Köln hakt nach: Was passiert eigentlich in Kölner Saunaclubs?

© Wolfgang Schiffbauer

In Köln begegnen uns immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. In unserer Serie "Köln hakt nach" gehen wir darum Fragen, Phänomenen und kuriosen Geschichten aus Köln auf den Grund. Auch ihr habt etwas entdeckt? Dann schickt uns eure Fragen!

Prostitution ist eines der ältesten Gewerbe der Welt – und das Geschäft mit dem käuflichen Sex blüht! Laut Statistischem Bundesamt waren Ende 2022 28.280 Prostituierte gültig angemeldet – und die gehen ihrer Arbeit entweder auf der Straße oder in verschiedenen Etablissements nach. Dazu gehören klassische Bordelle, wie beispielsweise das Pascha auf der Hornstraße, aber auch Läden, bei denen man im ersten Moment nicht unbedingt an Sex denkt: die Saunaclubs.

Wir haben uns gefragt: Was hat es mit den ominösen Saunaclubs eigentlich auf sich? Gibt’s dort wirklich einen Wellness-Bereich – oder geht es nur darum, einen Puff nicht Puff zu nennen? Und wer verkehrt eigentlich in Saunaclubs? Um eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen, haben wir mehrere Läden in Köln und Umgebung kontaktiert – jedoch hüllen sich die Verantwortlichen in Schweigen und haben unsere Anfragen unbeantwortet gelassen.

Der Pilot zwischen seinen Flügen, der Vater, dessen Frau gerade im Kreißsaal ein Baby bekommen hat oder der Bräutigam in der Nacht vor der Hochzeit.
Eine ehemalige Saunaclub-Mitarbeiterin auf die Frage, welche Männer ihren Laden besucht haben

Wir hatten allerdings die Möglichkeit, mit zwei ehemaligen Mitarbeiterinnen von Kölner Etablissements zu sprechen – beide wollen anonym bleiben, haben uns aber einen Einblick in die Welt der Saunaclubs gegeben: "Jeder gehört zum Klientel. Es gibt kaum einen Mann, der sich davon freisprechen kann. Ob es der Pilot zwischen seinen Flügen ist, der Vater, dessen Frau gerade im Kreißsaal ein Baby bekommen hat oder der Bräutigam in der Nacht vor der Hochzeit", erzählt uns eine der beiden. "Wir haben alles schon erlebt."

© Dainis Graveris | Unsplash

Das Einkommen würde dabei keine Rolle spielen – denn zu den Gästen gehören sowohl Männer, die Geld im Überfluss haben, aber auch die, die sich jeden Besuch im Saunaclub mühsam ersparen müssen. Für das Eintrittsgeld bekommen die Männer einen Bademantel und können den Pool und die Saunen der Clubs nutzen – ja, es gibt tatsächlich einen Wellness-Bereich in Saunaclubs. "Aber es gibt eigentlich keine Gäste, die nur zum Wellness in den Club kommen", sagt man uns. "Manche wollen nur mit den Frauen quatschen, wollen sich ausheulen, aber für die meisten geht es um Sex."

Oft wird die Summe im Anschluss geteilt – die eine Hälfte geht an die Frau, die andere Hälfte an den Saunaclub.

In manchen Läden ist in den Eintrittspreis auch eine Getränkepauschale inbegriffen, Drinks für die Frauen kosten aber natürlich extra – und das nicht zu knapp: "Die Männer geben den Frauen gerne ein Glas Sekt oder Champagner aus, bevor sie auf’s Zimmer gehen." An den Getränken verdienen die Frauen dann auch mit – denn in vielen Saunaclubs gibt's für jedes Gläschen Schampus eine Provision.

Die Frauen sind in den Clubs selbstständig – in manchen Läden verhandeln sie selber mit den Kunden, in anderen gibt das Etablissement die Preise für die sexuellen Dienstleistungen vor. Oft wird die Summe im Anschluss geteilt – die eine Hälfte geht an die Frau, die andere Hälfte an den Club. Quasi als eine Art Miete für Zimmer, Security und Co. – genau wie in einem klassischen Bordell. Der Unterschied zum Saunaclub liegt in den höheren Preisen, den Wellness-Möglichkeiten und dem "subtilerem" Ambiente.

"Puff-Provision" für Taxifahrer*innen

"Bei uns ging der Clubanteil damals übrigens direkt wieder drauf", verrät uns eine der ehemaligen Saunaclub-Mitarbeiterinnen noch. "Damit haben wir die Provision bezahlt – für die Taxifahrer." Pro abgeliefertem Gast haben Taxifahrer*innen von den Saunaclubs nämlich Kohle kassiert. Früher, verrät uns ein Taxifahrer, waren in einer Messe-Nacht "gut und gerne Mal tausend Mark extra" drin – ein lukratives Geschäft. Ob es auch heute noch eine "Puff-Provision" gibt, will er uns aber lieber nicht verraten.

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