Köln hakt nach: Was hat es mit dem grauen Bus am Deutzer Rheinufer auf sich?

© Christin Otto

"Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!" Sesamstraßen-Fans haben diese Lebensweisheit längst verinnerlicht. Trotzdem traut man sich bei der ein oder anderen Frage nicht, sie zu stellen. Weil sie zu banal erscheint – oder man schlichtweg nicht weiß, wer die Antwort kennen könnte. Hier kommen wir ins Spiel, denn wir haken für euch nach. Wir finden nämlich: Fragen – seien sie noch so simpel – sind nicht nur was für Kinder. Schließlich begegnen uns in Köln immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. Geht euch genauso? Dann schickt uns eure Fragen – wir beantworten sie oder suchen schlaue Menschen, die das können.

Was hat es mit dem geteilten Bus neben dem LVR-Gebäude auf sich?

Der geteilte Bus aus Beton neben dem LVR-Gebäude am Deutzer Rheinufer ist für Schnappschussjäger*innen ein beliebtes Fotomotiv – vor allem, weil man durch die Lücke den Kölner Dom sieht.

Doch das sogenannte "Denkmal der grauen Busse" hat einen traurigen Hintergrund. Es erinnert an all die Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen, die von den Nazis systematisch ermordet und mit grauen Omnibussen in Vernichtungslager abtransportiert wurden. Die Inschrift "Wohin bringt ihr uns" ist ein Satz, den einer der Männer gesagt haben soll, die von den Bussen abgeholt wurden.

© Christin Otto

Allein in den Jahren 1940 und 1941 fielen in Deutschland mehr als 70.000 Menschen dem Euthanasie-Programm der Nazis zum Opfer. Die Massenmorde sind als "Aktion T4" in die Geschichte eingegangen – T4 deshalb, weil sich die Zentrale, in der die Morde geplant wurden, in der Tiergartenstraße 4 in Berlin befand.

Allein aus dem Rheinland wurden fast 10.000 Psychiatriepatient*innen umgebracht, zum Beispiel aus der Klinik Bedburg-Hau, die damals unter der Verwaltung des Rheinischen Provinzialverbandes stand. Das erklärt auch den Standort des Mahnmals: Der LVR ist der Nachfolge-Verband des Rheinischen Provinzialverbandes.

© Christin Otto

Das "Denkmal der grauen Busse" gibt es übrigens nicht nur in Köln. Es bestand nämlich schon immer aus zwei Bussen. Einer blockiert seit 2006 dauerhaft die alte Pforte der ehemaligen Heilanstalt Ravensburg-Weißenau, ein zweiter bewegt sich als wanderndes Mahnmal durch Deutschland und machte 2011 bis 2012 neben dem LVR-Gebäude in Deutz Station.

Da sich der LVR 2012 aber dazu entschloss, das Denkmal dauerhaft in Deutz stehen zu lassen, wurde ein modellgleicher Nachguss in Auftrag gegeben, sodass es nun schon seit einigen Jahren einen grauen Bus mit festem Standort in Köln gibt.

© Christin Otto

Wenn ihr das "Denkmal der grauen Busse" in Köln besuchen wollt, ist der Weg ganz einfach: Das LVR-Gebäude steht am Deutzer Rheinufer direkt neben dem Hyatt Hotel. Ihr lauft zwischen beiden Gebäuden ein Stück vom Rhein weg und schon seht ihr den grauen Bus auf der dahinter liegenden Wiese. An einem Haltestellenschild erfahrt ihr dann auch noch mehr zu dem Mahnmal.

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