Köln-Kolumne: Ich dachte, ihr liebt den Dom?

© Christin Otto

Wir lieben Köln. Genau darum gehen wir permanent auf Entdeckungstour und teilen jede Woche unsere besten Tipps mit euch. Dabei stoßen wir nicht nur auf spannende Orte, sondern auch auf Gefühle, Stimmungen und Meinungen, die wir zwar mitbekommen, aber nirgends regelmäßig festhalten. Diese Kolumne ist der Platz, an dem unsere Kölner Redaktionsleiterin Christin ihre Gedanken zu Köln und dem, was ihr in der Stadt begegnet ist, teilt. Heute: Ich dachte, ihr liebt den Dom?

Der Dom ist das Herz Kölns. Nicht nur, weil er auf imposante Weise das Zentrum der Stadt markiert, sondern vor allem, weil er für die Kölner*innen das ultimative Symbol für Heimat ist. Wer in Richtung Köln fährt und schon aus der Ferne die Domspitzen erblickt, weiß: Da bin ich zohus.

Ja, die Kölner*innen lieben ihren Dom – da können Auswärtige ihn noch so oft als mittelschöne Bahnhofskapelle veralbern. Blöd nur, dass man der Stadt diese Liebe so gar nicht anmerkt. Zumindest optisch. Denn während andere Städte wie Antwerpen und Co. ihre berühmten Kirchen mit pittoresken Straßencafés, belebten Bars und schönen Terrassen umringen, damit auch wirklich jede*r den Blick auf das berühmteste Schmuckstück der Stadt genießen kann, gleicht die Domplatte einer tristen Betonwüste, die zwar für ihre heftigen Windböen bekannt ist, aber garantiert nicht für ihre Aufenthaltsqualität.

Rund um den Dom findet man sich zwischen Baugerüsten, Souvenirläden und Luxusgeschäften wieder.

Wer hier einen Kaffee mit Domblick trinken will, bewegt sich bei den Optionen zwischen Franchise-Idylle im Bahnhofs-Starbucks und Rentner*innen-Treff im Café Reichard. Ansonsten findet man sich rund um den Dom zwischen Baugerüsten, Souvenirläden und Luxusgeschäften wieder, in denen sich die schwerreiche Kundschaft mal eben eine Louis-Vuitton-Tasche genehmigen kann. Ganz schön wenig für einen Ort, den die Kölner*innen so lieben und der täglich von bis zu 30.000 Tourist*innen besucht wird.

© Christin Otto

Dass man so unmöglich mit seinem Wahrzeichen umgehen kann, ist offenbar auch der Stadt Köln aufgefallen. Schließlich hat die schon vor mehr als einem Jahrzehnt beschlossen, dass sich in Sachen Domumgebung etwas tun muss. Wer sich die Pläne und die bisher umgesetzten Maßnahmen heute anschaut, sieht jedoch vor allem eines: noch mehr Beton.

Der Dom braucht keine Betonwiese, sondern buntes Treiben, das so lebhaft ist wie die Kölner*innen selbst.

Doch der Dom braucht keine Betonwiese, sondern buntes Treiben, das so lebhaft ist wie die Kölner*innen selbst. Und ja – dass 2023 endlich das neue Dom Hotel am Roncalli-Platz eröffnen soll, mag ein Lichtblick sein. Ob die aufpolierte Fünf-Sterne-Adresse aber wirklich das ist, was Köln und der Dom brauchen, daran habe ich meine Zweifel.

Highlight für alle soll eine Skybar mit Restaurant und Panoramablick in der obersten Etage werden. Natürlich ist das todchic, klingt aber eben auch nach erlauchtem Hochsitz, von dem aus die betuchten Gäste, die sich den Besuch hier leisten können, aufs Fußvolk herabblicken.

Sowas mag nach München passen. Aber Köln? Köln ist nicht Luxus, Köln ist Lebendigkeit, Köln ist Karneval – Köln ist, wenn der CEO und die Putzkraft zusammen schunkeln und mit einem Kölsch anstoßen. Klar, so eine altehrwürdiges Luxushotel ist fancy. Aber das kann es doch nicht gewesen sein. Was ich mir für den Dom wünsche, sind kleine, quirlige Straßencafés und Bars – damit auch wir und alle, die nach Köln kommen, den Dom aus allen Richtungen anschmachten können. Und vor allem, damit Kölns Herz endlich einen echten Pulsschlag bekommt.

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