Autos in der Innenstadt? Nein, danke!
Zugegeben, bei der Entscheidung gegen den Verkehrsversuch auf der Deutzer Freiheit waren den Richter*innen am Verwaltungsgericht Köln die Hände gebunden. Schließlich muss sich das Gericht an geltende Gesetze halten. Die peinliche Posse hat letztlich die Stadt Köln zu verantworten, deren Jurist*innen bei der Planung des Verkehrsversuchs wohl noch im Winterschlaf gelegen haben. Falsch war die Entscheidung, den Verkehrsversuch zu beenden, trotzdem.
Denn wenn ihr mich fragt, ist es sowieso nicht mehr zeitgemäß, in Innenstädten privat überall noch mit dem Auto hinzufahren. Vor allem natürlich, weil uns der Klimawandel – und dazu trägt der Autoverkehr ja nun mal entscheidend bei – irgendwann alle den Kopf kosten wird. Aber das ist längst nicht der einzige Grund, warum ich autofreien Innenstädten äußerst positiv gesonnen bin.
Weniger Abgasschleudern, mehr Lebensqualität
Die Lebensqualität in der Stadt würde sich ohne Autos auf einen Schlag verbessern: mehr Grünflächen und Sitzmöglichkeiten statt Parkbuchten, mehr Außengastronomie statt Abgasschleudern. Mehr Platz für einen schönen Spaziergang statt dem Gedränge auf den in Köln notorisch engen Fußwegen. Unbekümmert spielende Kids statt panischer Eltern, die sich ständig Sorgen um unaufmerksame Autofahrer*innen machen müssen. Ich könnte die Liste beinah endlos fortführen, aber die Message ist klar: Ohne Autos sind die Innenstädte lebenswerter – für uns alle!
Der Sicherheitsaspekt spielt natürlich nicht nur bei spielenden Kids eine Rolle. In der Urteilsbegründung gegen den Verkehrsversuch an der Deutzer Freiheit spricht das Gericht von "vier bis fünf Unfällen pro Jahr" – das sei ein unauffälliger Wert für eine Großstadt wie Köln. Aber vier bis fünf Unfälle, bei denen auch Menschen zu Schaden kommen können, weniger? Ja, bitte, gerne!
Park & Ride und Co.: Wie man autofreie Innenstädte schmackhaft machen kann
Natürlich gibt’s auch bei der Diskussion um autofreie Innenstädte nicht nur Schwarz oder Weiß. Ein Verbot von heute auf morgen wäre kaum umsetzbar – und den Menschen auch nur schwer zu vermitteln. Aber es gibt ja auch ein paar Lösungsansätze, mit denen man die Innenstädte peu à peu autofrei bekommen könnte.
"Park & Ride" wäre zum Beispiel so ein Ansatz. Wie das geht, machen unsere niederländischen Nachbar*innen in Maastricht vor: Am Rande der Innenstadt wird das Auto abgestellt und dann geht’s mit einem Shuttle in die City. Und das für schlappe 2,40 Euro pro Person, für Studis ist der Service sogar kostenfrei. Auch die KVB hat bereits einige "Park & Ride"-Standorte in Köln geschaffen. Klar, damit das am Ende alles reibungslos klappt, braucht’s idealerweise richtig gute Öffis – da darf die KVB gerne noch eine Schippe drauflegen. Trotzdem: Die KVB geht mit "Park & Ride" bereits einen Schritt in die richtige Richtung.
Sollte es ein Anrecht darauf geben, mitten in der Innenstadt direkt vor dem Friseur zu parken, um sich möglichst bequem den 300-Euro-Haarschnitt verpassen zu lassen?
Die berechtigten Ausnahmen sollten allerdings auch nicht vergessen werden: Menschen mit Behinderung sind in vielen Fällen auf Autos angewiesen, Warenlieferungen ohne Transporter oft nicht zu bewältigen. Für solche Fälle muss es ebenfalls passende Regelungen und Möglichkeiten geben.
Doch sollte es ein Anrecht darauf geben, mitten in der Innenstadt direkt vor dem Friseur zu parken, um sich möglichst bequem den 300-Euro-Haarschnitt verpassen zu lassen? Meiner bescheidenen Meinung nach: nein.