegründet – eine wichtige Firma aus den Pioniertagen der Elektrotechnik. 

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Benannt nach dem griechischen Sonnengott, brachte die Helios AG im wahrsten Sinne des Wortes Licht nach ganz Europa – mit Generatoren, Glühbirnen und anderen Erfindungen, die in den Werken in Ehrenfeld erstmals produziert wurden. Und auch Leuchttürme, zum Beispiel auf Sylt oder Borkum, wurden damals von der Helios AG ausgestattet. Ihr könnt euch sicher schon denken, wo die Leuchtfeuer dafür getestet wurden? Korrekt – im Ehrenfelder Leuchtturm aka Heliosturm. Der wurde Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Heliosgelände errichtet und war der perfekte Ort, um die Technik für die Nordsee im schönen Kölle auszuprobieren.

Zugegeben: So ein ungewöhnliches und noch dazu schönes Bauwerk hatte für die Helios AG nicht nur einen rein praktischen Nutzen. Neben seiner Rolle als Versuchskaninchen wurde der Heliosturm auch schnell zum Wahrzeichen und Werbesymbol der Firma. Die musste übrigens trotz der Strahlkraft des Leuchtturms schon 1905 Konkurs anmelden.

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Der Heliosturm blieb als Industriedenkmal aber glücklicherweise erhalten und wurde in den 90er-Jahren renoviert. Die schlechte Nachricht: Reingehen dürfen wir leider nicht, denn der Turm ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Schade eigentlich – statt den Blick über Ehrenfeld von seinem ungewöhnlichsten Ort aus zu genießen, werden wir uns also weiterhin von unten aus freuen, wenn dieses ganz besondere Wahrzeichen in unserem Blickfeld erscheint.

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