Köln hakt nach: Stimmt es, dass es ohne den Zweiten Weltkrieg keinen Herkulesberg gäbe?

© Christin Otto

"Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!" Die Sesamstraßen-Fans unter uns haben diese lebenswichtige Weisheit natürlich längst verinnerlicht. Trotzdem traut man sich bei der ein oder anderen Frage dann doch nicht, sie zu stellen. Weil sie zu banal erscheint – oder man schlichtweg nicht weiß, wer die Antwort kennen könnte. Hier kommen wir ins Spiel! Wir haken für euch nach. Denn wir finden: Fragen – seien sie noch so simpel – sind nicht nur was für Kinder. Schließlich begegnen wir in Köln immer wieder kuriosen Dingen, die uns staunend oder fragend zurücklassen. Geht euch genauso? Dann schickt uns eure Fragen – wir beantworten sie oder suchen jemanden, der das kann.

Stimmt es, dass es ohne den Zweiten Weltkrieg keinen Herkulesberg gäbe?

© Carolin Franz

Köln ist ganz schön flach – in der Domstadt kommt man sogar mit einer kaputten Gangschaltung überall mit dem Rad hin, denn richtig hohe Berge muss man hier selten erklimmen. Wenn man sich das Stadtbild mal genauer anschaut, entdeckt man dann aber doch ein paar Berge – oder eher Hügel. Der Herkulesberg und der Aachener Weiher, bzw. der Hiroshima-Nagasaki-Park, stechen da als ungewöhnliche Erhebungen ins Auge.

Dass diese Mini-Berge nicht so richtig ins flache Kölner Stadtbild passen wollen, hat einen einfachen Grund: Sie sind nicht auf natürliche Weise entstanden, sondern das Ergebnis der Wiederaufbauarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg. Köln war damals so zerstört, dass es eine riesige Menge Schutt gab, die irgendwo hin musste. Zunächst sollten die Trümmer durch eine "Trümmerverwertungsanlage" zu Baustoff recycelt werden – diese Idee wurde aber wieder verworfen.

Stattdessen wurden die Trümmer an mehreren Ecken in der Stadt zu hügeligen Landschaften modelliert. Sogenannte "Trümmerberge" oder "Trümmerhügel" findet man heute nicht nur am Herkulesberg und am Aachener Weiher, sondern auch am Beethovenpark, am Äußeren Grüngürtel und ein paar weiteren Orten im Kölner Stadtgebiet.

© Dana Weise

Was in den 50er-Jahren aus der Not heraus entstand, ist heute aus dem Kölner Stadtbild kaum wegzudenken – und mittlerweile verschwenden wohl die wenigsten einen Gedanken an die Kriegstrümmer, wenn sie am Aachener Weiher spazieren, grillen oder die Sonne genießen. Dabei liegt der Schutt nur zehn bis 30 Zentimeter unter der Erde, wie Dr. Bauer, der stellvertretende Leiter des Grünflächenatmes, dem Kölner Stadt-Anzeiger verriet. Wegen fehlender Rohstoffe konnte man die Hügel nur mit einer dünnen Erdschicht bedecken und pflanzte deshalb Bäume, die auch unter diesen Bedingungen gut wachsen konnten. Heute verstecken sich die Trümmer unerkannt unter Grünflächen, Pflanzen und Bäumen.

Übrigens: Der Herkulesberg wurde zwar auf eine beachtliche Höhe von 72,2 Metern zusammengeschoben, der höchste Berg Kölns ist er damit aber nicht. Wenn ihr den "besteigen wollt", dann müsst ihr Richtung Königsforst fahren, denn der dort gelegene Monte Troodelöh kann diesen Titel mit seinen 108 Metern Höhe für sich beanspruchen – und das auf ganz natürliche Weise, ohne versteckte Trümmer.

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