Köln hakt nach: Was hat es mit den Stahlrädern in der Südstadt auf sich?
In Köln begegnen uns immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. In unserer Serie "Köln hakt nach" gehen wir darum Fragen, Phänomenen und kuriosen Geschichten aus Köln auf den Grund. Auch ihr habt etwas entdeckt? Dann schickt uns eure Fragen!
Als Kind der Südstadt ist mir beinah jede Grünanlage im Umkreis des Chlodwigplatzes bekannt. Schließlich habe ich zu Schulzeiten fast jede freie Minute mit Freund*innen an der frischen Luft verbracht. Ob auf dem Bolzplatz oder einfach nur auf Entdeckungstour durch unser Veedel. Das Betonplateau mit den – in Kinderaugen – riesigen roten Stahlrädern direkt an der Annostraße hat uns schon damals fasziniert. Und natürlich haben wir auch, allen Verbotsschildern zum Trotz, ab und an auf der Plattform herumgeturnt. Ist doch klar!
Doch was steckt hinter diesem Relikt aus längst vergangenen Industrie-Zeiten? Die Antwort lautet: Schokolade! Die Stahlräder gehören nämlich zu den letzten Überbleibseln der Firma Stollwerck, die über ein Jahrhundert lang in der Südstadt auf einem riesigen Gelände Schokolade und andere Süßwaren produziert hat.
Von 1839 bis ins Jahr 1972 wurden im Severinsviertel auf mehr als 55.000 Quadratmetern Süßwaren hergestellt, bevor der Standort schließlich nach Porz verlegt wurde. Im Volksmund wurde die Fabrik wegen ihrer riesigen Schornsteine Kamelle-Dom genannt – inzwischen erinnern nur noch wenige Bauten an diese Zeit. Dazu gehören die roten Schwungräder inmitten der Grünfläche an der Annostraße. Mit denen wurden damals die Kompressoren der Fabrik in Gang gesetzt, die für die Kühlung der flüssigen Schokomasse gesorgt haben. Ein essentieller Part in der Herstellung von Schokolade!
Auch der kleine Turm wenige Meter weiter gehörte einst zur Schokoladenfabrik – damals einer der imposanten Schornsteine, die für den Spitznamen Kamelle-Dom verantwortlich gewesen sind. Heute ist der Schornstein "gestutzt" und natürlich längst außer Betrieb – unter dem Türmchen befindet sich statt der Industrieanlagen nun eine Tiefgarage. Die Stadt sicherte sich nämlich in den 70er-Jahren für einen Kaufpreis von 50 Millionen Mark das Stollwerck-Gelände, um Wohnraum zu schaffen. Sicherlich ein sinnvoller Tausch, auch wenn so manchen älteren Kölner*innen bei Erinnerungen an die Zeit der Schokoladenfabrik noch immer die Augen glänzen.